Das gelobte Land einer bestimmten Sorte Autofahrer, es ist die Mittelspur der Autobahn. Wenn sie sich dort erst einmal häuslich eingerichtet hat, hält sie es mit dem Songtitel von Wir sind Helden: „Gekommen, um zu bleiben.“ Das wäre an sich gar nicht so schlimm, wenn die Beharrungskraft nicht nur auf die Spur, sondern auch auf die Reisegeschwindigkeit angewandt würde.

Dass das Tempolimit von 100 Stundenkilometern seit dem letzten Blick auf den Straßenrand vor etwa vier Ausfahrten schon aufgehoben, wegen einer Baustelle wieder ausgerufen, erneut aufgehoben und schließlich durch eine automatische Verkehrsüberwachung ersetzt wurde, die seinetwegen gerade einen digitalen Nervenzusammenbruch bekommt, stört den Bremsschuh und seinen Tempomaten nicht. Er hat schließlich einen Auftrag: die pädagogische Schulung anderer Verkehrsteilnehmer.

Wer schneller fahren möchte als er selbst, der ist potenziell gemeingefährlich, macht mit Sicherheit rücksichtslosen Gebrauch von Lichthupe und Blinker und klaut wahrscheinlich sogar kleinen Kindern den Lolli. Also muss eine Lektion her: Schaut, auch ich komme an, ganz ohne Spurwechsel-Aufwand. Dass ich nicht nur links, sondern auch zunehmend häufiger rechts überholt werde, werte ich als Zeichen der Verrohung auf den Straßen. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

Da lobt man sich die Alt-68er: Die haben den Spontispruch „In der Not bringt der Mittelweg den Tod“ schon vor Dekaden verinnerlicht. Heute sind sie als alternde Turbokapitalisten ganz links mit 250 unterwegs; oder sie tuckern mit 85 im VW-Bus über die rechte Spur.