2018 startet in Stuttgart ein Pilotversuchvon Mercedes und Bosch zum automatisierten Parken

Gut einen Tag verschwenden Autofahrer im Durchschnitt pro Jahr für die Parkplatzsuche. Und ist eine passende Lücke gefunden, fängt das Drama oft erst an: 40 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Sachschaden entstehen nämlich beim Einparken. Zumindest letzteres könnte zukünftig vermieden werden, wenn man das Parken einfach dem Auto überlässt. Einen ersten Pilotversuch dazu startet Mercedes jetzt zusammen mit Bosch im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum.

Das Prinzip dahinter ist nicht neu: Man fährt mit seinem Auto irgendwo hin, steigt aus, und jemand anderes kümmert sich darum, dass der Wagen geparkt wird. Anders als bei Hotels, Restaurants oder Einkaufszentren steigt im Mercedes-Museum zukünftig allerdings kein livrierter Angestellter mehr ein, sondern das Fahrzeug kümmert sich selbst um seine Verbringung. Die dafür nötige Rechenleistung muss das Auto an Bord haben – und das Parkhaus muss mit entsprechender Infrastruktur ausgestattet sein. Genau dafür haben sich Bosch und Daimler zusammengetan: Der eine liefert die nötige Ausstattung des Parkhauses, der andere rüstet die Fahrzeuge aus.

Der Kunde spart Zeit, Mühe und vermeidet Parkrempler

Um ein Parkhaus für das automatisierte Valet-Parken vorzubereiten, muss eine detaillierte Karte des Gebäudes erstellt werden. Zusätzlich wird ein Netz aus Lasersensoren aufgebaut, das die Bereiche, in denen sich die Autos bewegen sollen, überwacht; später sollen diese Aufgabe Kameras übernehmen, die aktuell noch nicht mit der nötigen Geschwindigkeit arbeiten können. Und schließlich braucht es einen Leitrechner, der alle Informationen bündelt, und natürlich ein WLAN, über welches das Parkhaus mit dem Auto kommuniziert. In der Praktik soll es zukünftig so sein, dass Museumsbesucher ihr Fahrzeug in einer Drop-off-Zone abstellen und auf Ihrem Smartphone den Parkvorgang starten. Dann übernimmt der Parkhaus-Computer die Steuerung, und lotst das Auto zu einem freien Parkplatz. Nach dem Museumsbesuch reicht ein weiterer Tastendruck, und der Wagen wird zu einer Pick-up-Zone gebracht. Anders als beim autonomen Fahren, wo das Fahrzeug die komplette Intelligenz selbst bereitstellen muss, wird es beim Automated Valet Parking vom Leitrechner aus ferngesteuert. Der erkenntauch, wenn Fußgänger oder andere Fahrzeuge im Weg sind und stoppt das Auto. „Durch diese Zusammenarbeit können wir das System deutlich schneller umsetzen, als wenn das Auto alleine die gesamte Verantwortung tragen müsste“, erklärt der für das autonome Fahren bei Bosch zuständige Manager Gerhard Steiger. Gleichzeitig überwachen bordeigene Ultraschallsensoren, Radars und Kameras weiterhin die Umgebung und greifen im Notfall ein.

Bis Lieschen Müller allerdings ihr Privatfahrzeug in der Drop-off-Zone abgeben kann, wird es dauern. An dem in Stuttgart für Anfang 2018 geplanten Pilotversuch mit Mercedes-Kunden und Interessenten werden zunächst nur vier bis fünf E-Klassen teilnehmen. „Nach ein bis zwei Jahren werden wir dann sehen, wie sich die Technik weiterentwickelt“, so Michael Hafner, der bei Daimler für die aktive Sicherheit zuständig ist. Das Potenzial, das in der Technik steckt, ist auf jeden Fall groß: Für den Kunden liegen die Vorteile auf der Hand, er spart Zeit, Mühe und vermeidet Parkrempler. Doch auch die Parkhausbetreiber müssen davon profitieren, schließlich kommt auf sie eine Investition in voraussichtlich sechsstelliger Höhe zu.

Zum einen lässt sich damit die Parkfläche effizienter nutzen, schließlich muss niemand mehr ein- und aussteigen, wenn das Auto steht. Zum anderen könnte der automatisierte Parkservice kostenpflichtig sein, auch weitere Dienstleistungen sind denkbar. Beispielsweise könnte der Wagen, bevor er in die Parklücke fährt, noch einen Abstecher zu einer Waschstraße machen – oder man bietet zusammen mit Ladenbetreibern in einem Shoppingcenter einen Lieferdienst an, über den die Einkäufe direkt in den Kofferraum gebracht werden.