Vor der Messe in Frankfurt zeichnet sich bereits ab, welche der vielen Neuheiten dort tatsächlich das Zeug zum Star haben

Noch sieht man auf dem Messegelände in Frankfurt vor allem Lastwagen und Gabelstapler. Sie sind jedoch nur die Vorboten für Hunderte von Pkw, die hier zur 66. Auflage der IAA (Publikumstage vom 19. bis zum 27. September) ins Rampenlicht rollen. Wer zwischen 4,50 Euro für das ermäßigte Nachmittagsticket und 47 Euro für einen Fachbesucher-Eintritt zahlt, sieht in den neun Hallen Enthüllungen in allen Klassen. Denn das lassen zumindest die offiziellen Ankündigungen und die üblichen Indiskretionen der Aussteller erwarten, das Premieren-Programm umfasst sowohl Masse als auch Klasse und ist in diesem Jahr ausgewogen wie selten zuvor. Die wichtigsten Neuheiten, zusammengefasst nach Segmenten:

Kleinwagen

Nachdem viele wichtige Modelle wie der Smart, der Renault Twingo oder der Opel Karl bereits brandneu am Markt sind, ist das Premieren-Programm in dieser Klasse vermutlich am dünnsten. Offiziell angekündigt ist bislang nur das Facelift für den Fiat 500, ziemlich fest rechnen dürfen Frischluft-Fans mit dem Smart Cabrio.

Kompaktklasse

Opel enthüllt in Frankfurt die neue Generation des Astra (siehe Artikel unten) und will mit dem leichteren, geräumigeren und trotzdem kompakteren Auto wieder zu VW Golf und Ford Focus aufschließen, kündigt Firmenchef Karl-Thomas Neumann an. Fiat hat unterdessen nach eigenen ­Angaben den neuen Aegea im Schlepptau. Nicht nur als Stufenheck, sondern auch als Fünftürer und Kombi soll er den 2014 eingestellten Bravo ersetzen. Ganz neu im Segment ist der noble Nissan-Ableger Infiniti, der den Q30 angekündigt hat. Aus Frankreich kommt auch noch ein neuer Renault Mégane nach Frankfurt (siehe Artikel links). Hinzu gesellen sich eine Reihe von Überarbeitungen und neue Varianten wie die aufgefrischte Mercedes A-Klasse, der Peugeot 308 GTI und womöglich der lange erwartete BMW M2.

Mittelklasse

Die wichtigste Neuheit für Familien­väter und Firmenfahrer dürfte der neue Audi A4 werden. Bis zu 120 Kilogramm leichter und damit auch bis zu 21 Prozent sparsamer als früher, steht er nach Angaben des Unternehmens als Limousine und Kombi in Frankfurt. Zudem soll er als sportliches S-Modell gezeigt werden. Mercedes kontert das nach einer offiziellen Ankündigung aus Stuttgart mit einem Coupé für die C-Klasse, und BMW zeigt zum ersten Mal vor großem Publikum das Facelift für den 3er. Auch die Importeure wollen in dieser Klasse ein Wörtchen mitreden. So kündigt Kia die Europa­premiere des neuen Optima an, Renault versucht sein Glück mit dem Laguna-Nachfolger Talisman, und Alfa meldet sich mit der neuen Giulia nach Jahren der Abstinenz in der Mittel­klasse zurück. Außerdem stellt Skoda der neuen Superb Limousine zur IAA den Combi zur Seite.

Luxusklasse

Förmlich, forsch oder frisch – zwischen den drei Ausprägungen müssen sich die Besserverdiener bei der Suche nach den Luxusneuheiten auf der IAA entscheiden. Wer es förmlich braucht, der lenkt den Blick auf die neue Generation des BMW 7er. Wer forsch unterwegs sein will, dem empfiehlt sich als vielleicht wichtigster neuer Sportwagen der Messe der überarbeite Porsche 911, der als Carrera und Carrera S immer mit Turbomotoren aufläuft. Wenn man Wert auf frische Luft legt, muss man sich zwischen dem neuen Cabrio der Mercedes S-Klasse und dem offenen Rolls-Royce Ghost entscheiden, der im Frühjahr als Dawn das Modellprogramm ergänzen soll.

Geländewagen

Reichlich Bewegung gibt es auch auf der Buckelpiste. Mit dem VW Tiguan geht in Frankfurt nach Informationen aus Unternehmenskreisen Deutschlands meistverkaufter Geländewagen in die nächste Runde. Dazu kommen in einer ähnlichen Preisklasse der nächste Kia Sportage und zwei Klassen darüber der F-Pace als erstes SUV von Jaguar. Das dickste Ding der Messe ist aber ­aller Voraussicht nach der Bentley Bentayga, mit dem die britische VW-Tochter ein neues Segment eröffnet. Nach den Worten von Firmenchef Wolfgang Dürheimer soll er das „schnellste, luxuriöseste, exklusivste SUV“ der Welt werden. Bei einem Preis von mehr als 200.000 Euro wird er zumindest der teuerste werden. Trotzdem könnte ihm ein kleineres SUV die Schau stehlen. Nach der großen Ankündigung im März will sich in Frankfurt eine alte Traditionsmarke mit einem Geländewagen zurückmelden: „Über ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Produktion ist Borgward wieder da“, sagt Gründerenkel Christian Borgward.

Alternative Antriebe

Zwar geben deutsche Hersteller beim Heimspiel traditionell den Ton an, und Importeure tun sich schwer, ihnen die Schau zu stehlen. Doch bei alterna­tiven Antrieben und Sparkonzepten könnte es anders kommen. Obwohl das Management von Audi halböffentlich über die intern „Tesla-Fighter“ genannte Studie eines Elektroautos orakelt, man bei Mercedes von einem neuen Technologieträger munkelt und überall Plug-in-Hy­bride stehen, wird die womöglich wichtigste Öko-Neuheit bei Toyota zu finden sein: der neue Prius.

Ob es doch noch einen Überraschungsstar geben wird? Oder ob eine besonders visionäre Studie allen Serienmodellen die Schau stiehlt? So ganz tief wollen sich die Aussteller noch nicht in die Karten schauen lassen: „Ein bisschen Spannung“, so sagt es ein hoher Mercedes-Manager, „wollen wir ja noch erhalten.“