„Hilfe! Naturkatastrophe! Rette sich, wer kann!“ Ich schrecke hoch. Es ist Sonnabend, ich liege bei meiner Freundin im Bett, das merklich vibriert. Bevor ich mich aber vollständig lächerlich machen kann, indem ich mich des vermuteten Erdbebens wegen unter demselben verkrieche, kommt mir die erste Hälfte meines Lebens zu Hilfe. Sie erinnert mich daran, dass ich auf dem Dorf groß geworden bin. Und damit daran, dass das Gewackel nichts mit Plattentektonik zu tun hat. Dafür aber viel mit Bauer Piepenbrink, der mit seiner tonnenschweren Walze die Dorfstraße hinunterdonnert und so für Gewackel der Stärke vier auf der nach oben offenen Richterskala sorgt. Ich drehe mich brummelnd um und versuche, wieder einzuschlafen.

„Mööööp! Mööp! Mööp!“ Ich schrecke hoch. Es ist Sonnabend, durch meine Wohnung in der Stadt schallt das unverwechselbare Geräusch einer Hupe. Ich wohne im Hochparterre, entsprechend nah dran am Geschehen auf der kleinen, aber trotzdem emsig befahrenen Einbahnstraße vor meinem Fenster bin ich.

Busfahrer sind ein spezielles Völkchen. Von Fahrplan, Selbst- und Menschenhass angetrieben, verrichten sie ihren Dienst. Und wenn Hein Blöd mit seinem tiefergelegten Golf meint, dass die Kurve unter meinem Fenster ein ­prima Parkplatz ist, bricht alles gleichzeitig aus dem König des Busstreifens heraus: „Sach mal: Hast du sie noch alle?! Siehst du nich, dass man hier nicht parken darf?! Ich komm zu spät! Mööp!“ Ich drehe mich brummelnd um und versuche, wieder einzuschlafen.

Ausschlafen wird ohnehin überbewertet. Ganz gleich, ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt.