Gute Nachrichten für alle Temposünder: Ich habe den Schuldigen für Geschwindigkeitsübertretungen ein für ­allemal ausgemacht. Es ist: das Radio. Genauer gesagt, die Musik, aus ihm tönt.

Nachrichtensender sind in diesem Zusammenhang gänzlich unverdächtig, sie führen maximal zu irritierend langsamer Fahrweise (oder zu einem Schreikrampf, wenn man den Staumeldungen entnimmt, dass man noch stundenlang im Schritttempo unterwegs sein wird). Ideal-Standard-Formatfleischpop mit den „Hits der 90er, 2000er und dem Besten von heute“ sorgen ebenfalls nicht für den versehentlichen Bleifuß. Dafür läuft einem schon nach kurzer Zeit das Großhirn aus den Ohren, aber das ist ein anderes Problem.

Schuld sind Sender, die ganz und gar in der Vergangenheit leben, gern irgendwas von „Klassikern“ in ihren Jingles erzählen und bei denen vor dem inneren Auge der Moderator immer in Karottenjeans und mit hochgekrempelten Jackett-Ärmeln vor dem Mikro sitzt. Die stoßen bei ihren Ausgrabungen im Musikarchiv gern einmal auf eine australische Band, auf AC/DC, den Urgrund aller Strafzettel für zu schnelles Fahren.

Als ich unlängst nachts auf dem Weg durch die Stadt nach Hause war, spielte ich am Radio herum. Und auf einmal waren da diese Gitarren: „Let There Be Rock“. Die 40 Jahre, die der Song auf dem Buckel hat, entsprachen dann auch geschätzt den Stundenkilometern, die ich plötzlich und ohne bewusstes Zutun zu schnell fuhr. Zum Glück habe ich mich selbst erwischt. Dass die Polizei meine Erklärung anerkannt hätte, wage ich – obwohl sie wahr ist – zu bezweifeln.