Das neue Mercedes GLE Coupé sieht nicht nur schnittig aus, es fährt auch sehr sportlich. Damit will Mercedes dem X6 von Konkurrent BMW ans Leder. Was der sportliche Schwabe kann, was er kostet.

Er ist der Boss auf der Buckelpiste und so erfolgreich, dass es selbst BMW kaum glauben kann. Doch jetzt bekommt der X6 aus München endlich einen ernsthaften Konkurrenten. Knapp ein Jahr nach der Studie aus Peking enthüllt Mercedes im Januar auf der Motorshow in Detroit die Coupé-Version der M-Klasse. Als erstes SUV mit der neuen Nomenklatur trägt der schnittige Viertürer das Kürzel GLE Coupé und geht im Sommer an den Start. Weil die entsprechend bestückte M-Klasse, die nach dem zum Sommer erwarteten Facelift dann GLE heißen wird, schon mit gut 60.000 Euro zu Buche schlägt, wird das schwäbische SUV fürs Schaulaufen wohl knapp unter 70.000 Euro starten.

Im GLE Coupé fühlt man sich auch am Steuer wie ein Sportwagenfahrer

Dafür gibt es eine Wuchtbrumme, die nicht schlank, aber doch ganz sportlich aussieht: Der Kühler steht stolz im Wind, die Motorhaube ist gewölbt wie der Brustkorb eines Bodybuilders, die Flanken muskulös, die Dachlinie über den vier rahmenlosen Türen fällt jenseits der B-Säule ab, und die Kehrseite läuft in einem Coupé-Heck aus.

Das Fahrwerk und mit ihm den Schwerpunkt ein paar Millimeter abgesenkt, die Sitze etwas stärker konturiert und die Sitzposition ein wenig fokussierter, soll man sich im GLE Coupé auch am Steuer wie ein Sportwagenfahrer fühlen. Außerdem nimmt das Coupé bereits das zum Sommer avisierte Facelift für die M-Klasse, pardon: für den GLE vorweg und bekommt zum Beispiel einen größeren frei stehenden Monitor fürs modernisierte Infotainment-System oder den Touch-Controller auf dem Mitteltunnel.

Damit das Coupé nicht nur schnittiger aussieht, sondern auch sportlicher fährt, haben die Schwaben bei der Technik nachgeschärft: Die Charakterregelung „Dynamic Select“ für Getriebe, das auf Wunsch mit Luftfederung ausgerüstete Fahrwerk, die Wankstabilisierung und die Kraftverteilung des serienmäßigen Allradantriebs ist deutlich weiter gespreizt und bietet jetzt auch die verheißungsvolle Stellung „Sport +“. Außerdem wird der GLE mit der neuen Neungang-Automatik bestückt, die jetzt peu à peu in der Mercedes-Palette Einzug hält.

Und falls noch einer Zweifel an der Dynamik des Dickschiffs hegt, empfiehlt sich der Blick aufs Motorenprogramm. Noch bevor der GLE 63 dem rollenden Leckerbissen die Sahnehaube aufsetzt, beginnt AMG bei dem SUV-Coupé mit dem Einsatz der neuen Sportmodelle: Zwischen der Großserie und dem AMG-Modell positioniert und künftig für zahlreiche Baureihen vorgesehen, holt dieser Breitensportler im GLE 450 AMG aus drei Litern Hubraum immerhin 367 PS und dürfte mühelos die 250 km/h schaffen, selbst wenn Mercedes zu Fahrleistungen genauso wie zum Verbrauch kein Wort verliert.

Den V6-Motor gibt es auch ohne AMG-Insignien im GLE 400 mit dann nur noch 333 und 480 PS. Außerdem bieten die Schwaben für die Freunde des gepflegten Diesels ihren bewährten, aber mittlerweile im Konkurrenzvergleich etwas mageren 350er an, der mit 258 PS und 620 Nm in der Liste steht.

Zwar ist das M-Klasse-Coupé alles andere als ein Geistesblitz und erst recht keine Pionier-Tat. Doch erstens sieht das Auto zumindest auf ersten Fotos richtig gut aus. Zweitens ist der Klau der BMW-Idee nicht mehr als eine faire Revanche für ein ähnlich verschlafenes Plagiat in der Gegenrichtung. Denn was, fragen Insider in Stuttgart reichlich provozierend, ist der neue Zweier Active Tourer anderes als eine B-Klasse mit Nierengrill?