Die VW-Tochter aus Tschechien will mit ihrem Spitzenmodell künftig auch BMW und Mercedes ans Leder – Premiere ist im März 2015 geplant

Zurzeit fährt er noch im Tarnkleid. Drei Monate vor der Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon verpasst Skoda dem neuen Superb jetzt den letzten Schliff und rüstet die Marke damit für den weiteren Aufstieg.

Früher der Billiganbieter aus dem Osten, will die tschechische VW-Tochter mit der dritten Generation einen neuen Maßstab in der Mittelklasse setzen. Firmenchef Winfried Vahland führt das konkurrenzlose Platzangebot an und das neue Infotainment-Programm, bei dem selbst die meisten Premium-Anbieter noch nicht mithalten können. Kein anderes Auto könne derzeit Smartphones mit allen drei gängigen Bediensystemen voll integrieren, sagt Skoda-Mann Vahland.

Im Zuge des Generationswechsels legt der Superb in zwei entscheidenden Maßen deutlich zu: Er geht fünf Zentimeter in die Breite und bekommt acht Zentimeter mehr Radstand. Das lässt den jetzt 4,86 Meter langen Wagen noch satter auf der Straße stehen. Vor allem aber schafft das Wachstum mehr Platz im ohnehin schon großzügigen Innenraum: Fahrer und Beifahrer genießen spürbar mehr privaten Luftraum um Kopf und Schultern, und auch die Beinfreiheit im Fond wächst weiter.

Konzept-Studie Vision C gibt einen Vorgeschmack auf das Design

„Nicht nur beim Format, auch bei der Form machen wir einen riesigen Schritt nach vorn“, sagt Designchef Josef Kaban und würde schon jetzt am liebsten die Tarnung herunterreißen, damit niemand mehr an seinen Worten zweifelt: Stattlicher und selbstbewusster sei das Flaggschiff geworden, jede der sparsam auf die Oberflächen gelegten Linien sei messerscharf ins Blech geprägt. Immer wieder nimmt er dabei Bezug auf die Studie Vision C vom Genfer Salon 2014, die ihm als Richtschnur gedient hat. Breiter Kühler, breite Chromstreben werden das Gesicht des kommenden Serienautos wohl prägen.

Stolz ist Kaban auch auf viele clevere Kleinigkeiten, die für Skoda mittlerweile zum Kern der Marke gehören. Auch wenn es ihnen nach Eiskratzer und Türmülleimer nicht leichtgefallen ist, haben sich die Entwickler wieder ein paar neue pfiffige Petitessen einfallen lassen. So gibt es jetzt in der Mittelarmlehne ein spezielles Staufach für das iPad und im Fond verschiedene Halterungen, 1,5-Liter-Flaschen passen künftig in alle Türtaschen. Und damit sich Fahrer und Beifahrer bei schlechtem Wetter nicht wegen des mitgelieferten Regenschirms streiten müssen, steckt davon jetzt in jeder Türe einer. Ein weiterer Clou im Becherhalter der Mittelkonsole: Ihn haben die Entwickler so geformt, dass er sich mit dem Flaschenboden verzahnt und man seine Softdrinks während der Fahrt mit einer Hand öffnen kann.

Skoda hat auch die komplette Motorenpalette ausgetauscht: Es gibt künftig fünf Benziner von 125 bis 280 PS und drei Diesel, die ein Spektrum von 120 bis 190 PS abdecken. Sie sind stärker und sparsamer als die Vorgängeraggregate: Dank serienmäßiger Start-Stopp-Automatik, dem Ersteinsatz einer Zylinderabschaltung im 150 PS-Benziner und der Gewichtsersparnis von bis zu 75 Kilogramm sinkt der Verbrauch des Flaggschiffs im Schnitt um 20 und im Einzelfall sogar um 30 Prozent. Das knauserigste Dieselmodell ist laut Herstellerangaben mit 3,7 Litern zufrieden.

Clevere Details, vornehme Materialien und jede Menge Platz – all das kennt man schon von Skoda und erst recht vom Superb. Neu aber ist der gehobene Fahrkomfort des Flaggschiffs. Mit stärkeren Dichtungen und dickeren Scheiben wie in Watte gepackt und mit adaptiven Dämpfern wie auf Wolken gebettet, verläuft selbst die Fahrt über Kopfsteinpflaster entspannt. Luxuslimousinen aus Stuttgart oder München machen dies kaum besser.

Und: Es braucht nur einen Knopfdruck, um den Leisetreter aus der Reserve zu locken. Erstmals bietet Skoda eine Regelung an, mit der man den Fahrcharakter ändern kann. In der Sport-Stellung zeigt der Superb ein ganz anderes Gesicht. Die Lenkung ist direkter, das Fahrwerk strammer sowie Motor und Getriebe lebendiger. Stellt man am Steuer bereitwillig ein wenig den Sitz auf und greift fester ins Volant, nimmt man die Kurven plötzlich mit viel mehr Elan. Mit diesen Eigenschaften fährt der Superb so weit hinauf in der Mittelklasse, dass er den Passat vom Mutterkonzern VW abhängt und dem Audi A4 und A6 bedrängt: Bis auf einen stärkeren Diesel und einen Sechszylinder bei den Benzinern, vielleicht ein Head-up-Display und LED-Scheinwerfer fehlt der Limousine nicht viel, um einer E-Klasse oder einem 5er am Leder zu flicken.

Mit Top-Ausstattung kostet der neue Skoda Superb über 50.000 Euro

Nur die halbe Wahrheit verheißt indes die Preispolitik der Tschechen. Das Basismodell soll zwar „deutlich unter 25.000 Euro“ kosten, doch die Liste der Optionen und Extras ist lang: Wer die ganzen Highlights aus dem Ausstattungsprogramm mitbestellt – LTE-Hotspot, Smartphone-Einbindung, Stauassistent oder Fernlichtassistent – und auch noch mit dem stärksten Motor samt Allradantrieb fahren möchte, liegt am Ende schnell bei 50.000 Euro und mehr.

Auch beim Thema Geld nähert sich das neue Skoda-Flaggschiff also der noblen Konkurrenz aus Deutschlands Süden forsch an. Dass man beim Volkswagen-Konzern immer auch den Blick auf den VW Passat richtet, um ihn durch die hausinterne Konkurrenz der tschechischen Marke nicht zu beschädigen, dürfte auch klar sein. Der direkte Vergleich beider Fahrzeuge nach der Präsentation des neuen Superb sollte spannend werden.