Renault präsentiert mit der vierten Generation einen komplett überarbeiteten Mittelklasse-Wagen mit raffinierten Details

Renault Mégane zum Vierten: Die neue Generation des französischen Kompaktmodells tritt Anfang März 2016 in Deutschland an. Den Anfang macht der Fünftürer, im Sommer folgt die Kombiversion Grandtour. Eine Coupé- sowie eine Cabriovariante wird es nicht mehr geben. Um sich gegen die starke Konkurrenz besser absetzen zu können, hat Renault dem Fahrzeug ein ansprechendes, aber nicht polarisierendes Design spendiert. Dazu sind die in dieser Fahrzeugklasse üblichen Fahrerassistenzsysteme, sparsame Turbomotoren von 90 bis 205 PS sowie ein modernes Multimediasystem erhältlich. Außerdem gibt es noch in diesem Segment nicht ganz so verbreitete Extras wie Allradlenkung, Massagesitze oder ein Head-up-Display. Los geht es ab 16.790 Euro in Verbindung mit dem 1,2-Liter-Einstiegsbenziner mit 74 kW/100 PS.

Über den Bildschirm kann man die angebotenen Fahrmodi ansteuern

Wie setzt man sich gegen den deutschen Platzhirsch VW Golf mit der anscheinend zeitlosen Formensprache ins rechte Käuferlicht? Renault hat für die vierte Mégane-Generation den goldenen Design-Mittelweg gewählt: nicht zu forsch und futuristischwie Kia Ceed oder Honda Civic, aber auch nicht zu brav und bieder wie ein Peugeot 308 oder ein Nissan Pulsar. Ähnlich wie der Opel Astra, Seat Leon oder Mazda3 will der neue Mégane optisch nicht langweilen, aber auch nicht erschrecken.

Im Vergleich zum Vorgängermodell kommt der Neue mutiger daher. Die Front wird von dem großen Markenlogo und ab der drittenund wohl am meisten nachgefragt werdenden dritten Ausstattungslinie „Intens“ von den c-förmig um die in LED-Technik ausgeführten Scheinwerfer gezogenen Tagfahrlichter geprägt. Auch bei der Inszenierung des Hecks setzen die Franzosen auf eine auffallende Lichtsignatur. Die LED-Leuchten sind hier bis weit in die Mitte gestreckt und leuchten wie das vordere Tagfahrlicht sobald der Motor gestartet wird. Die Schräghecklimousine wirkt jetzt flacher und breiter, die Überhänge sind kürzer, der Radstand hat leicht auf 2,67 Meter zugelegt. Von Stoßstange zu Stoßstange misst der Franzose nun 4,36 Meter – das sind 6,5 Zentimeter mehr als zuvor. Das Längenwachstum kommt nicht ganz überraschend den Insassen zugute.Sowohl die vorderen als auch die hinteren Passagiere können sich über verbesserte Platzverhältnisse freuen. Das Gepäckraumvolum ist dagegen im Vergleich zum Vorgängermodell um 21 Liter gesunken. Es beträgt aber immer noch 384 Liter. Klappt man die asymmetrisch geteilten Rückbanklehnen um, steigt der Wert auf 1.247 Liter.

Das Cockpit wird wie auch beim neuen Espace und Talisman von einem Touchscreen dominiert. Dieser ist das Bedienfeld für das Multimediasystem R-Link 2. Per Wischen und Touchen steuert man Navigation, Telefon, Fahrerassistenten und Komfortfunktionen an. Allerdings ist der Verzicht auf Bedienknöpfe nicht immer kundenfreundlich. Will man zum Beispiel die Stärke des Gebläses variieren, muss man sich erst durch das Menü arbeiten. Das ist beim Fahren nicht unbedingt sinnvoll.Außerdem kann man über den Bildschirm die angebotenen Fahrmodi (Sport, Comfort, Eco und Neutral) ansteuern. Dazu lassen sich die eigenen fahrerischen Vorlieben wie der Lenkwiderstand oder das Ansprechverhalten des elektronischen Gaspedals personalisieren. Eine nette und bunte Spielerei ist die Möglichkeit, die Farbe der Ambientebeleuchtung sowie die Farbe und die Grafik der Instrumente zu ändern. Je nach Lust und Laune kann man so vom digitalen Tacho auf eine analoge Anzeige wechseln, die Hintergrundfarbe der Instrumente von grün auf blau stellen oder doch lieber auf violett? Die Leuchtbänder an Türen erstrahlen ebenfalls auf Wunsch in unterschiedlichen Farben.

