Assistenzsysteme sind manchmal nicht auf die Bedürfnisse der Autofahrer ausgerichtet – und dann auch kein Gewinn

Beim Rückwärtseinparken in enge Lücken piepst das Auto in den höchsten Tönen. Kommt etwas Gefälle dazu, kann sich mitten im Lenkstress die Parkbremse festsaugen. Und wenn der Fahrer dann in den Leerlauf schaltet und die Kupplung loslässt, um mal durchzuschnaufen, ist plötzlich der Motor aus: Start-Stopp-Automatik.

Moderne Autos werden zunehmend mit Assistenzsystemen ausgestattet, die den Fahrer entlasten, die Sicherheit verbessern und beim Spritsparen helfen sollen. Doch teils sind die Systeme noch nicht perfekt ausgereift, teils stellen sich altgediente Autofahrer nur mit Mühe um. Medien und Internet sind voll von Klagen über hakelige Assistenztechnik.

Ärger gibt es auch immer wieder mit Spurhalteassistenten. „Unerklärliche Aussetzer“ und „aufdringliches Gebimmel“ der Systeme konstatiert ein aktueller Test der Zeitschrift „auto motor und sport“ selbst für Autos sogenannter Premiummarken. Ein System warnt mal zu früh, mal zu spät, ein anderes griff laut Test dermaßen rüde in die Lenkung ein, dass der Wagen zickzack zwischen den Markierungen fuhr.

Akustisch bedrängt fühlen sich nach Erfahrungen des ADAC-Technikexperten Helmut Klein viele Nutzer vom Piepsen ihrer Parkassistenten, wenn mit Näherrücken des Hindernisses die Warntöne immer schriller und höher werden und sich zudem nach Front- und Rückseite des Autos noch unterscheiden. Ein einheitliches Klangbild wäre wünschenswert, sagt er.

Generell sind die Parkassistenten nach seiner Einschätzung jedoch angesichts immer unübersichtlicherer Karosserien eine große Erleichterung. „Das nimmt eine Menge Stress raus“, sagt Klein – gerade auch vor dem Hintergrund des steigenden Altersdurchschnittes unter den Autofahrern. Das gelte auch für den Parklenkassistenten, der den Einparkvorgang fast komplett übernimmt. „Die Systeme funktionieren schon ganz hervorragend“, sagt Klein. Die Mehrkosten seien mit 500 bis 600 Euro im Schnitt akzeptabel.

Auch Autoexperte Professor Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch Gladbach sieht die Fahrerassistenten eher positiv. Schließlich würden die Systeme auf breiter Front erst seit sieben, acht Jahren eingebaut und hätten sich schon erheblich verbessert, sagt er.

Die Tendenz gehe vom passiven Warnsystem zum aktiven Assistenten, der etwa durch Lenkeingriffe die Spur hält. Perspektivisch folgt darauf der interaktive Assistent, der sich von Auto zu Auto austauscht. „Ein aktives System wie der Notbremsassistent wird in kurzer Zeit zum Standard gehören wie der Sicherheitsgurt“, ist Bratzel überzeugt. Nicht akzeptabel findet er kryptische Systeme – ein Spurhalteassistent braucht laut Test allein 19 Klicks am Bordcomputer, um die Vibrationsintensität einzustellen – und überzogene Preise für die Extras. „Da sind die Hersteller in der Pflicht, den Kundennutzen im Blick zu behalten.“

Das gilt auch für Start-Stopp-Automatik-Systeme, die nach einem Test der Zeitschrift „Auto Bild“ deutlich weniger als einen Liter auf 100 Kilometer einsparen und deren Kosten sich in einem Autoleben damit nur selten amortisieren. Außerdem brauchen laut dem Test Wagen mit Start-Stopp an der Ampel vielfach rund eine Sekunde länger als konventionelle Autos, bis sie rollen

Zeitverlust beim Ampelstart und vierstellige Kosten für die Extras sind für Fahrschüler allerdings kein Thema: Sie reißen sich um Autos mit Assistenzsystemen, berichtet Fahrlehrer Friedel Thiele, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Westfalen.