Ich habe den Schlüssel abgezogen, abgegeben und ihn mit einem letzten wehmütigen Blick verlassen. Für immer. Das war’s. Mein Bus ist verkauft. Ciao bello! Tatsächlich habe ich eine Träne verdrückt. Und ein wenig weh tat es auch. Lediglich die Aussicht auf einen neuen hat mich getröstet. Ein bisschen, als ob ich einen Freund verloren hätte.

Und tatsächlich: Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Beziehung zum Auto und zwischenmenschliche Liebesbeziehungen einander erstaunlich ähnlich sein können. Beide zeigten dieselben drei Komponenten: Leidenschaft, Intimität und den Wunsch, sich dauerhaft zu binden. Das kann ich alles bestätigen. Nur dass ich meine Autos nie bis zum Schrotthändler fahre, sondern der ­Abschied meist bei einem bestimmten Kilometerstand näher rückt.

Ich habe alle meine Autos geliebt. Den ersten, einen roten Peugeot 205, den zweiten, einen Renault-Kombi. Mit jedem Kind mehr wurden die Autos größer. Als dann auch die Spielzeuge größer wurden, wechselte ich vom Sharan zum VW Bus. Und halte ihm die Treue. Auch wenn ich keine Kinderwagen mehr transportieren muss, keine Laufräder, Bobby Cars, Kindergruppen, sondern mich meist allein im Auto befinde. „Wofür brauchst du noch so ein großes Auto?“, fragt mich meine Mutter jedes Mal, wenn ich sie damit vom Bahnhof abhole. Weil ich sofort gute Laune bekomme, wenn ich morgens einsteige. Weil ich Platz für mein Fahrrad habe. Weil ich drin schlafen und sogar am Tisch essen kann. Das alles gibt mir ein herrliches Gefühl von Freiheit , als sei jede Fahrt eine Reise in den Urlaub. Und, ja, genau dafür liebe mein Auto.