Auto-Mythen halten sich hartnäckig, aber die meisten sind falsch. Ein Check

„Weißt du noch, als wir beim Käfer den gerissenen Keilriemen durch Mutters Strumpfhose ersetzt haben?“ So oder so ähnlich beginnen manche Abende am Kamin. Wenn Großvater von früher erzählt. Als es im VW Käfer zu viert über die Alpen nach Italien ging. Bis unters Dach vollgepackt, und keiner musste sich anschnallen. Legendenbildung.

Es gibt viele kuriose Dinge und moderne Mythen rund ums Auto, die seit Jahren weitererzählt werden. Obwohl sie falsch sind. „Ein Teil der Mythen stammt noch aus Großvaters Zeiten, sie wurden von den älteren Generationen mündlich weitergegeben und werden heute zum Teil noch lebendig gehalten“, sagt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Dazu zählt auch die Geschichte mit der Damenstrumpf­hose als Keilriemenersatz. „Die Fahrzeugtechnik hat sich aber seitdem stark entwickelt, und die alten Geschichten stimmen einfach nicht mehr. Auch gut gemeinte Spritspartipps sind heute obsolet.“ Das sei heute in modernen Fahrzeugen beispielsweise mit Start-Stopp-Automatik besser möglich, als auszukuppeln und das Auto im Leerlauf den Berg hinunterrollen zu lassen.

Der ADAC kämpft seit Jahren gegen solche Mythen an. Vor allem in den Bereichen Gesundheit sowie Müdigkeit halten sich hartnäckige Gerüchte. Etwa, dass Kaffee und Energiedrinks Autofahrer konstant wach halten. „Das ist Quatsch, Koffein erhöht die Aufmerksamkeit nur für einen kurzen Zeitraum. Eine halbe Stunde nach dem Einnehmen für etwa zwei Stunden“, sagt ein Sprecher. Auch dass Autofahrer merken, wenn sie kurz vor dem Einschlafen sind, stimme nicht. Denn wer müde ist, schlafe auch irgendwann mal ein. Plötzlich. Ebenso unsinnig sei der Glaube, dass frische Luft und laute Musik den Fahrer kon­stant vorm Weg­nicken abhalten. Der Effekt sei sehr schnell wieder vorüber. Zehn Auto-Mythen im Check:
Damenstrumpfhose: Statt eines Keilriemens kann man eine Damenstrumpfhose verwenden. Das galt vielleicht beim VW Käfer, nicht jedoch für moderne Fahrzeuge.
Warmfahren:
Ein Motor muss mindestens zehn Kilometer warm gefahren werden. Das kommt auf die Größe des Motors und die Verbrennungsart an. Großvolumige Diesel brauchen mehr Zeit als kleine Benziner. Entscheidend ist die Temperatur des Öls.
Kaugummi als Kitt: Einen Kühlwasserschlauch kann man mit Kaugummi reparieren. Nein, denn im Kühlkreislauf herrscht ein zu hoher Druck. Der Kaugummi würde schnell abfallen.
Guckloch: Im Winter reicht ein kleines Guckloch völlig aus. Falsch. Alle Scheiben müssen frei bleiben. Es muss sogar das ganze Auto schneefrei sein.
Termin überziehen: Die Hauptuntersuchung (HU) darf man ruhig zwei Monate überziehen. Falsch. Den Termin der HU darf man nicht überziehen. Allerdings wird ein Bußgeld erst nach zwei Monaten fällig.
Allrad mit Schneeketten: Bei einem Allradauto braucht man keine Schneeketten. Das stimmt nicht. Schneeketten sind in Deutschland, Österreich und Italien überall dort Pflicht, wo ein blaues Schneeketten-Schild steht. Das gilt dann für alle Fahrzeuge.
Auffahrunfall: Wer einem hinten auffährt, hat immer Schuld. Das stimmt nicht. Je nach Verhalten des Vorausfahrenden trifft ihn auch eine Teilschuld.
Supermarkt-Parkplatz: Auf Kundenparkplätzen wie von Supermärkten gilt immer die Straßenverkehrsordnung (StVO). Das ist falsch. Das Schild hat keine rechtliche Bedeutung. Die StVO gilt nur auf öffentlichen Straßen, nicht jedoch auf privaten Grundstücken.
Bergab Sprit sparen:
Man spart Sprit, indem man bei Bergabfahrten den Motor ausmacht. Das stimmt. Aber es ist sehr gefährlich: Denn einige Zusatzaggregate wie der Bremskraftverstärker oder die Servolenkung sind ohne laufenden Motor nicht betriebsbereit.
Autos mit Automatik: Automatikautos verbrauchen grundsätzlich mehr. Zwar wiegen Automatikgetriebe meist mehr als manuelle Getriebe. Der Mehrverbrauch wird aber durch mehr Gänge und eine niedrige Übersetzung kompensiert.