Designer schärfen den Kern der Marke aus München: Mit X4 und 4er Grand Coupé kommen zwei Neue in den Handel

Sehr dynamisch gezeichnet, potent motorisiert, extrem sportlich abgestimmt und leider teuer – so hat der Porsche Macan quasi über Nacht die Oberliga der kompakten Geländewagen durcheinandergebracht und den BMW X3 vom Image-Thron gestoßen. Doch die Bayern geben die Pole Position nicht kampflos auf und schlagen jetzt mit dem X4 zurück. Von Mitte Juli an gibt der kleine Bruder des X6 zu Preisen ab 46.100 Euro die ebenso schöne wie sportliche Alternative zum X3 und wird so zum härtesten Gegner für den Newcomer aus Stuttgart.

Dabei setzt BMW erst einmal auf eine hinreißende Form. „Wo der X3 vor allem rationale Kunden anspricht, wollen wir mit diesem Fahrzeug all jene Käufer erreichen, die sich für das Design begeistern“, sagt Produktmanager Richard Jacobi. So ist der X4 nach dem Vorbild des X6 zum Flachbau geworden, liegt viel tiefer als der X3, geht ein paar Millimeter in die Länge und hat vor allem eine wunderbar schwungvolle Dachlinie. Und obwohl ihm nichts an Prägnanz fehlt, sieht der X4 lange nicht so protzig und provozierend aus wie sein großer Bruder – diesmal haben die Designer den Bogen tatsächlich raus.

Aber der X4 sieht nicht nur gut aus. Er fährt auch so: Spürbar näher am Boden als im X3 und von strammeren Sitzen gehalten, wird man am Steuer schnell eins mit dem Auto und vergisst schon nach ein paar Kurven, dass man hier mit 1,8 Tonnen und 20 Zentimetern Bodenfreiheit zu kämpfen hat. Zu direkt ist die variable Sport-Lenkung, zu intensiv der Kick, wenn die Dynamic Performance Control das Kräfteverhältnis auf der Hinterachse so verändert, dass es einen förmlich in die Kurve hinein dreht, und zu leichtes Spiel hat der 306-PS-Sechszylinder im 35i, als dass man ernsthaft nach den Regeln der Physik fragen möchte. Lass die Reifen doch quietschen und die Stabilitätssysteme arbeiten: Wer seinen Spaß haben will, steigt mit schwerem Fuß aufs Gaspedal, freut sich an einem Sprintwert von 5,5 Sekunden und ärgert sich allenfalls darüber, dass nicht erst bei 250, sondern schon bei 247 km/h Schluss ist. Dass man den Normverbrauch von 8,3 Litern spielend verdoppeln kann, quittiert man besser nur mit einem Schulterzucken. Nicht umsonst bietet BMW auch zwei Vierzylinder-Benziner mit 184 PS im 20i und 245 PS im 28i oder drei Diesel vom 20d mit 190 PS bis zum 35d mit 313 PS an, mit denen man im besten Fall auf einen Verbrauch von 5,2 Litern und selbst im schlechtesten Fall auf maximal 212 km/h kommt.

Sensationelles Design, jede Menge Spaß beim Fahren, keine Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit und ein sozialverträglicher Preisaufschlag – eigentlich gibt es nichts, was dem Erfolg des X4 im Wege steht. Außer vielleicht der neuen Porsche Macan.

Für Entwicklungsvorstand Herbert Diess ist der Dreier das Herz der Marke und die Mittelklasse ihr Rückgrat. Nicht umsonst machen die Bayern mit Dreier und Vierer und dem X3 im Jahr fast 700.000 Zulassungen und damit ein knappes Drittel ihres Absatzes. „Das könnte in Zukunft sogar noch ein bisschen mehr werden“, orakelt Diess. Denn wem beim Dreier die Limousine zu spießig, der GT zu klobig, der Kombi zu nüchtern und beim Vierer das Coupé zu knapp oder das Cabrio zu zugig ist, der bekommt ab 21. Juni zu Preisen ab 35.750 Euro auch noch das neue Vierer Gran Coupé.