Zum Glück gibt es Werbeagenturen, in denen hoch bezahlte Menschen mit hochtrabenden, irgendwie englisch klingenden Tätigkeitsbezeichnungen die Grenzen des Möglichen ausloten – und durchbrechen. Denn ich halte mich zwar für kreativ. Aber eine Flasche Gin auf den Markt zu werfen, die 1000 Euro kostet, weil in dem Fusel unbekannter Herkunft ein Motorradteil schwimmt? Darauf wäre ich nicht einmal gekommen, wenn ich vorher größere Mengen nicht vollständig legaler Erfrischungsmittel in Pulverform konsumiert hätte.

Für die Hamburger Motorradschmiede Ehinger Kraftrad haben Serviceplan und Studio Oeding „The Archaeologist“ erdacht. Einen Gin, „aromatisiert mit dem Geist seltener Original-Motorenteile“. Uwe Ehinger höchstselbst hat das Altmetall der Marke Harley-Davidson in Mexiko, Chile und Südkorea ausgebuddelt – und weil nach der Restauration der Zweiräder augenscheinlich Teile übrig waren, mit denen er nichts anzufangen wusste, wurden Muttern, Kipphebel und Nockenwellen kurzerhand auf Flasche gezogen.

So viel Humbug in einem Produkt nötigt mir den größten Respekt ab. Und im Kapitalismus zeigt man diesen ja bekanntermaßen am besten dadurch, dass man erfolgreiche Ideen kopiert. Ich schaue also mal eben in die Hausbar und auf den nächstgelegenen Schrottplatz. Und falls Sie hier künftig nichts mehr von mir lesen, bin ich mit BMW-Rum (mit einem Gurtstraffer aus einem 318i von 1987), Mercedes-Wodka (mit selbst gepflücktem Kühlerstern) und VW-Whiskey (mit Partikelfilter-Finish) tatsächlich reich geworden.