Anlageform Oldtimer: Ein Ferrari 250 LM war in Kalifornien der diesjährige Rekordtransfer

Es gibt Fahrzeuge, die brauchen keinen Trommelwirbel für ihren großen Auftritt, sie haben einen klangvollen Motor: Als der Ferrari 250 LM von 1964 auf die Bühne der RM-Sotheby’s-Auktion im kalifornischen Monterey rollt, stimmt das V12-Mitteltriebwerk ein Gebrüll an, das auch dem ganz hinten sitzenden der mehreren Hundert Zuschauer im Saal klar ist – hier kommt ein ganz besonderes Auto. Wenige Minuten später werden zwei Bieter das Gebot hochtreiben.

Im August treffen sich auf der Monterey-Halbinsel in Kalifornien die Schönen und Reichen der Oldtimer-Fangemeinde. Sie bringen ihre wertvollen, oft für Hunderttausende Dollar restaurierten Preziosen mit. Ein Großteil der auf dem Golfplatz von Pebble Beach ausgestellten Pkw sind 80 Jahre alt und noch älter, aber auch Luxuskarossen aus den 1950er- und 1960er-Jahren sind dabei. Insgesamt werden Klassiker im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar verkauft.

Einer davon ist der Ferrari 250 LM, eines von nur 23 gebauten Exemplaren, das bei der Sammlungsauflösung Pinnacle Portfolio unter den Hammer kommt. Acht Millionen Dollar Startpreis ruft der Auktionator für den Sportwagen auf, die Hände schnellen hoch und innerhalb von einer Minute zeigen die großen Leinwände den Betrag von zwölf Millionen an.

Die Rennhistorie des Italieners hat der geneigte Bieter im Katalog nach- oder bei der Vorbesichtigung abgelesen: Innen blickt man auf blankes Blech, Kabel, Schläuche und verschlissene, kaum gepolsterte Sitzmöbel. Trotzdem geraten die Gebote erst bei 14 Millionen Dollar ins Stocken: Es hat jemand gewagt, 14,1 zu bieten. „An diesem Punkt sollten wir mit 250.000er-Schritten weiter machen“, tönt der Bariton des Auktionators mahnend.

Plötzlich geht es Schlag auf Schlag, 14,75 Millionen, 15. Ein erneutes „last chance“, dann 15,5 Millionen, sofort folgt das Gegengebot, 15,75. Es wird ruhiger im Saal. Schaukeln sich hier zwei Fans gegenseitig auf? Im vergangenen Jahr wurde bei einer der Auktionen in der Nähe von Pebble Beach mit dem Ferrari 250 GTO der teuerste jemals verkaufte Oldtimer für 38,1 Millionen Dollar versteigert.

Die Anlageform Oldtimer liegt im Trend, sagt Oliver Grimme, der sich als Spezialist Classic Cars bei der Hypo-Vereinsbank im Private Banking um diese Investments kümmert. „Es ist viel Geld unterwegs, das Anlagen im Sachwertebereich sucht.“

Für den Ferrari fällt bei 16 Millionen der Hammer, inklusive Verkaufsprovision sind es schließlich 17,6 Millionen, für den 250 LM ein Rekordwert. „Die teuersten Fahrzeuge sind immer die Rennwagen, da konnten sich die Hersteller austoben“, sagt Marktbeobachter Frank Wilke.

Ein Klassiker zu sein, bedeutet längst nicht mehr, ein gewisses Alter erreicht zu haben. Auch dafür ist ein Verkauf in Monterey beispielhaft: Den erst drei Jahre alten Bugatti Veyron Super Sport mit der Chassisnummer 300 ersteigerte ein Bieter für 2,3 Millionen Euro, gut ein Drittel über dem Neupreis. „Diese Fahrzeuge sind Sammlerfahrzeuge, das zeichnete sich in den vergangenen Jahren ab und das hat sich nun bestätigt“, sagt Annette Abaci vom Auktionshaus RM Sotheby’s: „Es gibt einen Trend, dass moderne Fahrzeuge von Enthusiasten und Sammlern gekauft werden.“

Nur 48-mal wurde der Veyron Super Sport mit 1200 PS gebaut, er stellte 2010 den Geschwindigkeitsweltrekord mit 431 km/h auf. Besonders erstaunlich im Hinblick auf die Wertsteigerung: Bis vor kurzem konnte man ihn noch als Neuwagen erwerben.

Erst im Februar wurden die letzten Exemplare der Baureihe verkauft, bis dahin war die Cabrio Version („Vitesse“) noch erhältlich. „Seitdem der Veyron ausverkauft ist, beobachten wir eine Wertsteigerung“, sagt Julius Kruta, Leiter der Bugatti-Traditionsabteilung.

Es gibt aber auch noch Sammler, denen die Fahrfreude wichtiger ist als die Wertsteigerung: Bugatti Veyron legen im Jahr durchschnittlich 2000 Kilometer zurück. Klingt nach wenig, ist aber viel – bei mehr als 40 Fahrzeugen, die Besitzer in der Sammlung haben.