Im März 1956 ging das Kultauto an der Leine in Serie – eine Ausstellung erinnert daran

Es war die Zeit, als Elvis Presley „Love me tender“ sang und in den Kinos „Charley`s Tante“ mit Heinz Rühmann über die Leinwand flimmerte. Da liefen auf einem 1,1 Millionen Quadratmeter großen Fabrikgelände in Hannover-Stöcken die ersten VW-Transporter vom Band. Am 8. März 1956 begann an der Leine die einzigartige Erfolgsgeschichte eines Fahrzeugs, das so recht ins damalige Wirtschaftswunderland passte: genug Platz und PS, um Kühlschränke und Handwerker zu transportieren und einen Kasten Bier mit Buletten obendrein. Der VW-Bulli war geboren. Eine Ausstellung im Historischen Museum Hannover erinnert jetzt daran (bis 26. Juni, Pferdestraße 6).

Die Idee für den Bus- und Lieferwagen (Bulli) geht auf den niederländischen Autohändler Ben Pon zurück. Der zeichnete bei einem VW-Besuch in Wolfsburg 1947 auf ein Blatt Papier, wie der Transporter der Zukunft aussehen müsste: ein Kasten auf vier Rädern mit genügend Raum, um Waren schnellstmöglich an den Mann und die Frau zu bringen.

Bei der Suche der VW-Manager nach einem geeigneten Gelände für die industrielle Fertigung bewarben sich 235 Städte und Gemeinden. Schließlich erhielt Hannover-Stöcken den Zuschlag. Innerhalb eines Jahres entstand dort die größte Fertigungshalle Europas. Am 8. März vor 60 Jahren startete nach den Anfängen in Wolfsburg nunmehr in der niedersächsischen Landeshauptstadt die Serienproduktion eines Kultautos, das erst die Herzen der Handwerker und wenig später im „summer of love“ auch die Hippies eroberte. Zunächst mit 26 PS ausgestattet, brachte der „Bulli“ das Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland ins Rollen, indem die Handwerker, Spediteure und Großhändler endlich über ein geeignetes, maximal 75 Stundenkilometer schnelles Vehikel verfügten.

Es dauerte nicht lange, da wurde der Transporter mit Seiten- und Panoramafenstern ausgestattet. Der Vater kutschierte seine Familie im Neun­sitzer zum Sonntagsausflug durch die Lande. Die Kinder hatten ihren Spaß in der letzten Reihe und wunderten sich kaum darüber, dass auf dem Boden noch Brotkrümel lagen. Denn die ganze Woche über wurde der gleiche Bulli als Transporter für die familieneigene Landbäckerei genutzt.

Bis 1967, dem Ende der Produktion der ersten Transportergeneration, liefen 1,8 Millionen VW-Transporter vom Band. Bis heute wurden allein in Hannover 9,5 Millionen Fahrzeuge gebaut, weltweit sind es zwölf Millionen. Vom Bulli sprachen die VW-Marketing­strategen nach der Ära durchgehender Frontscheiben und Heckmotoren nicht mehr. Der Transporter heißt schlichtweg Multivan.

„In Hannover-Stöcken wurde der Grundstein für eine einzigartige Erfolgsgeschichte gelegt“, sagt Thomas Zwiebler, Betriebsratsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge. Startete die Produktion mit 4000 Mitarbeitern, so sind jetzt an der Fertigung des T 6 rund 14.500 Mitarbeiter beteiligt. Dazu kommen 750 Auszubildende.

Mit der Ausstellung wird an diese Erfolgsgeschichte erinnert. Die Exposition „60 Jahre Bulli – made in Hannover“ lässt viele Zeitzeugen zu Wort kommen und zeigt frisch polierte Oldtimer. Am 3. April lädt Volkswagen Nutzfahrzeuge beim verkaufsoffenen Sonntag rund um das Rathaus in Hannover zu einem Bulli-Bummel ein. An verschiedenen Standorten werden die Kultautos wieder lebendig – und damit jene 60er-Jahre, in denen eine ganze Generation im Aufbruch war.