Trucker gelten gemeinhin nicht gerade als die Menschen mit dem weitesten Horizont – trotz ihres unbestritten großen Überblicks. Umso erfrischender, wenn das Stereotyp des tumben Asphalt-Cowboys, der weder rechts noch links des Lenkrades guckt, einmal Lügen gestraft wird. Denn rechts und links auf die Laster von Jaime Colsa zu schauen, das lohnt sich definitiv. Der spanische Spediteur hat seine Fahrzeugflotte kurzerhand zur mobilen Kunstgalerie umgewidmet. Für sein „Truck Art Project“ hat er vorerst zehn Künstlern auf den Flanken seiner LKW freie Hand gelassen, die Ergebnisse sind durchaus sehenswert. Und er hat große Pläne. Mehr als 100 Bilderrahmen im Truckformat, so verriet er es „Spiegel Online“, will er schließlich durch die Gegend schicken. Seine Brummifahrer hat er zudem schulen lassen, damit sie wissbegierigen Verkehrsteilnehmern Nachhilfe in Sachen Malerei geben können.

Schon für die Vorstellung, dass ein Rudel Trucker auf einem Autobahnparkplatz herumsteht und in Shorts und Latschen das Für und Wider des Realismus im Vergleich zur abstrakten Kunst diskutiert, gehört Colsa ein kleiner Sachpreis verliehen.

Eigentlich aber ist es die Grundidee, die Schule machen sollte, nicht nur bei Trucks. Statt eines VW Golf Bon Jovi oder Pink Floyd wären doch ein Passat Gerhard Richter oder ein 3er-BMW Ai Weiwei denkbar. Oder für die, die es klassisch lieben, eine C-Klasse Caspar David Friedrich und ein Audi A4 Vincent van Gogh (natürlich mit nur einem Außenspiegel). Bloß von Georg-Baselitz-Sondereditionen sollte man vermutlich lieber die Finger lassen. Die bestehen den Elchtest ganz bestimmt nicht.