Mit dem neuen Gran Tourer präsentiert der bayerische Autobauer erstmals ein Auto mit sieben Sitzen.

Zu siebt im BMW – das ist bald möglich. Das ist kein Rekordversuch fürs berühmte Guinness-Buch, auch keine abgelehnte Wette für eine abgesetzte ZDF-Sendung und keine Übung im Anti-Klaustrophobie-Seminar. Es gibt ihn bald wirklich, den BMW mit drei Sitzreihen. Dabei ist der Familien- oder Freizeit-Münchner gar nicht riesig, sondern eher kompakt und knuffig. Um mehr Platz zu schaffen, haben die bayerischen Ingenieure den schon bekannten 2er Active Tourer um 21,4 Zentimeter verlängert und die Dachlinie um 5,3 Zentimeter angehoben. Heraus kam ein völlig neues Auto mit Namen Gran Tourer.

Es gibt durchaus bekannte Vorbilder. Den Grand Scénic von Renault zum Beispiel oder auch den C-Max von Ford. Auch der VW Touran und der Opel Zafira spielen in dieser Liga. Aber BMW ist nun mal Premium, also immer etwas teurer als die Modelle der oben genannten. Deshalb hat es Den Marktstrategen hat es vor allem die B-Klasse des Erzrivalen Mercedes angetan, die aber weniger bei Familien als bei älteren, aber noch sehr aktiven Kunden beliebt ist. „Wir haben das mit Abstand sportlichste Angebot in diesem Segment“, betont der neue Entwicklungschef Klaus Fröhlich. Und wirklich: Begriffe wie Sportlichkeit und Dynamik finden sich im Übermaß in den vor der ersten Testfahrt überlassenen Unterlagen zum 2er Gran Tourer. BMW will nun mal BMW bleiben, auch in der Zunft der Kinderreichen und Platzhungrigen.

Hier wurden früher einmal Karl-May-Filme gedreht, hier wird immer noch wegen der Minengefahr davor gewarnt, die ausgeschilderten Wanderwege zu verlassen. Relikte des Grauens aus dem Balkan-Krieg vor gut 20 Jahren. Das neue Modell aus München ist mit seinen großen Fensterflächen und der erhöhten Sitzposition das passende Auto für Entdeckungstouren. In keinem BMW hat man so eine gute Rundumsicht und so ein üppiges Raumgefühl wie in dem 4,57 Meter langen Fünftürer mit dem geraden Kombi-Heck. In dieser Disziplin übertrifft er sogar die bekannten SUV der X-Familie.Unter der deutlich nach unten geneigten Motorhaube und hinter dem typischen BMW-Gesicht arbeitet im Testwagen der derzeit stärkste Diesel für diesen 2er. Dank 140 kW/190 PS spricht schon die Papierform für die angekündigte Dynamik – umso mehr, als dieses Spitzenmodell serienmäßig mit Allradantrieb geliefert wird.

Auf allen fünf hinteren Sitzen können Universal-Kindersitze montiert werden
Auf allen fünf hinteren Sitzen können Universal-Kindersitze montiert werden © sp-x

Die übrigen Versionen werden wie auch der kleinere Active Tourer von den Vorderrädern gezogen. Schon auf den ersten Kilometern erweist sich das Raumschiff als lebendig, durchzugstark und beim Überholen als angriffslustig. Dank der bissigen Sportlenkung lässt es sich sicher und flott um enge Kurven wuchten, auch wenn ihm die Leichtfüßigkeit zum Beispiel eines 1er fehlt. Der dabei ermittelte Verbrauch von rund acht Litern auf 100 Kilometer liegt zwar um gut drei Liter über der angegebenen Norm, ist aber für einen 1,6-Tonner durchaus akzeptabel. Wer das rechte Pedal allzusehr strapaziert, muss mit dem dann unvermeidlichen D-Zug-Zuschlag rechnen. Aber die künftige Kundschaft hat ohnehin anderes im Sinn. Bei Doch bei Fahrzeugen dieser Art geht es um Komfort, um die praktischen Dinge des Lebens und um das Gemeinschaftserlebnis an Bord. Hier hat BMW viel zu bieten: In den Verkleidungen aller Türen können 1,5-Liter-Flaschen verstaut werden, insgesamt hat er 40 Liter Stauraum im Innenleben. Auf allen fünf hinteren Sitzen können Universal-Kindersitze montiert werden, für die Rücksitze in Reihe zwei können Monitore bestellt werden. Der Fahrer bekommt ein Head-up-Display, das Infos über Geschwindigkeit und Navi-Anweisungen auf eine kleine ausfahrbare Scheibe zwischen Lenkrad und Frontscheibe spiegelt.

Das edle Innenleben kann durch diverse Angebote in der Preisliste erweitert werden. Zwar haben schon die Basismodelle (ab 26.950 Euro) eine verschiebbare zweite Sitzreihe, Klimaanlage, City-Bremsfunktion oder Licht- und Regensensor. Dazu kommen können LED-Scheinwerfer, Panorama-Glasdach und die elektrisch öffnende Hecktür beim Wedeln mit dem Fuß unter dem hinteren Stoßfänger. Die Preisliste ist 60 Seiten stark und hält eine Menge bereit. Die dritte, umklappbare Sitzreihe kostet übrigens 790 Euro mehr.

Der Preis für den Testwagen erhöht sich durch viele Extras von 40.200 auf gut 50.000 Euro. Das geht auch bescheidener, wenn auf diverses Zubehör verzichtet wird. Aber zwischen 35.000 und 40.000 Euro müssen wohl angelegt werden, um einen 2er Gran Tourer (dann ohne Allrad) zu besitzen.