Die neue Generation des Aygo soll laut Chefingenieur Terai aus der Masse herausstechen und ein echter City-Star werden. Wo andere Toyotas graue Mäuse sind, treibt es der Aygo bunt.

Sie ist klein, kess und clever. So hat es Comicfigur Astroboy zum Idol des jungen David Terai gebracht. Mittlerweile ist der Japaner 56 Jahre alt und Chefingenieur bei Toyota. Den kleinen Roboter in Menschengestalt, den Kinder in Tokio verehren wie Amerikaner Micky Maus, hat er nicht vergessen. Als er vor sechs Jahren zum Projektleiter des neuen Aygo ernannt wurde, holte er die alten Hefte wieder hervor. Denn genau wie seinerzeit der Astroboy muss auch die zweite Generation des Aygo seinen ganzen Charme und alle Cleverness einsetzen, um sich als Zwerg im Dschungel der Großstadt zu behaupten. „Die Konkurrenz schläft nicht“, sagt Terai. Im Gegenteil: Als 2005 der erste Aygo kam, hatte er neun Wettbewerber, heute sind es 20. Und als wären die Schwestermodelle Peugeot 108 und Citroen C1 nicht schon schwer genug im Zaum zu halten, muss sich der Aygo auch noch eines brandneuen Twingo und eines viertürigen Smart erwehren, wenn er im Juli in den Handel kommt.

„Aus der Masse herausstechen“ – so lautet Terais Leitmotiv beim Generationswechsel, und er hat seinem Designer alle Freiheiten gelassen. Wo andere Toyotas graue Mäuse sind, treibt es der Aygo bunt. Schon das riesige X, das sich durch die Frontpartie zieht und bis in die C-Säulen läuft, ist eine Kampfansage an die Langeweile. Dazu sieht mancher Aygo aus, als wäre er in den Farbtopf gefallen. Außen gibt es zehn Kunststoffteile, die speziell eingefärbt und austauschbar sind. „Man sucht sich seine persönliche Schutzhülle für sein iPhone, lässt sich sogar Schuhe individuell einfärben. Warum sollte man das nicht auch beim Auto machen können“, rechtfertigt Terai diesen Schritt.

Während man für die Individualisierung außen die Hilfe eines Mechanikers braucht, kann man den Aygo innen selbst dem individuellen Geschmack anpassen: Im Cockpit gibt es ein halbes Dutzend farbige Konsolen, die ohne Werkzeug getauscht werden können. In acht poppigen Farben lackiert, bringen sie Glanz in die Hütte. Hartes Plastik, scharfe Kanten, dünne Stoffe auf schmalen Sitzen, eine labbrige Gepäckraumabdeckung – irgendwo muss der Zielpreis von 9900 Euro ja herkommen.

Wenn die Japaner unter 10.000 Euro bleiben, wird der Aygo beim Modellwechsel nur wenige Hunderter teurer. Einserseits ist das ungewöhnlich, weil er besser ausgestattet ist und Extras wie den Touchscreen bietet, mit dem man online navigieren oder das Bild der Rückfahrkamera empfangen kann. Andererseits ist Preisstabilität angeraten, weil der Neue nicht mehr Auto bietet als sein Vorgänger. Bei 3,46 Metern Länge ist er nur einige Millimeter gewachsen. Nach wie vor sitzt man vorn ganz ordentlich, muss im Fond dagegen die Knie anziehen und beim Blick in den Kofferraum zweimal schlucken. Zwar hat Terai 30 Liter Platz geschunden. Doch auch mit 168 Liter Fassungsvermögen ist die Luke hinter der Kante von einem Einkauf schnell überfordert.

So unkonventionell der Aygo aussieht, so gewöhnlich fährt er sich. Der Einliter-Dreizylinder taugt mit 69 PS nicht zum Geschwindigkeitsrausch. Doch weil die 95 Nm nur 840 Kilo zu wuchten haben, wirkt er flotter, als es ein Sprintwert von 14,2 Sekunden vermuten lässt. Dass bei 160 km/h schon Schluss ist, kann man verschmerzen. Sein Revier ist die Großstadt: Da wird er zum City-Champion und hat wie Astroboy keine Furcht vor großen Gegnern.