Wer sich einen Luxuswagen gebraucht kauft, kann Kosten sparen. Aber mit der Anschaffung allein ist es nicht getan

Unerschwinglich – dieses Etikett hängt Oberklasseautos nicht grundlos an. Zumindest leisten sich die wenigsten Menschen privat ein Luxusauto. Der Anteil der Fahrzeuge im Segment, die gewerblich zugelassen werden, ist dagegen seit Jahren hoch. Er lag zwischen Januar und Oktober 2015 bei 86,6 Prozent, so die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in Flensburg. Warum also nicht zu einem betagten Gebrauchten greifen und zum Beispiel für einen BMW 740i vom Baujahr 2007 nur 14.700 Euro ausgeben, statt einst 72.900 Euro? Das Münchner Flaggschiff hat 310 PS und nach ADAC-Angaben in diesem Alter durchschnittlich knapp 180.000 Kilometer hinter sich.Ähnlich günstig sind der Maserati Quattroporte (gut 18.000 Euro) oder der Lexus LS 460 (etwa 15 000 Euro), noch billiger der Jaguar XJ (gut 11.000 Euro).

Kein Wunder: Die Fahrzeuge kosten neu nicht selten doppelt so viel wie ein durchschnittliches Bruttojahresgehalt eines Arbeitnehmers in Deutschland. Das lag 2014 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei knapp über 42 000 Euro.

Fast schon als Klassiker unter den Schnäppchen gebrauchter Oberklasseautos gilt der VW Phaeton, dem man das Segment von Limousinen für zu chauffierende Führungskräfte nie so ganz angenommen hat. . Bei Mobile.de wird der Wagen bei einem Fahrzeugalter ab zehn Jahren durchschnittlich für 9922 Euro angeboten – bei nicht mehr als 200.000 Kilometern auf dem Tacho. Soll er jünger sein, etwa zwischen fünf und zehn Jahren, hat das Portal einen Durchschnittsangebotspreis von 18.222 Euro ermittelt.

Bei einer Probefahrt sollten Käufer alle Funktionen eingehend testen

Ganz allgemein ist der Wertverlust bei Oberklassefahrzeugen immens. Einer Faustregel zufolge halbiert sich der Wert eines Luxusautos innerhalb von drei Jahren nach der Erstzulassung. „Aber 50 Prozent von 60.000 oder 70.000 Euro sind immer noch viel Geld“, sagt Maarten Baljet vom Restwertspezialisten Bähr & Fess Forecasts in Völklingen. Auch deshalb sollten Schnäppchenjäger nicht zu euphorisch werden. Zumal sich mit der Anschaffung die Sache nicht erledigt hat. „Es ist nicht nur ein Restwertthema“, mahnt Baljet. „Man muss die gesamten Unterhaltskosten in die Rechnung einbeziehen.“ Das betreffe zum Beispiel teure Breitreifen oder die Spritkosten. Etwa eine knapp 20 Jahre alte, hochmotorisierte S-Klasse könne man nur schwerlich unter 20 Liter auf 100 Kilometer fahren. Auch wegen der Kfz-Steuer sollte vor Unterzeichnung des Kaufvertrages der Taschenrechner gezückt werden. Ein Zwölfzylinder mit viel Hubraum und hohem Verbrauch und damit verbunden einem höheren CO2-Ausstoß liegt auch bei der Steuer höher.

Auf einen weiteren Punkt weist der ADAC hin: den Kilometerbetrug. „Wir gehen davon aus, dass bei jedem dritten oder vierten Gebrauchten der Tacho zurückgestellt ist“, sagt Sprecher Christian Buric. Insbesondere bei Oberklasseautos lohne sich der Betrug, weil Fahrzeuge dadurch mit einem Schlag ein paar Tausend Euro teurer angeboten werden können. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, sich von der lückenlosen Historie des Autos, etwa anhand eines penibel geführten Serviceheftes, zu überzeugen. Daneben rät Buric, über die ohnehin beim Gebrauchtkauf obligatorische Probefahrt hinaus möglichst viel an Funktionen auszuprobieren. Denn auch betagte Luxusautos haben oft schon viel Elektronik an Bord – die kaputtgehen kann. So gelten etwa beim zwischen 1999 und 2002 gebauten Audi A8 4.2 Quattro, zu haben ab gut 10 000 Euro, die vielen Schalter in den Türen als anfällig.

Ohnehin können Reparaturen bei den Großen richtig ins Geld gehen. Ob Sitzheizung, adaptiver Tempomat, Xenonlicht oder Luftfederung – wenn etwas zu Bruch geht, wird es gerade bei den einst Teuren wieder teuer. „Dann geht die Rechnung schnell nicht mehr auf. Das Reparaturrisiko ist schwer zu kalkulieren“, sagt Experte Baljet. Wobei es auch innerhalb der Oberklasse- und Luxusautos in diesem Punkt Unterschiede gibt. Tatsächlich können Interessenten mit ein wenig Glück einen zehn bis 20 Jahre alten Rolls-Royce Silver Spur schon für durchschnittlich 36.300 Euro erstehen. Doch wer sich mit dem Glanz des britischen Luxusautos umgibt, muss dafür gepfefferte Extrakosten einplanen. Denn allein die Ersatzteile für den Klassiker aus England sind königlich teuer.