Viele große Autobauer beordern weltweit Millionen Pkw in die Werkstätten zurück. Immer mehr Rückrufaktionen nahezu aller großen Autobauer. Weltweit über 50 Millionen Fahrzeuge zur Reparatur in die Werkstätten.

Defekte Airbags bei VW- und Daimler-Marken. In einigen Mazda-Fahrzeugen funktionieren die Zündschlösser nicht. Und dann noch Schäden am Sicherheitsgurt bei einem SUV von ­Toyota. In den vergangenen Wochen häuften sich Meldungen über Rückrufaktionen nahezu aller großen Autobauer. Weltweit müssen Schätzungen zufolge über 50 Millionen Fahrzeuge zur Reparatur in die Werkstätten.

„Es wird heutzutage mehr und früher zurückgerufen“, sagt Constantin Hack vom ACE Auto Club Europa. Das liegt auch daran, dass das gleiche Teil beispielsweise sowohl für Autos von Volkswagen verwendet wie auch in Pkw von Skoda und Audi eingebaut wird. Bestes Beispiel sind die defekten Airbags in Fahrzeugen von Daimler oder Volkswagen. Die Teile kamen alle vom gleichen japanischen Hersteller. „Wenn der ein Problem hat, sind gleich richtig viele Marken betroffen“, sagt Hack. Somit kommen schnell Rückruf-Zahlen in Millionenhöhe zustande.

Der Verbraucher muss sich in der Regel selbst kümmern, wenn er von einer Aktion hört. Für gewöhnlich werden die Kunden über die Händler angeschrieben, aber wann das passiert ist unklar. Zudem sind Autofahrer, die nicht beim Vertragshändler gekauft haben, aus dieser Auswahl heraus. „Der Kunde wird gezwungen, sich über die Medien auf dem Laufenden zu halten“, sagt Marion Jungbluth, zuständig für Mobilität und Reisen beim Verbraucherzentrale Bundesverband.

Die Umrüstung oder die Reparatur zahlt für gewöhnlich der Hersteller. Rein aus Imagegründen passiert das im Regelfall auch. Es gibt allerdings keinen Rechtsanspruch. Auch die Erstattung der Kosten für einen Leihwagen liegt im Ermessen des Herstellers. Das Prozedere wird über den Händler geregelt. Auch wer einen Gebrauchtwagen fährt und den privat gekauft hat, muss sich an die Händler direkt wenden, um die Umrüstung erstattet zu bekommen.

Der VW-Skandal um manipulierte Schadstoffwerte ist eine Ausnahme. Hier ist die Umrüstung nicht freiwillig. Voraussetzung war, dass das Kraftfahrtbundesamt die Betrugssoftware als „verpflichtenden Rückruf“ ein­stufte. Die Behörde stellte die Daten über die Halter zur Verfügung, und der Autobauer schrieb die Kunden an. Neben einer Entschuldigung forderte der Konzern die Autobesitzer auf, den Vertragshändler aufzusuchen und den Wagen umrüsten zu lassen. „Die Halter müssen die Mängel beheben, sonst erlischt schlimmstenfalls die Betriebserlaubnis“, sagt Jungbluth.

Unter Umständen kann ein Rückruf für den Hersteller sogar Werbung sein

Auch im Fall Toyota hat der Autobauer angekündigt, die Halter der betroffenen Modelle „zeitnah“ anzuschreiben. In Deutschland müssen mehr als 70.000 Autos in die Werkstatt, weltweit rund 2,8 Millionen. Rund eine Stunde dauere die Maßnahme, um die defekten Sicherheitsgurte zu reparieren, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Die Reparatur ist kostenfrei.

Ein Rückruf bedeutet nicht automatisch einen eklatanten Sicherheitsmangel oder eine erhöhte Unfallgefahr. Im Fall Toyota handelt es sich zwar um Gurte, aber nur in sehr seltenen Fällen wird die derzeitige Vorrichtung auch zum Risiko. „Die Qualität der Fahr­zeuge ist gestiegen, gleichzeitig aber auch die Komplexität der Technik“, sagt Hack. Dennoch rät er dazu, der Aufforderungen, in die Werkstatt zu fahren, nachzukommen.

Auch künftig wird die Zahl der Rückrufe nicht zurückgehen. Zudem kann ein Rückruf auch Werbung für den Hersteller sein. Schafft der Autobauer den Mangel innerhalb kurzer Zeit bei Millionen Fahrzeugen zu beseitigen, bringt ihm das im besten Fall sogar Pluspunkte ein. Und noch eine Branche profitiert: Laut Autoexperten hat der VW-Skandal gezeigt, dass die Vertragshändler wieder mehr Kontakt zum Kunden bekommen.

VW nannte nun für weitere Rückrufwellen im Abgas-Skandal genaue Termine. Demnach sollen die Wagen mit dem kleinsten betroffenen Motor – mit 1,2 Litern Hubraum – ab Kalenderwoche 22 und damit ab dem 30. Mai in die Werkstatt, die mittelgroßen Motoren mit 1,6 Litern Hubraum sind ab dem 5. September (KW 36) an der Reihe. Ebenso bekannt ist der Starttermin 29. Februar (KW 9) für die 2,0-Liter-Maschinen. Wann genau welche Modelle dran sind, hängt von Varianten aus Motor, Baujahr und Getriebe ab. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gibt sie schrittweise in Stufen frei.