Die dritte Generation des Picanto ist kurz wie bisher. Trotzdem bietet sie ausreichend Komfort und besticht optisch durch sportliches Design

Unverändert kurz und knapp tritt der neue Kia Picanto an. Die bereits ­erhältliche dritte Generation des Kleinstwagens streckt sich wie zuvor auf eine Länge von 3,60 Metern und hält so genügend Längenabstand zum nächst­größeren Modell im Kia-Port­folio, dem kürzlich ebenfalls neu aufgelegten Kleinwagen Rio. Der nur noch als Fünftürer angebotene Picanto kostet in Verbindung mit dem 1,0-Liter-Dreizylinder (49 kW/67 PS) ab 9990 Euro. Der 1,2-Liter-Vierzylinder (62 kW/84 PS) steht mit zusätzlich besserer Ausstattung ab 11.890 Euro in der Preisliste.

Schick sieht der Kleine aus. Das Fahrzeug nimmt unter anderem mit der typischen „Tigernasenfront“ Anleihen beim neuen Rio, und es steht durch die verkürzten vorderen und hinteren Überhänge nun satter auf der Straße. Fährt er noch in der Ausstattungs­variante GT Line (ab 14.990 Euro) vor, ist der Picanto sogar ein richtiger Hingucker. Große Luftöffnungen in der Front, LED-Tagfahr- und Rückleuchten, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Seitenschweller sowie ein Heckdiffusor mit Doppelrohrauspuff machen was her.

Das Leistungsspektrum reicht von 67 bis 100 PS

Sitzt man im Fahrzeug, vergisst man schnell, dass man in einem Kleinst­wagen unterwegs ist. Das liegt zum einen am guten Platzangebot. Zumindest auf den vorderen Sitzen geht es kommod zu. Die Sitze sind zudem bequem. Leider lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe und nicht auch noch in der Tiefe verstellen. Im Fond ist das Raumgefühl natürlich nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv eingeschränkter. Das Kofferraumvolumen ist dafür deutlich gegenüber dem Vorgängermodell gewachsen. Es fasst nun je nach Stellung der asymmetrisch im Verhältnis 60:40 geteilten Rücksitzlehne zwischen 255 und 1010 Litern. Beim Umlegen der Rücksitzlehnen entsteht keine Stufe, die Ladefläche ist eben.

Gefallen hat uns auch der Fahrkomfort des automobilen Winzlings. Der Picanto überzeugt mit einem ausgewogenen Fahrwerk. Bodenunebenheiten werden vergleichsweise gut weggebügelt, der „Hoppeleffekt“ fällt sehr gering aus.

So schick beziehungsweise sportiv sich der Picanto zumindest in der GT Line auch präsentiert – die Motoren sind ganz klassentypisch eher Hausmannskost und sprechen die Vernunft der Käufer an. Zum Marktstart stehen die zwei bereits aus dem Vorgänger vertrauten Sauger-Aggregate, ein Dreizylinder mit 49 kW/67 PS und ein 1,2-Liter-Vierzylinder mit 62 kW/84 PS, zur Wahl. Muskeln lassen sich mit den überarbeiteten Triebwerken nicht zeigen, man trainiert höchstens die eigenen im Schaltarm, um die Triebwerke in Drehmomentlaune zu halten.

Der Dreizylinder, der seine Bauart nicht verleugnen kann, schnattert vernehmlich vor sich hin. Die 67 PS eignen sich nur für Fahrer, die keinen gesteigerten Wert auf Spritzigkeit legen. In 14,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, eine Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h und ein Durchschnittsverbrauch von 4,2 Litern (mit Start-Stopp) lauten hier die Eckdaten. Das Drehmoment von 96 Nm muss durch eifriges Schalten wachge­kitzelt werden. Für Fahrten im städtischen Umfeld dürfte der Dreizylinder genügen. Wer sich jedoch auch hin und wieder auf die Landstraße oder gar Autobahn trauen will, ist mit dem ­1,2-Liter-Vierzylinder (62 kW/84 PS) besser bedient.

Der vermittelt eine gewisse Beschleunigungsfreude, die Höchst­geschwindigkeit ist bei Tempo 173 ­erreicht. Der Standardspurt gelingt in zwölf Sekunden. Den Normverbrauchswert gibt Kia mit 4,5 Litern an. Ab Herbst­ erweitert Kia das Motorenangebot um einen Turbo-Dreizylinder mit 74 kW/100 PS. Der Turbo (172 Nm, Vmax: 180 km/h) dürfte dann GT Line und fahrerischen Anspruch besser in Einklang bringen.

Sieben Jahre Werksgarantie gehören zur Grundausstattung

Mit einem Basispreis von knapp 10.000 Euro liegt der Picanto preislich auf dem Niveau seiner Wettbewerber wie Suzuki Celerio, Opel Karl, VW up! oder Fiat Panda. Allerdings darf man in der untersten Ausstattungsvariante klassenüblich keine großen Komfortansprüche stellen. Die meisten Kunden werden aber sowohl die Basisversion als auch die teure GT Line links liegen lassen und sich für die Dream-Team-Edition (ab 12.690 Euro) entscheiden. Hier ist eigentlich alles drin, was man zum Wohlfühlen braucht. Dazu zählen unter anderem Klimaanlage, elektrische Helfer für Fensterheber und Außenspiegel, höhenverstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung und ein beheizbares Lederlenkrad.

Picanto-Käufer können aber auch abseits der gewählten Ausstattungs­variante weiteres Geld in Komfort und Aussehen investieren. Fahrer-Knieairbag, Klimaautomatik, Navi-Infotainmentsystem mit Sieben-Zoll-Touchscreen, eine verschiebbare Mittelarmlehne vorn, Apple Carplay, Android Auto oder eine auffällige Farbe machen aus dem Picanto ein richtig großes Fahrzeug – und auch ein teures. Der preisliche Abstand zu einem Kleinwagen ist dann schnell aufgebraucht.

Aber auch wenn das Budget knapp ist: Für 590 Euro kann der Winzling mit einem autonomen Bremsassistenten, der bis Tempo 165 aktiv ist, aufgerüstet werden. Unbedingt dazu bestellen. Die sieben Jahre Garantie gehören dagegen ab Werk zur Grundausstattung.