Für den Vortrieb sorgen zum Marktstart drei Benziner (74 kW/100 PS, 97 kW/132 PS und 151 kW/205 PS) sowie drei Diesel (66 kW/90 PS, 81 kW/110 PS und 96 kW/130 PS). Mit einem Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern ist der 110 PS-Selbstzünder in der verbrauchsoptimierten Version das zurzeit sparsamste Triebwerk. Ab 2017 soll ihm jedoch ein Dieselhybrid diese Führungsrolle streitig machen. Der zurzeit leistungsstärkste Turbobenziner ist der GT-Variante vorbehalten. Diese zeichnet sich unter anderem durch eine sportlichere Front und Allradlenkung aus. Bei ersten Testfahrten überzeugte der bekannte 130 PS-Diesel (ab 25.090 Euro, Intens) durch seine Laufruhe. Mit ihm kann man auf der Autobahn locker im Verkehr mitfahren. Er spielt seine Kraftvorteile gekonnt aus, Reserven für Überholvorgänge sind genügend da und er vermittelt so souveränes Fahrvergnügen. Der Durchschnittsverbrauch ist mit vier Litern angegeben. Der Bordcomputer zeigt bei artgerechter entspannter Fahrweise 5,4 Liter an. Der 1,2-Liter-Vierzylinder mit 132 PS dürfte in Deutschland das meist gewählte Triebwerk sein. Der Turbobenziner mobilisiert 205 Nm bei 2000 Umdrehungen und gibt sich mit einem Normwert von 5,4 Litern recht sparsam. In Verbindung mit der Ausstattungsstufe Intens kostet der Mégane so ab 22.290 Euro. Für das alternativ zum Sechsgang-Getriebe erhältliche Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verlangt Renault 1.900 Euro Aufpreis. Im Preis inbegriffen sind bei Intens unter anderem 16-Zoll-Leichtmetallräder, automatische Parkbremse, schlüsselloser Zugang, Fernlichtassistent, Klimaautomatik und die schicke Tagfahrlichtgrafik.Je nach Ausstattungslinie und Bereitschaft Zusatzoptionen zu ordern, bleiben fast keine Wünsche unerfüllt. LED-Volllicht, Leder, Massagesitze, Head-up-Display, beheizbares Lenkrad und Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalte-Warner, Verkehrszeichenerkennung oder automatischer Einparkassistent sind erhältlich. Gute Argumente, um sich als Alternative der vielen Golf-Wettbewerber zu positionieren, bringt der neue Mégane also mit.Damit den Kunden die Entscheidung noch leichter fällt, gewährt Renault eine Fünfjahresgarantie auf das Fahrzeug. Und beim NACP-Crashtest hat der Kompakte gerade die Fünf-Sterne-Wertung erhalten.

Mit Perfektion ist dem Golf nicht beizukommen und auch technisch ist der Bestseller nur schwer zu schlagen. Deshalb hat Renault den Mégane geschickt platziert: Er leistet sich in den „deutschen Disziplinen“ keine großen Schwächen, setzt sonst aber auf seine eigenen Stärken und punktet so mit Eigenschaften, die den meisten Erfolgsmodellen fehlen: Charme und Gefühl. Doch die Franzosen wissen nicht nur um die Qualitäten ihres Herausforderers, sondern sind mehr denn je auch von seiner Qualität überzeugt – und haben deshalb mal eben die Garantie auf fünf Jahre verlängert. Thomas Geiger