Die Investition in alte Autos kann sich finanziell lohnen – doch Enthusiasmus ist nötig. Die Oldtimerpreise legten 2013 laut Verband der Automobilindustrie (VDA) im Schnitt um über acht Prozent zu.

Ein Golf GTI der ersten Generation, die „Ente“ aus seligen Studentenzeiten oder ein 911er Porsche der wilden 70er – mit Oldtimern verbinden die Besitzer oft schöne Erinnerungen an die eigene Jugend. Seitdem die Sparzinsen am Boden liegen, werden die mindestens 30 Jahre alten und mit „H“-Kennzeichen zugelassenen Fahrzeuge aber auch als Geldanlage attraktiver.

Die Oldtimerpreise legten 2013 laut Verband der Automobilindustrie (VDA) im Schnitt um über acht Prozent zu. Jedoch: „Das ist natürlich nicht die echte Rendite“, betont der Geschäftsführer der bundesweit tätigen Oldtimer-Schätzstelle Classic-Tax, Frank Wilke. „Autos sind keine historischen Gemälde, die einfach an der Wand hängen.“ Einzuberechnen seien Garagenkosten, Wartung, Versicherung und Benzin. Aber wer ein gut erhaltenes Auto begehrter Typen kaufe, könne mit dem Wertzuwachs vielfach zumindest die Unterhaltskosten herausholen.

Generell beobachten die Fachleute schon länger eine Zweiteilung des Marktes. Einerseits werden für sehr seltene Einzelstücke oder Rennwagen bei internationalen Auktionen zweistellige Millionenbeträge bezahlt. Das ist das Feld der Investoren, die aber fast nie öffentlich auftreten. Zugleich steigt der Preis für einstige Alltagsautos. Unter den Top Ten im Preisanstieg des vergangenen Jahres steht auf Platz Eins ein BMW der 5er-Reihe aus den Baujahren 1972 bis 1977; außerdem Limousinen der 70er-Jahre wie der Opel Admiral und der Ford Granada. Insgesamt gäben die Klassikfans im Durchschnitt unter 20.000 Euro für ihr Fahrzeug aus, sagt Wilke.

Auch sehr verbreitete Autos wie der VW Käfer fänden immer wieder einen Abnehmer. Der funktionierende Markt, die autoaffine Kundschaft und die teils hohen Renditen locken zunehmend auch Neuwagenhändler an. Dass in die Szene in den vergangenen Jahren viel Geld geflossen ist, lässt sich in finanzstarken Gegenden wie der Rhein-Main-Region gut beobachten. In der Klassikstadt Frankfurt zum Beispiel, einer denkmalgeschützten ehemaligen Fabrik für Mayfarth-Landmaschinen, haben sich 32 Firmen vom Oldtimer-Händler über den Sattler bis zu Karosserie- und Motorenspezialisten angesiedelt, deren Angebot kaum einen Wunsch des zahlungskräftigen Oldtimerfreunds offenlässt.

In gläsernen Boxen stehen die automobilen Kostbarkeiten in der Fabriketage, nur die Besitzer haben Zutritt, während sich vor allem an Wochenenden die Besucher die Nase an der Scheibe platt drücken. Regelmäßige Pflege und Überprüfungen – etwa des Luftdrucks – können die Besitzer in Paketen einfach zum ebenfalls nicht billigen Stellplatz hinzubuchen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen befriedigt die Klassikstadt zudem das Bedürfnis nach „Benzingesprächen“ und Geselligkeit. Ähnliche Einrichtungen gibt es auch in anderen Ballungsräumen, in Hamburg etwa soll ein „Meilenwerk“ entstehen. „Das ist teilweise ein weltweites Geschäft“, erklärt Marco Wimmer, Geschäftsführer der Klassikstadt. „Die erste Rendite ist schon mal der ausbleibende Wertverlust“, sagt Volker Janzen, der sich mit seiner Firma Movisti auf Klassiker aus Italien und Frankreich spezialisiert hat. Ein gut erhaltener Alfa Romeo oder Lancia aus den 70ern verliere eben nicht gleich in den ersten drei Jahren die Hälfte seines Werts wie ein Neuwagen – wenn kostspielige Reparaturen ausbleiben. Als reines Renditeobjekt sehe aber keiner seiner Kunden die Autos: „Die wollen ihre schönen Wagen vor allem fahren.“

Bei der Frage, welche Modelle sich künftig wertmäßig wohl am besten entwickeln, gibt es wie am Aktienmarkt keine sicheren Antworten. Als grobe Richtlinie kann allenfalls gelten, dass offene Sportwagen renommierter Hersteller stärker gefragt sind als die jeweils geschlossenen Versionen.

Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Wer hätte beispielsweise vor 20 Jahren geglaubt, dass die teuersten VW-Oldtimer die Ur-Bullis vom Typ T1 würden? In Frankfurt, erzählt Wimmer, wurden im vergangenen Jahr zwei Wagen des VW-Bus-Sondermodells Samba für jeweils mehr als 100.000 Euro verkauft.