Mit optimierten Lithium-Ionen-Zellen kommt der Nissan Leaf nun 250 Kilometer weit. NeuerTouchscreen im Cockpit.

Er läuft und läuft und läuft – nein, diesmal gilt der Spruch nicht dem VW Käfer, sondern dem Nissan Leaf. Zumindest wenn es nach dem Verständnis der Japaner geht. Denn sie feiern den in knapp fünf Jahren fast 200.000 Mal verkauften Kompakten nicht nur als erfolgreichstes Elektroauto der Welt. Sondern haben jetzt noch einmal seine Reichweite erhöht und ihn so nach den Maßstäben eines Stromers tatsächlich zum Dauerläufer gemacht. Wenn der Batterie-Bestseller im Januar in den Handel kommt, hat er eine Reichweite von bis zu 250 Kilometern und damit mehr als jedes andere Elektroauto diesseits eines Tesla, prahlt Produktmanager Michel Jansen.In der Kompaktklasse jedenfalls fährt dem Nissan jetzt keiner mehr davon.

Auch ein 109-PS-Motor kann richtig viel Spaß machen

Wo andere Hersteller dafür einen Range Extender einbauen oder einfach mehr Lithium-Ionen-Zellen in den Wagenboden oder den Kofferraum packen, hat Nissan die Zellen selbst optimiert: Mit einer neuen Kathode lässt sich die Energiedichte deutlich steigern, sodass die unverändert 192 Akkublöcke jetzt auf eine Kapazität von 30 statt 24 kWh kommen. Damit verlängert sich abgesehen von der Schnellladesäule zwar auch die Ladezeit um zwei bis drei Stunden, doch wächst im Gegenzug der Aktionsradius von 200 auf 250 Kilometer. „Selbst wenn man im Alltag konservativ mit 170 Kilometern rechnet, decken wir damit die Bedürfnisse von 98 Prozent aller Kunden in Europa ab“, sagt Jansen.

Die Angst vor dem Ende der Reichweite will Nissan damit also endgültig kuriert haben. Doch das ist nicht der eigentliche Gewinn beim Update für den Leaf. Denn wer ein Elektroauto fährt, der gewöhnt sich daran sehr schnell – oder steigt genauso schnell wieder um. Viel wichtiger als das reale Reichweitenwachstum ist die Rückkehr einer gewissen Sorglosigkeit, die mit dem größeren Puffer einhergeht. Man fährt mit dem Leaf deshalb nicht weiter. Aber man überlegt nicht mehr so lange, ob man sich die Klimaanlage leisten kann. Und zwingt sich vor allem nicht mehr so oft in den Eco-Modus. Im Gegenteil: Der Fahrer erkennt plötzlich, dass ein 109-PS-Motor richtig Spaß machen kann, wenn seine 254 Nm so spontan abgerufen werden. Nicht auf Dauer, weil der Leaf 11,5 Sekunden von 0 auf 100 braucht und der Spaß bei 144 Sachen wieder vorbei ist. Aber zumindest an der Ampel oder beim Beschleunigen aus engen Kurven gewinnt die Angelegenheit mit dem Akku-Auto plötzlich einen neuen Reiz.

Die Batterie ist nicht die einzige Neuerung. So nutzt Nissan die Gunst der Stunde und baut gleich auch noch einen neuen Touchscreen ein, auf dem man Wischen und Zoomen kann, wie man es vom Smartphone kennt. Selbst eine Designänderung haben die Japaner zu vermelden: Ab sofort gibt es den Leaf auch in einem trendigen Braun.

Für den größeren Akku bittet Nissan zwar kräftig zur Kasse und schlägt gegenüber dem Vorgänger rund 1300 Euro auf, sodass der Spaß mit dem Stromer jetzt erst bei 33.960 Euro beginnt. Doch haben die Kaufleute noch einmal den Stift gezückt und dafür am anderen Ende gespart.

Erstens können Knauser nun ähnlich wie bei der Schwester Renault den Akku auch mieten und so den Einstiegspreis um rund 5000 Euro drücken. Und zweitens bietet Nissan den alten 24-kWh-Akku kurzerhand weiter an – und senkt dafür den Preis um 700 Euro auf 28.960 Euro und lässt damit immerhin 700 Euro nach.Das ist zwar auf dem Papier nur eine Kleinigkeit, in der Praxis aber eine ganze Menge. Denn bei Kilometerkosten von vier Cent reicht das für den meisten Elektroauto-Fahrern für den Strom für mehr als ein Jahr.