Opel, jetzt eine Marke im PSA-Konzern, schickt mit dem Grandland X ein SUV auf Basis des Peugeot 3008 zur IAA.

Lange bevor der Verkauf von Opel nach Frankreich besiegelt wurde, stand schon fest: Peugeot und der deutsche Partner am Main werden in Zukunft die immer noch steigende Nachfrage nach SUV-Modellen gemeinsam befriedigen. Im Frühjahr kam der knuffige, kleine Crossland X, und nun also der um gut 20 Zentimeter längere Grandland X.

Auch er hat ein Pendant aus dem Nachbarland. Ist es beim SUV-Mini der ebenfalls neue Citroen C4 Aircross, feiert der derzeit größte Stadtindianer von Opel Bruderschaft mit dem Peugeot 3008. Da der schon seit letztem Herbst auf dem Markt ist, blieb also genügend Zeit, den Grandland X „einzudeutschen“.

Ein Hauch eleganter

In der Tat gibt es Unterschiede zwischen den Zwillingen. „Gleichteile da, wo es der Kunde nicht sieht“, betont Produktmanager Michael Walter. Ein Rundgang um das Fahrzeug macht deutlich, was der Opel-Mann meint. Die Motorhaube, beim Opel durch drei gen Bug gepfeilte Linien strukturiert, ist beim 3008 glatt gebügelt. Das LED-Tagfahrlicht knickt beim Peugeot nach unten ab, die beiden äußeren Lufteinlässe sind beim Deutschen höher angebracht und dank einer Chromschwinge einen Hauch eleganter. In Summe wirkt der Peugeot etwas grimmiger als der in diesem Punkt bravere Opel.

Ähnliches gilt für die Flanken, bei denen die Designer beider Marken getrennte Wege gingen. An der ansteigenden Linie von Fahrertür bis zum Ansatz der Heckleuchten ist der Grandland X zu erkennen. Die Nachbarn entschieden sich für jeweils kurze Betonungen der Seitenpartie oberhalb der Radhäuser. Die Rückansicht wird beim 3008 durch ein durchgehendes mattschwarzes Element dominiert, das optisch aus der Rückscheibe herauswächst und die Heckleuchten umschließt. Opel wählte eine scharfe Kante mit klarer Struktur, montierte das Kennzeichen im hinteren Stoßfänger. Bei Peugeot ist es viel höher in die Heckklappe eingebettet.

Das Raumgefühl ist sehr gut

Designer Sven Weinfurther spricht von der typischen Linienführung der neuen Opel-Generation, die den Grandland X klar als Familienmitglied ausweist. „Auch der neue Insignia Sports Tourer und der Mokka haben Pate gestanden“, sagt er. Da Opel und Peugeot vom selben Band in Frankreich laufen, musste bei alledem auch auf die reibungslose Produktion geachtet werden.

Den größten Freiraum bot die Gestaltung des Innenraums. Hier sollten die Fans der beiden Marken nur Vertrautes finden. Das Grandland-X-Cockpit ähnelt dem von Mokka, Insignia und Co. Die beiden Hauptinstrumente ruhen in einer chromumrandeten, hantelförmigen Behausung, darüber kleine Anzeigen für Tank und Temperatur.

Digitales Kombiinstrument

Der Peugeot vertraut auf das hauseigene digitale Kombiinstrument. Getrennte Wege auch bei der Verteilung der Luftgitter, der Mittelkonsole oder der Anbringung des Zentralmonitors fürs Navi und die Bedienung diverser Funktionen. Nur die Türgriffe sind identisch. Wirkt der Peugeot wiederum etwas mutiger, kommt der Opel durchaus konservativer daher.

Die Sitzprobe im Grandland X überzeugt mit weiteren Qualitäten, die den Zwillingen gemeinsam sind. Das Raumgefühl, auch auf den hinteren Sitzen, ist beeindruckend. Drei Erwachsene sitzen kommod nebeneinander, haben dank des üppigen Radstandes reichlich Platz bis zur Rückwand der Vordersitze. Auch über dem Haupthaar bleibt eine gute Handbreit Luft. Der Kofferraum mit seinen 514 bis 1652 Litern macht den Opel zum Familien- und Hobbyfreund, kann mit geräumigen Kompaktklasse-Kombis locker mithalten.

Lange Ausstattungsliste

Nur Gemeinsamkeiten finden sich im Motorraum, wo sich Triebwerke made in France breitmachen dürfen, die sich in Sachen Hubraum bescheiden geben. Der Grandland X startet mit einem Drei-Zylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und 96 kW/130 PS. Der 1,6-Liter-Diesel (vier Zylinder) bringt es auf 88 kW/120 PS. Stärkere Herzen werden aber folgen. Alles andere als bescheiden dagegen die lange Ausstattungsliste. Tempomat mit Fußgängererkennung und Notbremsfunktion, Müdigkeitserkennung, Parkassistent oder 360-Grad-Kamera. Auch Lenkradheizung, die per Fuß öffnende Heckklappe oder Voll-LED-Scheinwerfer sind zu haben.

Natürlich kommt das Basismodell für 23.700 Euro nicht mit diesen Feinheiten daher. Sie sind meist in Ausstattungslinien und Paketen versteckt oder müssen trickreich miteinander kombiniert werden. Wer den Verlockungen nicht widerstehen kann und einen voll ausgerüsteten Grandland X im eigenen Carport parken will, ist gut 35.000 Euro los. Bei Peugeot (ab 23.250 Euro) ist das ähnlich. Wobei die beiden Firmen darauf geachtet haben, dass die jeweiligen Kombinationen an Extras nicht vergleichbar sind. Was beim einen in Serie an Bord ist, muss beim anderen extra bezahlt werden. Ganz schön pfiffig.

Eines jedoch gibt es nicht gegen Geld und gute Worte. Da in Frankreich der Allradantrieb nicht so populär wie hierzulande ist, müssen sich auch die Opel-Käufer mit Frontantrieb begnügen. Stattdessen gibt es auf Wunsch eine elektronische Allrad-Simulation namens IntelliGrip, die auf verschiedene Straßenzustände eingestellt werden kann und in richtigem Gelände aber schnell an ihre Grenzen stößt. Aber für Grandland-Fahrer ist das Land auch auf festen Straßen sicher groß genug.