Der besondere Clou des Bultaco Albero erschließt sich nur mithilfe von Beinarbeit

Ein neuer Motorrad-Fahrrad-Zwitter ist auf dem Markt. Albero heißt das von Hersteller Bultaco entwickelte Elektro-Zweirad. Neun Gänge hält das Schaltwerk bereit, dazu einen Knopfdruck-Overdrive mit Faktor 1,65, um jenseits von 25 km/h nicht hohl zu treten (das Albero 4.5 läuft nämlich 45 Sachen). Und natürlich einen 2 kW/2,7 PS starken Radnabenmotor sowie einen massiven Akkupack, der für bis zu 100 ­Kilometer Reichweite gut sein soll.

„Am besten ist es, wenn man als Albero-Fahrer trotz des Elektroantriebs in die Pedale tritt“, rät Alessandro Bifano, italienischer Zweirad-Experte. Da hat man einen E-Motor und einen vollen Akku dazu und soll in die Pedale treten? Also ignoriere ich Alessandros Hinweis. Ein Dreh am rechten Lenkergriff genügt, leise surrend setzt sich das Albero in Bewegung. Anders als bei einem Pedelec ist jedoch bei 25 km/h keineswegs Schluss mit dem elektrischen Rückenwind, sofern man jedenfalls statt des „Eco“-Fahrmodus „Touring“ oder – noch deutlich lebendiger – gar „Sport“ angewählt hat: 50 km/h zeigt der kleine Digitaltacho maximal. Alessandro, ein paar Meter vor mir unterwegs, tritt eifrig in die Pedale, ist deshalb aber nicht schneller. Irgendwie sieht seine Fahrt aber dynamischer, einfach besser aus.

Klar wird mir der Unterschied zwischen dem Mitpedalieren und dem Gefahrenwerden auf der kurvenreichen Straße hinauf zur Burg Gibralfaro. Ohne Treten rollt man mühelos bergauf. Trete ich aber beim selben Tempo – sagen wir 35 km/h – in die Pedale, fühlt sich das deutlich schneller an. Es steckt angewandte Psychologie dahinter: Das In-die-Pedale-Treten macht mich zum gefühlten Fahrradfahrer. Und da sind 35 km/h (noch dazu bergauf!) eine ganz andere Nummer als Tempo 35 auf einem x-beliebigen E-Motorrad oder einem ­E-Roller. Da ist dann nämlich nichts Dynamisches dran.

Die Reichweite des Akkus beträgt laut Unterlagen 50 Kilometer bei „Sport“, 75 bei „Touring“ und 100 bei „Eco“. Das Laden kann entweder am montierten Akku oder auch extern erfolgen. Gut acht Kilogramm wiegt der Speicher; zum Laden genügt eine Haushaltssteckdose.

Technische Basis des Albero ist das Modell Brinco. Die Firma hat ihren Sitz in Madrid, montiert wird in Barcelona. Die dicken Schwalbe-Reifen, die hochwertige Lichtanlage, die guten Feder- und Dämpfungselemente für Vorder- und Hinterrad und die sehr wirksamen, gut dosierbaren Scheibenbremsen vorn und hinten entstammen allesamt der Produktion hochwertiger Marken. Der Preis liegt dann auch bei 5800 Euro. In Deutschland gibt es momentan erst vier Händler für das elektrische Motor-Fahrrad; ein Importeur wird noch gesucht.