Die VW-Tochter Seat bringt im Juli den Ateca auf den Markt und markiert damit selbstbewusst einen Imagewandel

Seat kommt spät, aber gewaltig. Nachdem den Spaniern in Zeiten der Krise jahrelang ein SUV verwehrt geblieben ist, muss die VW-Tochter das boomende Segment nun von hinten aufrollen – und setzt deshalb mit dem neuen Ateca auf ein besonders leidenschaftliches Modell: Wenn sich auf dem Genfer Salon der Vorhang hebt und der erste Geländewagen aus dem Süden bei uns im Juli in den Handel kommt, soll ein Raunen durch die Reihen der Qashqai- und Kadjar-Fahrer gehen, sagt Designchef Alejandro Mesonero.

Allerdings stellt der wie immer nach einer spanischen Stadt – diesmal im Herzen des Landes auf halbem Weg zwischen Madrid und Saragossa – benannte Seat nicht nur die Konkurrenz in den Schatten. Er lässt auch seinen Wolfsburger Vetter ziemlich blass aussehen. Obwohl gemeinsam aus dem „modularen Querbaukasten“ kon­struiert, stempelt er den etwas größeren VW Tiguan mit einer gestochen scharfen Signatur um die LED-Scheinwerfer, mit wenigen, dafür umso präziseren Kanten und knackigen Proportionen zu einem Langweiler.

In Stadt und Land gibt sich der Ateca agil und beweglich wie ein Tangotänzer

Zumindest außen. Innen dagegen hat Seat dem Vorbild VW so lange nachgeeifert, bis auch der letzte Funken Flair verloren war. Zwar sollen farbige Konsolen in Blau an den sonnigen Himmel über Barcelona erinnern und etwas wärmere Töne die Stimmung am Ende eines spanischen Sommertages einfangen. Doch ohne diesen romantisch verklärten Überbau wirkt das ­Innenleben bei aller Perfektion einfach nur aufgeräumt und nüchtern und will nicht so recht zum leidenschaftlichen Blechkleid passen.

Ob Smartphone-Integration mit Apple CarPlay und Android Auto, Einparkroboter und Abstandstempomat oder die Heckklappe, die nach einem angedeuteten Fußtritt nicht nur auf-, sondern zum ersten Mal auch wieder zuschwingt – bis auf das virtuelle Cockpit und das Head-up-Display gibt es fast nichts in den aktuellen Kompaktklassemodellen des VW-Konzerns, was dem Ateca verwehrt bleiben würde.

Der Ateca ist aber nicht nur geräumiger als viele Konkurrenten, er ist auch leichter, sagt Rabe und verspricht deshalb eine ungeahnte Fahrdynamik. Egal ob auf einer kurvigen Landstraße oder im dichten Stadtverkehr von Barcelona soll der Ateca so agil und beweglich sein wie ein Tangotänzer. Und wenn’s sein muss, geht’s natürlich auch ins Gelände – mit Allradantrieb.

Im Basismodell begnügen sich die Spanier mit einem Einliter-Dreizylinder von 115 PS. Aber irgendwie muss man den geschätzten Kampfpreis ja unter die Schallmauer von 20.000 Euro drücken. Und ein Verbrauch von 5,2 Litern ist für einen Benziner in diesem Segment auch nicht schlecht. Wer nicht sparen, sondern Spaß haben möchte, dem bietet Seat bei den Benzinern zunächst noch einen Vierzylinder mit 150 PS und drei Diesel von 115 bis 190 PS. Während dem genügsamsten Triebwerk dabei 4,3 Liter reichen, sind mit dem stärksten ein Sprint von 0 auf 100 in weniger als sieben Sekunden und bei Vollgas mehr als 210 km/h drin, verspricht Rabe. Für den neuen Seat-Chef Luca de Meo markiert der Ateca aber nicht nun den Beginn einer großen Modelloffensive, sondern zu allererst sieht er in ihm einen Markenbotschafter und Imageträger, der Seat in den Köpfen der Kunden neu positionieren soll.