Der Autofahrer gehört ganz allgemein zu den Menschen, die sich stets als Melkvieh der Gesellschaft wahrnehmen. Benzin ist zu teuer, die Parkgebühren sowieso, von Reparaturen, Inspektionen, TÜV-Untersuchungen, Bußgeldern, Steuern und Versicherungsbeiträgen mal ganz zu schweigen. Und jetzt das: Die „Bild“-Zeitung, seit jeher Verteidiger von Witwen, Waisen und armen, gebeutelten Autofahrern, hat den neuesten Finanzskandal aufgedeckt: Luft kostet an einer Tankstelle in Stellingen jetzt Geld! Einen Euro! Für sechs Minuten! Reporter und Fotograf waren vor Ort, haben einen „fassungslosen Kunden“ zu Wort kommen lassen und die „skurrile Kundenabzocke“ auch gleich selbst getestet. Faszinierende Lektüre, dieser Seitenaufmacher. Das sind die investigativen, brandheißen, aufwühlenden Geschichten, für die Journalisten- und ADAC-Preise winken. Also zumindest dann, wenn die Firma Air-Serv nicht schon vor gut fünf Jahren angefangen hätte, ihre Automaten an deutschen Tankstellen aufzustellen. Und wenn es sich beim Kompressor für kostnix um ein gottgegebenes Menschenrecht und nicht um eine freiwillige Serviceleistung handeln würde.

Der von „Bild“ zitierte Tipp des ADAC, sich eine andere Tankstelle zu suchen, an der die Luft noch kostenlos zu haben ist, mutet übrigens ähnlich sinnvoll an wie der Umweg, den Autofahrer in Kauf nehmen, um einen Cent beim Benzinpreis zu sparen. Von der Pfennigfuchserei ist bei handelsüblichem Verbrauch und ebensolcher Tankmenge schon nach wenigen Kilometern nichts übrig als heiße Luft. Und die kann man dann noch nicht einmal in die Reifen füllen. Ein Teufelskreis ohne Entkommen.