Technik lässt sich auch nachrüsten. Gute Modelle kosten inklusive Einbau rund 1600 Euro. Scheibenkratzen entfällt

Schneeberge auf der Karosserie, Scheiben vereist, innen bitterkalt: Mit klappernden Zähnen machen Autofahrer ihr Gefährt im Winter oft startklar. Ist das geschafft, fahren sie bibbernd los, bis die Heizung nach einiger Zeit die Kälte verdrängt hat. Viele wünschen sich in solchen Situationen eine Standheizung. Die gute Nachricht: Die Technik ist für viele Autos nachrüstbar. Die schlechte Nachricht: Es lohnt sich nicht immer.

„Moderne Autostandheizungen erhitzen das Wasser im Kühlwasserkreislauf“, sagt Michael Szabo. Er ist Obermeister der Kfz-Innung Tauberbischofsheim. Über das Gebläse gelangt warme Luft ins Innere des Fahrzeugs. Außerdem wird bei Bedarf der Motor erwärmt. Das sei empfehlenswert. „Dann muss er nach dem Start nicht zu lange im Kaltlauf marschieren.“ Systeme, die nur die Luft aufheizen, gibt es vor allem für Wohnmobile und Fahrzeuge mit großem Innenraum. Diese ziehen Außen- oder Innenluft an, erwärmen sie und geben sie wieder ins Innere.

Die Standheizungsmontage ist ein Fall für die Profis in den Werkstätten

Für einen standortunabhängigen Betrieb brauchen Standheizungen Kraftstoff.Zwar gibt es auch rein elektrisch betriebene Motorvorwärmer und Heizlüfter. Weil man dafür aber eine 220V-Steckdose braucht, sind sie für Autofahrer kaum praktikabel. Außer, das Auto steht unter einem Carport oder in einer Garage. „Soll die Heizung standortunabhängig funktionieren, geht das nur über Kraftstoff“, sagt Eberhard Lang vom Tüv Süd. Grundsätzlich kann nahezu jedes Auto mit einer Standheizung nachgerüstet werden. Neben der Heizkomponente gibt es spezielle Einbausätze von den Herstellern. „Die Heizung muss schließlich an Tank, Kühlwasserkreislauf und die Elektrik angeschlossen werden“, sagt Carsten Graf vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. In manchen Motorräumen ist nur wenig Platz. „Der Einbau kann dann sehr zeitaufwendig sein“, so Graf.Hobbyschrauber lassen lieber die Finger davon: Die Standheizungsmontage ist ein Fall für die Profis in den Werkstätten. „Sie erfordert detaillierte Kenntnisse über das Auto“, sagt Tüv-Experte Lang.

Für einfache Modelle inklusive Einbau ist man ab rund 1000 Euro dabei, schätzt Graf. Kfz-Meister Szabo taxiert eine gute Standheizung samt Montage auf 1600 bis 1700 Euro. Die Kosten hängen auch von der Größe des Fahrzeugs ab. „Je größer das Auto, desto teurer wird es“, so Szabo. Das liegt daran, dass die Heizkomponenten dann in der Regel mehr Leistung brauchen.Auch der Bedienungskomfort ist ein Kostenfaktor. Systeme mit Zeitschaltuhr ermöglichen, Startzeit und Länge der Heizphase im Auto zu programmieren. Das ist die günstigste Variante. „Diese reicht in aller Regel aus“, sagt Lang. Wer jeden Tag zur gleichen Zeit fährt, kann damit zufrieden sein. Funkfernbedienungen bieten mehr Flexibilität. Bequeme Autofahrer können ihre Heizung damit jederzeit vom Wohnzimmer aus anschalten.

Laut Kfz-Meister Szabo ist der Einbau für Ultrakurzstreckenfahrer eher nicht zu empfehlen. „Für jemanden, der nur zwei Kilometer am Tag fährt, ist das nichts.“ Der Grund: Standheizungen ziehen für ihren Betrieb auch Strom von der Autobatterie. Wer ständig nur sehr kurze Strecken fährt, riskiert eine leere Batterie, weil die Lichtmaschine mit dem Nachladen nicht hinterherkommt. „Dann hat man es vielleicht warm, aber das Auto springt nicht mehr an“, sagt Graf.

Graf zufolge enthalten viele Fahrzeugbedienungsanleitungen aber Hinweise, wie das Fahrzeug bei nachgerüsteter Heizung bedient werden sollte. „Sie empfehlen dann etwa, die Heckscheibenheizung sparsam einzuschalten.“ Pauschal gilt die Regel, dass die Fahrtzeit mindestens so lang sein sollte, wie die Laufzeit der Standheizung.Wer sich im Winter über eisige Finger ärgert und die Nachrüstung erwägt, sollte sich bewusst sein: Die günstigsten Angebote sind in der Zeit nicht zu erwarten. „Natürlich werden sie meist in der kalten Jahreszeit nachgerüstet“, erklärt Szabo, der in Wertheim ein eigenes Autohaus besitzt. Das sei ähnlich wie mit den Winterreifen. „Wer im Sommer nachrüsten lässt, kann Geld sparen“, schätzt er. Nur ist die Frage, ob frierende Autofahrer bis dahin warten wollen.