Zweisitzer kommt nun auch als elektrische Cabrio-Variante auf den Markt. Reichweite könnte höher sein

Die Mercedes-Tochter Smart setzt verstärkt auf Elektromobilität. In den USA bietet der schwäbische Kleinwagen-Spezialist seine beiden aktuellen Modelle Fortwo und Forfour sogar nur noch als sogenannte Electric-Drive-Versionen (ed) an. Da ist es nur konsequent, auch das zweisitzige Cabriolet als reinen Stromer zu bringen. Das offene Smart-Cabrio kommt Ende Juli für 25.200 Euro in den deutschen Handel. Ein Preis, von dem der Kunde noch die Kaufprämie in Höhe von 4000 Euro abziehen kann – genau genommen sind es sogar 4380 Euro, weil sich die Förderung an den Nettopreisen orientiert. Im Gegensatz zum staatlichen Anteil von glatt 2000 Euro muss beim Herstelleranteil von ebenfalls 2000 Euro noch die Mehrwertsteuer (380 Euro) hinzugerechnet werden. Klingt kompliziert. Entscheidend ist für den Privatkunden allerdings nur, dass bei ihm als Endsumme dann 20.820 Euro stehen. Für das Basismodell, versteht sich.

Aber Schluss mit der Rechnerei. Durfte sich der luftige Kleinstwagen schon in der Verbrennerversion mit dem Superlativ des günstigsten Cabrios auf dem Markt schmücken, so können sich die stromernden Oben-ohne-Smart-Piloten jetzt damit rühmen, im einzigen rein elektrisch fahrenden Serien-Cabriolet zu sitzen – auch wenn es sich dabei um begriffliche Hochstapelei handelt. Denn natürlich ist der kleine Zweisitzer mit den unverrückbar fest stehenden B-Säulen ebenso wenig ein „echtes“ Cabriolet wie die artverwandten Genossen Fiat 500C oder DS3.

Nach 120 Kilometern muss Batterie geladen werden

Das auch im offenen Electric-Drive-Modell angewandte Prinzip ist nicht neu: Ein textiles Faltdach surrt auf Knopfdruck binnen zwölf Sekunden nach hinten und stoppt erst mal an der hinteren Dachkante. Das funktioniert wie ein Schiebedach. Drückt man weiter aufs Knöpfchen, setzt sich der Faltvorgang fort und das ganze Package inklusive der gläsernen Heckscheibe legt auf der Heckklappe ab. Das schränkt zwar die Sicht nach hinten spürbar ein, dafür steht einem als Entschädigung der Himmel grenzenlos offen. Erst recht, wenn jetzt noch die seitlichen Dachholmen entnommen und in der Heckklappe verstaut werden.

In Verbindung mit dem flüsterleisen Elektroantrieb ist das schon eine ganze neue Erfahrung. Der 60 kW/81 PS starke E-Motor stammt aus dem Regal des Kooperationspartners Renault, und wie alle Vertreter der stromernden Zunft entfacht er sein Temperament mithilfe von maximal 160 Nm Drehmoment zügellos vom ersten Zucken des Gasfußes an. Der offene Smart kommt so flott und nahezu lautlos aus den Startlöchern, dass auf unserer Genfer Stadttour manch Radfahrer überrascht aufschreckte, als der schrille Fortwo in der Speziallackierung „electric drive green“ neben ihm auftauchte. Die neue Mobilität kann also auch zu kritischen Situationen führen.

Die Stromrückgewinnung beim Verzögern scheint zwar gut zu funktionieren – speziell im Eco-Modus ist die Bremswirkung zum Teil so heftig, dass das Fahrzeug auch ohne Tritt aufs Bremspedal fast zum Stehen kommt –, den Aktionsradius erweitert das aber leider nur in begrenztem Rahmen. Die unter den Sitzen eingebaute Lithium-Ionen-Batterie hat wie beim Vorgänger nur eine Kapazität von 17,6 kWh, was laut NEFZ-Testzyklus für eine Reichweite von 155 Kilometern reichen soll, in der Realität dem Vortrieb aber ­spätestens bei 110 bis 120 Kilometern ein Ende setzt. Für ein reines Stadtmobil mag das passen. Doch schon bei ­kleineren Ausfahrten, zu denen eine Schönwetterlage den Cabriofahrer ja schnell verführt, könnte es bereits pro­blematisch werden.

Außerdem nimmt die Fahrdynamik rapide ab, je näher sich das etwa 1,2 Tonnen schwere E-Cabrio der abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h nähert. Dass in diesen Geschwindigkeitsbereichen zudem die Reichweite wie Schnee in der Sonne zusammenschmilzt, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.

Auch die Ladesituation stellt sich immer noch wenig erquicklich dar. An der heimischen Haushaltssteckdose (230 Volt, 16 Ampere) dauert es, obwohl es sich ja eher um eine kleine Batterie handelt, ganze sechseinhalb Stunden, bis die Akkus wieder zu 80 Prozent aufgefüllt sind. An einer sogenannten Wallbox (32 Ampere), für die freilich 700 bis 800 Euro plus Installation extra hingeblättert werden müssen, ist dieses Ziel in rund dreieinhalb Stunden erreicht. Erst bei einer Drei-Phasen-Ladung mit einem 22-kW-Schnelllader benötigt man lediglich 45 Minuten, bis zumindest vier Fünftel der aus 96 Zellen bestehenden Batterie wieder aufgeladen sind. Dafür muss der Smart allerdings auch mit einem entsprechenden On-Board-Lader technisch gerüstet sein, was für beide Komponenten weitere Zusatzkosten von zusammen etwa 1500 Euro beschert. Eine Investition, die wegen der Möglichkeit, den Smart an öffentlichen Schnellladestationen anstöpseln zu können, dennoch empfehlenswert erscheint.

Im Fahrverhalten präsentiert sich das ed-Cabrio wie seine elektrischen Smart-Brüder erwachsener als die Vorgängergeneration. Sein extrem kleiner Wendekreis (6,95 Meter) sorgt für Handlichkeit, Agilität und ein gewisses Gokart- oder, besser, sogar Autoscooter-Feeling. Das Mehrgewicht wirkt sich kaum negativ auf die Fahreigenschaften aus. Es gibt kein nervöses Geruckel bei Querfugen mehr, und das Poltern beim Überfahren von Kanaldeckeln ist zwar immer noch spürbar, ohne allerdings die Bandscheiben in ähnlicher Weise zu malträtieren, wie das der Vorgänger tat. Serienmäßig sind im Gegensatz zu den benzingetriebenen Geschwistern immerhin Klimaanlage und Radio an Bord. Dafür gibt es eine Lenkradverstellung nicht für Geld und gute Worte.

Das Smart Electric Drive Cabrio hat seinen ganz eigenen Charakter. Ein flüsterleiser Luftikus, der sich im urbanen Getümmel wohlfühlt und dort viel Fahrspaß vermittelt, bei dem das Reichweitenmanko aber den Gesamteindruck trübt.