Der Ford Focus muss sich gegen Golf und Astra behaupten – Feinschliff bei Design, Motoren und Interieur angekündigt

Der VW Golf mag das Autogeschäft in Deutschland dominieren wie kein anderes Modell. Doch durch die globale Brille betrachtet, sieht das etwas anders aus – zumindest in den Augen von Ford. Denn nach 1,1 Millionen Zulassungen im vergangenen Jahr feiern die Amerikaner ihren Kompakten als meistverkauftes Modell der Welt – und machen um dessen Überarbeitung entsprechendes Aufheben. Dabei rüsten sie ihren Bestseller gar nicht groß auf, wenn er im Herbst in die zweite Halbzeit geht. Stattdessen folgen sie konsequent der Devise „weniger ist mehr“ – beim Design, bei den Motoren und vor allem beim Interieur. Nur ob das auch für den Preis gilt, dazu lassen sie sich in der Kölner Zentrale noch nichts entlocken.

Zu erkennen ist der im Ford-Wording „völlig neue“ Focus von vorn bereits auf den ersten Blick. Zwar haben die Designer lediglich die Frontschürze ausgetauscht, doch bekommt der Golf-Gegner damit ein ganz anderes Gesicht. Die Längsstreben verschwinden und machen Platz für einen Kühlergrill, der nicht mehr so sehr an Aston-Martin erinnert. Weniger ist da eben mehr. Dazu gibt es neue Rückleuchten und stärkere Linien am Heck. Wer dem Focus hinterherfährt, tut sich mit der Unterscheidung zwischen alt und neu schwerer.

Am größten sind die Unterschiede im Innenraum. Dort reagiert Ford auf die Kritik an der Mittelkonsole und macht Schluss mit dem Krieg der Knöpfe. Der leidige Drehregler und das riesige Tastenfeld verschwinden und machen Platz für einen großen Touchscreen und eine Handvoll Knöpfe – gerade hier ist weniger tatsächlich mehr.

Möglich wird diese Abrüstung nur durch das neue Sync-System mit erweiterter Sprachsteuerung. Statt mühsam nach Sonderzielen zu suchen, folgt der Focus jetzt aufs Wort. Man muss zum Beispiel nur „Ich habe Hunger“ sagen, schon erscheint eine Liste der nächstgelegenen Restaurants und zwei Fingertipps weiter der Guide Michelin.

Obwohl es weniger Knöpfe und mehr Ablagen gibt, bietet der Focus nicht weniger Funktionen, im Gegenteil: An der Front von Fahrhelfern und Infotainment wird kräftig aufgerüstet. So kann der Focus künftig nicht nur automatisch ein-, sondern auch ausparken. Er überwacht den Verkehrsraum hinter dem Fahrzeug, rangiert auch quer zur Fahrbahn, bremst im Notfall automatisch und bietet ein intelligentes Lichtsystem, das seinen Leuchtkegel dem Streckenverlauf anpasst.

Auch beim Antrieb gilt das Leitmotiv – weniger Hubraum, weniger Verbrauch, aber mehr Leistung und mehr Fahrspaß. So gibt ein EcoBoost-Vierzylinder-Benziner seinen Einstand, der aus nur 1,5 Litern Hubraum 150 oder 180 PS holt. Auch der wichtigste Diesel hat nur noch 1,5 Liter Hubraum und wird in den Leistungsstufen 95, 105 oder 120 PS angeboten. Vom Vorgänger übernommen werden der Dreizylinder-Benziner mit 100 oder 125 PS und der Zweiliter-Diesel mit 150 PS, der jetzt aber 14 Prozent weniger verbraucht.

Weniger ist mehr – das wäre auch eine schöne Formel für den Preis. Nicht umsonst hat Ford die Produktionskapazitäten in den acht Fabriken rund um den Globus auf 1,5 Millionen Einheiten im Jahr aufgestockt. Doch Hoffnungen auf eine Preissenkung wollen die Kölner ihren Kunden nicht machen. Umgekehrt können sie sich kaum vorstellen, dass der Focus nennenswert teurer wird. Dafür ist die Konkurrenz zu Golf und Astra zu groß, heißt es in der Zentrale. Die aktuell 16.450 Euro für den Dreitürer sind deshalb wohl eine gute Richtschnur. Und weil künftig mehr drin ist, zahlt man am Ende doch ein bisschen weniger.