Rund 2,4 Millionen Fahrzeuge werden nachgebessert – der Amarok macht den Anfang

Es ist durchaus symbolträchtig:Mit dem wuchtigen Pick-up Amarok nimmt VW den Mammutrückruf im Zuge des Abgasskandals jetzt in Angriff. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat am Mittwoch die Freigabe für die Maßnahme gegeben. VW hat nach dpa-Informationen jetzt bereits die ersten Halter mit dem betroffenen 2,0-Liter-Dieselmotor in die Werkstätten gerufen. Allein in Deutschland muss VW rund 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge nachbessern. Bei vielen Motoren des Typs EA 189 hatte VW eine illegale Software eingebaut, um die Abgaswerte bei Prüfstandtests zu manipulieren. Nach dem Bekanntwerden verpflichtete das KBA Volkswagen, diese Software auszutauschen.Wichtige Fragen und Antworten:

Müssen die betroffenen Autobesitzer selbst aktiv werden?

Nein, VW wird die Halter von sich aus mit Briefen informieren. Die Adressen liefert das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Post bekommen auch die Audi-, Seat- und Skoda-Besitzer. Wer noch nicht sicher weiß, ob sein Auto betroffen ist, kann auf speziellen Internetseiten jeder Marke nachschauen. Dazu ist nur die Fahrgestellnummer einzugeben.

Welche Modelle ruft der Konzern zuerst in die Werkstatt?

Den Anfang machen im ersten Quartal konzernweit die Motoren mit zwei ­Litern Hubraum. VW startet mit dem Amarok 2.0 TDI und Euro-5-Abgasnorm. Ab Ende des zweiten Quartals sollen die betroffenen 1,2-Liter-Motoren folgen. Der Passat folgt mit einigem Abstand dem Amarok. Frühestens im Februar dürften die Halter Infos von VW bekommen. Ab dem dritten Quartal will der Konzern die 1,6-Liter-Motoren abarbeiten. Audi beginnt die Aktion ab Anfang März mit einer Motoren­variante vom 2.0 TDI im A4. „Danach geht es mit anderen Zweilitervarianten in ziemlich bunter Reihenfolge weiter“, sagt Audi-Sprecher Udo Rügheimer. Die 1,6-Liter-Motoren folgen voraussichtlich ab September.

VW plant, die Halter in mehreren Wellen anzuschreiben und die diversen Modelle und Varianten in Blöcken abzuarbeiten. Das geschieht nach technischen Gesichtspunkten und in Abstimmung mit dem KBA, erklärt VW-Sprecher Nicolai Laude. Dabei sind unter anderem die Motorleistungsstufe oder Getriebevariante wichtige Faktoren. Die Wellen und Blöcke sind nicht einheitlich nach Marken oder Modellfamilien geordnet. „Dies bedeutet gleichzeitig, dass möglicherweise nicht alle Kunden zum Beispiel mit betroffenen Golf-Modellen im gleichen Zeitfenster und in einer Welle angeschrieben werden“, erklärt Laude.

Wie lange dauern die Arbeiten?

Die Arbeitszeit soll generell für die Zweilitermotoren rund eine halbe Stunde betragen, besagt ein VW-Papier. Im aktuellen Schreiben an die Amarok-Kunden kalkuliert VW „je nach Arbeitsumfang zwischen 30 Minuten und 1 Stunde“. Wie auch bei den 1,2­-Liter-Maschinen reicht hier eine Softwareänderung. Bei den Motoren mit 1,6 Litern muss neben der Software auch noch ein Bauteil montiert werden. Das soll in weniger als einer Stunde ­erledigt sein. Die Umrüstung erfolgt kostenlos. VW will bei Bedarf betroffenen Kunden eine angemessene und kostenfreie Ersatzmobilität bieten.

Wie lange wird die Rückrufaktioninsgesamt dauern?

„Das kann man bei einem Rückruf dieser Größenordnung nicht verlässlich vorhersagen“, sagt KBA-Sprecher Stephan Immen. Allein in Deutschland sind rund 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen. Insgesamt gibt es nach Konzernangaben bundesweit 2173 autorisierte Volks­wagen-Partner. Damit ergeben sich mit den 2,4 Millionen zurückgerufenen Dieseln rechnerisch 1100 Fahrzeuge pro Werkstatt. VW geht davon aus, dass sich die Umsetzung der technischen Maßnahmen über das gesamte Kalenderjahr 2016 erstrecken wird.

Kann ein betroffener Halter die Werkstatt frei wählen?

Nur VW-Vertragswerkstätten sind für die Nachbesserungen nach Vorgabe des Herstellers autorisiert. Wie der Konzern mitteilte, können sich die betroffenen Fahrzeughalter diese dann aber frei wählen.

Müssen sich Besitzer betroffener Fahrzeuge am Rückruf beteiligen?

Ja – schon aus eigenem Interesse. „Der Hersteller ist verpflichtet, die Abgasmanipulation zu beseitigen“, sagt KBA-Sprecher Stephan Immen. Deshalb sollten auch die betroffenen Besitzer mitwirken. „Die Maßnahme ist darauf ausgerichtet, die Fahrzeuge in den ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen.“ Konnten die geforderten Änderungen nicht durchgeführt werden, weil der Halter sich zum Beispiel geweigert hat, seinen Wagen in die Werkstatt zu bringen, ­erlischt im Zweifel die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug. Das Auto darf dann nicht mehr im Straßenverkehr bewegt werden.VW wirbt für einen zeitnahen Werkstattbesuch. Es gebe aber keine Zeitvorgabe, man könne auch bis zum Sommerreifenwechsel warten, sagt ein Sprecher. Der Rückruf sei auch nicht sicherheitsrelevant und berge kein technisches Risiko.

Wie erkennen künftige Käufer von Gebrauchtwagen die Nachbesserung?

Im Bereich der Reserveradmulde im Kofferraum wird ein Aufkleber laut VW auf die Nachbesserung hinweisen. ­Zudem fließen die Änderungen in die elektronische Fahrzeughistorie ein, die VW-Werkstätten auslesen können. Auch im Serviceplan des Autos wird dies eingetragen.