Der Renegade wird bei Fiat in Italien gebaut und soll eine Marktlücke schließen. Sein Offroad-Look ist nicht nur Show

Zurückhaltung geht anders: Wenn Jeep-Chef Chris Ellis über den Boom kleiner Geländewagen spricht, lässt er kein gutes Haar an der Konkurrenz: „Es gibt in dieser Klasse viele Autos, die sich SUV nennen, aber keines, das diesen Namen verdient“, sagt der Amerikaner. „Bis jetzt!“ Denn mit dem neuen Einstiegsmodell Renegade ist seine Firma angetreten, das zu ändern. „Wer, wenn nicht Jeep könnte den ersten glaubwürdigen Geländewagen dieser Liga bauen? Schließlich machen wir seit über 70 Jahren nichts anderes“, poltert der Markenchef und lenkt den Blick auf einen handlichen Allradler von 4,24 Metern, der nicht nur kantiger ist als Konkurrenten, sondern auch mehr draufhat als die Lifestyle-Hobel aus Europa. Allerdings schlägt sich das auch im Preis nieder: Zwar geht es zum Verkaufsstart am 11. November schon bei konkurrenzfähigen 19.990 Euro los. Doch bis der Allrad an Bord ist und die Ausstattung passt, ist man schon weit in der zweiten Hälfte der 20-Tausender.

Dafür gibt es aber ein Auto, das tatsächlich über Stock und Stein kraxeln kann: Bodenfreiheit, Böschungswinkel, Wattiefe und Geländeuntersetzung sind so konstruiert, dass der Abenteurer mit italienisch-amerikanischen Wurzeln selbst härteste Pisten bewältigt.

Schon im Alltag macht der kleine Indianer eine ganz ordentliche Figur: Die Motoren sind ein bisschen brummig, haben aber beim Anfahren genügend Biss, und das Fahrwerk ist angenehm stramm. Wer die Kurven nicht in engster Linie durchfahren will, kommt auch mit der relativ leichtgängigen Lenkung gut zurecht. Schließlich ist das Auto nicht für die Rennstrecke gemacht, sondern muss sich in engen Parkgaragen und zur Not auch mal zwischen ein paar Felsbrocken bewähren.

Die Amerikaner setzen außen auf ein markantes Design, das viel rustikaler aussieht als bei den meisten anderen Urban-Indianern. Und innen wollen sie mit viel Platz auf fünf Plätzen, 351 Litern Kofferraum und jeder Menge Infotainment punkten. In der Mittelkonsole prangt im stabilen Rahmen eines Outdoor-Tablets ein riesiger Touchscreen mit Online-Navigation und App-Store.

Dazu gibt es eine auf europäischen Bedürfnisse angepasste Motorpalette mit zwei Dieseln in drei Leistungsstufen von 120 bis 170 PS und drei Benzinern, die 110 bis 170 PS abdecken. Und weil die Amerikaner mit der Zeit gehen wollen, hat der Renegade als erster in seinem Segment eine neunstufige Automatik. Weil es dazu auch noch eine Start-Stopp-Automatik gibt und der Renegade weniger wiegt als all seine Geschwister, ist er der sparsamste Jeep aller Zeiten: 4,6 bis 5,9 Liter brauchen die Diesel laut Norm, die Benziner stehen mit 6,0 bis 6,9 Litern in der Liste.

Zwar basiert der Renegade auf einer Fiat-Plattform und ist streng genommen nur der amerikanische Cousin des 500L. Außerdem wird er als erster Jeep für die Welt außerhalb Amerikas montiert und kommt aus der Fiat-Fabrik Mirafiori bei Neapel. Doch haben sich die Amerikaner die Mühe gemacht und die Technik gründlich modifiziert. So gibt es nicht nur stolze 22 Zentimeter Bodenfreiheit und andere Motoren und Getriebe – der Renegade fährt selbstredend auch mit Allradantrieb vor. Nicht mit einem, sondern gleich zwei verschiedenen Systemen samt Geländeuntersetzung, so viel ist Jeep seinen Markenwerten schuldig.

Selbst die Familienehre haben sie gewahrt: Damit nur gar keine Zweifel an der Authentizität des Renegade aufkommen, wurde deshalb sogar das Geburtsdatum ins Cockpit geprägt. Dort steht aber nicht 2014, sondern „Since 1941“ – das Gründungsjahr der Marke.