Viele kaufen ihr Fahrzeug auf Kredit. Doch Vorsicht: Man sollte sich dabei nicht übernehmen

Um ihren Absatz müssen sich Autohersteller derzeit offenbar keine allzu großen Sorgen machen. Diesen Eindruck kann man zumindest bekommen, wenn man einen Blick auf die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wirft: Allein im November 2015 wurden demnach bundesweit insgesamt 272.377 Pkw neu zugelassen. Verglichen mit dem November 2014 ist das ein Plus von fast neun Prozent. Und das, obwohl fabrikneue Autos beileibe nicht billig sind: 28.330 Euro kosteten Neuwagen 2014 im Schnitt, heißt es im Jahrbuch „Autofahren in Deutschland 2015“. Tendenz steigend. Kein Wunder also, dass viele Autofahrer einen Neuwagen auf Kredit kaufen. „Egal ob Sie zum Markenhändler oder zum freien Verkäufer gehen, können Sie den Wagen dort auch finanzieren“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main.

Während die Markenhändler oft auf konzerneigene Finanzinstitute zurückgreifen können, arbeiten freie Händler in der Regel mit verschiedenen Kreditinstituten zusammen. „Eine Finanzierung kann durchaus sinnvoll sein“, sagt Herbst. Grundsätzlich gibt es für die Autofinanzierung drei Möglichkeiten: den Ratenkredit, die 3-Wege-Finanzierung oder das Leasing.

Bis zu 15 Prozent des Nettoeinkommens braucht man für eine gute Finanzierung

„Welche Variante sich lohnt, hängt vor allem von den eigenen Wünschen ab“, sagt Beate Bextermöller von der Stiftung Warentest in Berlin. Leasing ist vor allem für Gewerbetreibende interessant, weil sie von steuerlichen Vorteilen profitieren. Denn die Kosten können sie beim Finanzamt geltend machen. Für Privatkäufer interessanter sind die beiden anderen Finanzierungswege. „Die erste Frage ist immer: Will ich das Auto auf jeden Fall besitzen, oder will ich diese Entscheidung später treffen“, erklärt Bextermöller. Wenn das Auto auch in den Besitz des Käufers übergehen soll, ist ein Ratenkredit oder eine Barzahlung nötig. „Wer die Eigentumsfrage noch nicht geklärt hat, kann auch die 3-Wege-Finanzierung wählen“, erläutert die Expertin. Hier wird nur ein Teil des Kaufpreises finanziert. „Am Ende der Laufzeit kann der Kunde entscheiden, ob er die - oft hohe - Schlussrate zahlt, den Kredit weiterbedient oder den Wagen zurückgibt.“

Bei der Berechnung der monatlichen Rate sollten Käufer realistisch bleiben, rät Herbst. „Das Ganze muss ja auch über die vereinbarte Laufzeit bezahlbar bleiben“, sagt Herbstder Finanzexperte. „Bauen Sie lieber einen Puffer ein.“ Außerdem ist es mit der Finanzierungsrate nicht getan, denn auch die laufenden Kosten für das Auto wie Versicherung oder Wartung müssen bezahlt werden. Wer etwa zehn bis 15 Prozent seines Nettoeinkommens für eine Autofinanzierung einkalkuliert, kann ein passendes Modell finden, ohne sich gleich zu übernehmen.

Ein Beispiel: Bei einem Nettoeinkommen von 3000 Euro können zwischen 300 Euro und 450 Euro monatlich für die Finanzierung aufgebracht werden. Laut FMH kann damit ein Kreditbetrag von 15.000 Euro finanziert werden. Die monatliche Rate liegt bei einer Laufzeit von 48 Monaten hier bei rund 331 Euro, der Zinssatz bei 2,99 Prozent. Wird eine Anzahlung in Höhe von 5000 Euro berücksichtigt, kann der Kaufpreis bei 20.000 Euro liegen – eine Summe, für die man schon einen neuen VW Golf oder Opel Astra Sports Tourer bekommt. Die Zinsen für Kredite liegen derzeit nach Angaben der Stiftung Warentest zwischen 0 und 7,99 Prozent – je nach Anbieter und Bedingungen. „Autobanken bieten oft die besseren Konditionen“, weiß Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalenaus eigener Erfahrung. „Händler können aber im Prinzip auch über andere Banken finanzieren.“

Wichtig zu beachten: Beim Autokauf auf Kredit lassen sich manche Geldinstitute den Fahrzeugbrief – offiziell Zulassungsbescheinigung II genannt – aushändigen. „Das dient den Instituten als Sicherheit“, sagt Feck. Der Haken: Soll das Auto während der laufenden Finanzierung weiterverkauft werden, kann das zu einem Problem werden. Der Grund: „Manche Institute verlangen, dass der Kredit komplett abgelöst wird, bevor die Zulassungsbescheinigung an den Kunden herausgegeben wird“, erklärt Feck. Verbraucher sollten daher vor dem Abschluss eines Kredits genau hinschauen: Liegen zwei Angebote dicht beieinander, sollten sie das Angebot mit den kundenfreundlicheren Bedingungen wählen.Info-Kasten: Neuzulassungen

Insgesamt wurden laut KBA in den ersten 11 Monaten 2015 in Deutschland über 2,9 Millionen fabrikneue Pkw zugelassen. Zugegeben: Der Großteil der Neuzulassung geht auf das Konto von gewerblichen Kunden. Der Anteil privater Zulassungen wächst jedoch. Inzwischen liegt er immerhin bei 34 Prozent, im November 2015 gab es rund 12 Prozent mehr private Neuzulassungen als im gleichen Monat 2014.