Der neue Active Tourer bricht mit einer Tradition, die BMW lange hochielt: dem Heckantrieb. Van wird er nicht genannt

Sie sind nicht sexy, aber erfolgreich: Mercedes B-Klasse, VW Golf Plus, Ford C-Max – wann immer ein kompaktes Auto auch praktisch sein soll, greifen Kunden gern zum Hochdachmodell und zahlen bereitwillig einen soliden Preisaufschlag. Kein Wunder, dass sich jetzt auch BMW dieses Segment anschaut und unter die Raumfahrer geht. Ein bisschen Platz und Sinn fürs Praktische kann ja nicht schaden, sagen die Produktmanager und haben den ersten Van von BMW auf den Weg gebracht. Van darf er natürlich nicht heißen, weil das ein bisschen zu arg nach Pampers und Paketen klingt. Stattdessen steht „Zweier Active Tourer“ auf den Monitoren, wenn in zwei Wochen in Genf das Tuch von dem neuen Modell gezogen wird.

Mit einer Länge von 4,34 Metern und einer Höhe von 1,56 Metern misst die Raumkapsel aus München fast auf den Zentimeter genauso viel wie die B-Klasse von Mercedes. Auch sonst sind die Unterschiede nicht groß: Kurze Überhänge, langer Radstand – bei BMW 2,67 und bei Mercedes 2,70 Meter – sowie stark konturierte Flächen. Dass Michael de Bono das grundlegend anders sieht, darf man ihm nicht übel nehmen. Er ist BMW-Designer, hat am Exterieur gearbeitet und spricht von Dynamik, Spannung, Kraft, Proportionen, Präsenz und schönen Linien.

Vor allem bricht der Active Tourer mit einer Tradition, die BMW von allen Herstellern am längsten hochgehalten hat: dem Heckantrieb. Erstmals werden hier nicht wie beim Einser die Hinter-, sondern die Vorderräder angetrieben. Dass nach dem Active Tourer irgendwann auch der Einser und der kommende Zweier umgestellt werden, ist damit nur noch eine Frage der Zeit.

Worauf es ankommt, ist das „Look and Feel“: Der Active Tourer muss so aussehen und sich so anfühlen wie ein echter BMW, sagt Frank Niederländer, der die Modelle unterhalb des Dreiers verantwortet. „Wie das Auto einlenkt, wie es federt und beschleunigt – daran kann man den Active Tourer als BMW erkennen“, verspricht der Stratege.

Dabei müssen Traditionalisten auch unter der Haube mit ein paar Neuerungen fertig werden. Nein, das meint nicht den Plug-in-Hybrid, der fest auf dem Fahrplan steht. Und auch nicht den Quereinbau. Sondern den vorläufigen Einstiegsmotor, dem irgendwie ein Zylinder abhandengekommen ist. Denn genau wie im Mini steckt auch im 218i Active Tourer ein Dreizylinder-Turbo. Er hat 1,5 Liter Hubraum, leistet 136 PS und muss beweisen, dass auch bei 200 km/h in einem Hochdach-BMW noch Freude am Fahren gegeben ist.

Wer diesem Braten nicht traut, der kann auch weiter Vierzylinder bestellen. Zum Beispiel den 218d mit zwei Litern Hubraum und 150 PS oder gleich den 225i mit 231 PS und bis zu 235 km/h. Ach ja: Und falls man sich partout nicht mit dem Frontantrieb anfreunden kann, wird es schon bald auch die ersten Active Tourer mit dem Allradsystem xDrive geben.

Die Freude am Fahren, so versprechen es die Macher in München, wird man auch mit diesem Auto erleben können. Darüber hinaus gibt es jede Menge Platz und pfiffige Ideen. Die Heckklappe schwingt elektrisch auf, die Rückbank ist zweigeteilt verschiebbar und dreigeteilt zum Umklappen. Und wem die 468 bis 1510 Liter Kofferraumvolumen zu wenig sind, der kann zum ersten Mal in einem BMW den Beifahrersitz umklappen. „Das sind Details, denen wir bislang nicht ganz so viel Beachtung geschenkt haben“, sagt Niederländer.

Ein halbes Jahr vor Verkaufsbeginn nennt BMW „um die 30.000 Euro“ als Preisorientierung.