Der Klassiker von Opel ist seit 32 Jahren auf dem Markt. Mit sanften Änderungen soll er wieder Bestseller werden

Werner Joeris ist angespannt. Er sitzt im Prototyp des neuen Opel Corsa, seines Opel Corsa. Als führender Ingenieur verantwortet er den Kleinwagen in neuer Ausführung. Im Herbst nach der Premiere auf dem Pariser Autosalon soll er in fünfter Generation zu den Kunden kommen. Das Modell muss seine Rolle neu definieren, ohne sich zu sehr zu wandeln. „Der Corsa ist eines unserer wichtigsten Modelle“, sagt Opel-Chef Karl-Thomas Neumann und nennt den Kleinwagen einen Klassiker. Neumann führt die 32-jährige „Erfolgsgeschichte“ des Corsa an: mehr als zwölf Millionen produzierte Einheiten, im Schnitt 370.000 Käufer pro Jahr.

In einigen Wochen läuft die Produktion an, ab Marktstart im Herbst wird sich zeigen, ob er den Schwung von Adam und Mokka mitnehmen kann und sich gegen Konkurrenten wie VW Polo, Ford Fiesta oder Renault Clio wird behaupten können. „Die fünfte Generation wird sicher Kunden gewinnen, die bisher keinen Opel gefahren sind“, sagt Neumann. Schließlich will die Marke ihr Image vergangener Tage abstreifen. Auch darum wurde die PR-Kampagne „Umparken im Kopf“ gestartet. Beim kleinen Bruder Adam kann Neumann schon Erfolge vermelden. „Bei ihm erfreuen wir uns einer Eroberungsrate von mehr als 50 Prozent.“ Das heißt: Die Hälfte der Neuwagenkunden fuhr zuvor ein anderes Fabrikat.

Im Ringen um hohe Verkaufszahlen im Kleinwagensegment setzt Opel beim Corsa auf sanfte Veränderungen. Das gilt für Bereiche wie Fahrwerk, Lenkung oder den Komponentensatz. Auch wird der Corsa zugunsten von Aerodynamik und Schwerpunkt etwas flacher und für den Fußgängerschutz ein paar Millimeter länger. „Im Grunde übernehmen wir das Format des Vorgängers“, sagt Ingenieur Joeris. Auch beim Design ist kein Quantensprung zu erwarten – nach einer Stilrevolte sieht der Corsa nicht aus, eher nach einem Update, das die an einen Schmollmund erinnernde Frontpartie trägt, wie man sie vom Adam kennt.

Die deutlichste Überarbeitung hat offenbar der Innenraum erfahren. Man muss nur die Gummimatten anheben, die zur Tarnung ins Cockpit des Prototyps geschraubt sind, schon kommen Konsolen mit Klavierlack, Zierleisten aus Metall und unterschäumte Kunststoffe zutage, dazu vernähte Lederbezüge an Lenkrad und Schaltknauf. Auch die elektronische Ausstattung ist auf der Höhe der Zeit. Vom Adam stammt der Touchscreen mit dem IntelliLink-System und vom großen Bruder die Kamera im Innenspiegel, die vor Auffahrunfällen warnt, bei der Spurführung hilft und Verkehrszeichen erkennt.

Bei den Motoren setzt Opel auf Altbewährtes, allerdings erhält der Neue einen Turbolader. Der Einliter-Direkteinspritzer ist in der Basis 90 und im Prototyp 115 PS stark. Auch die Verbrauchswerte gehen in Ordnung. Zwar benötigt der Prototyp mehr als sieben Liter, doch die Ausfahrt war eine flotte Hatz ohne Rücksicht auf das Gaspedal. Die erwarteten Normwerte für die Motoren der Startaufstellung – zum Dreizylinder-Turbo werden sich ein 1,1-Liter-Vierzylinder mit etwa 75 PS und zwei Diesel mit rund 75 und 95 PS gesellen – sprechen aber eine andere Sprache. Um die drei Liter für die Diesel und gut vier Liter für die Benziner stellen die Entwickler in Aussicht. Der Motor ist eine Wucht, das Innenleben vielversprechend: Weil die Konkurrenten bravere Autos sind, ist der Corsa auf gutem Wege. Und den will sich Opel nicht durch unangemessene Preise verstellen. Es ist zu erwarten, dass Nummer fünf in etwa so viel kosten wird wie der alte. Dessen Grundpreis liegt bei unter 12.000 Euro.