Mit dem TGI BlueMotion ist VW in Sachen Ökologie vorne dabei. E-Autos hat er eine hohe Alltagstauglichkeit voraus. Volkswagen verspricht sich vom Golf TGI „eine Belebung des Erdgasmarktes“, wie Experte Jörg Worm sagt.

Lahm und langweilig, mehr fällt den meisten Autofahrern zum Thema Erdgas nicht ein. Grün und günstig wäre da richtiger. Bewegung in die Szene kommt nun von Volkswagen. Die Wolfsburger schicken ihren europäischen Bestseller mit CNG-Antrieb an den Start. Der Golf TGI BlueMotion schlägt in seiner Klasse nicht nur bei den Energiekosten jeden Benziner und Diesel um Längen, sondern fährt auch in Sachen Ökologie an der Spitze.

Stünde am Heck nicht das Kürzel TGI, wohl niemand würde bemerken, welche Art von Antrieb unter dem Golf steckt. Erst der Blick unter die Kofferraummatte (hier sitzen die Gastanks), hinter den Tankdeckel (zweiter Anschluss) oder aufs Cockpit (zwei Tankanzeigen) verrät, dass hier irgendetwas anders ist: Dieser Golf fährt mit Erdgas. Erstmals integrierte Volkswagen damit die CNG-Technik in seinen neu entwickelten modularen Querbaukasten MQB, der von Beginn an für sämtliche Antriebe ausgelegt wurde. „Das reicht von der Batterie über Hybrid bis zum Turbo-Benziner – und eben auch für Erdgas“, sagt Jörg Worm, bei VW Leiter Applikationen Erdgasfahrzeuge.

Der Brennstoff gilt unter Autobauern als einer der saubersten und effizientesten überhaupt. Fossil gefördert stößt Erdgas bei seiner Verbrennung gut 25 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre als es Benzin oder Diesel tun würde. Regenerativ gewonnen, zum Beispiel als Biogas oder aus umgewandelter Windkraft, wird der Golf TGI sogar zum klimaneutralen Öko-Streber.

Bezogen auf den Brennwert ist Erdgas um die Hälfte günstiger als Benzin oder Diesel. 100 Kilometer mit dem Golf TGI kosten bei einem Normverbrauch von 3,5 Kilogramm zurzeit lediglich 3,70 Euro. Ein Golf TDI dürfte somit nicht mehr als 2,2 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen, wolle er hier gleichziehen. Was er nicht schafft. Lediglich ein Elektroauto hält von den reinen Fahrkosten her mit dem Erdgasauto Schritt.

Nach 420 Kilometern Erdgasbetrieb schaltet das System auf Benzin um

Dem Stromer voraus aber hat der TGI seine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit. Angefangen bei der Reichweite. Sie beträgt bei Erdgasbetrieb 420Kilometer. Automatisch schaltet das bivalente System dann auf Benzin um, und beschert dem Fahrer weitere 940 Kilometer. Der Tankvorgang selbst dauert ähnlich wie beim Benzin nur wenige Minuten. Und ist denkbar einfach. Zapfpistole aufstecken, Hebel ziehen, fertig. Nichts leckt, nichts tropft, nichts riecht, nichts klebt an den Fingern. Eine saubere Sache. Einziger Nachteil: Nicht an jeder Straßenecke leuchtet eine Tankstelle. Doch in Zeiten von Smartphone, Apps, Navigationssystemen und Internet dürfte es auch kein Problem sein, herauszufinden, wo eine entsprechende Zapfsäule steht. „Deutschlandweit gibt es mehr als 900 Erdgastankstellen, davon 180 sogar mit Biogas“, sagt Jörg Worm. Elf sind es in Hamburg. (Wichtig: Erdgas-Autos können nicht das Autogas LPG tanken, das Abfallprodukt der Mineralölindustrie. LPG-Fahrzeuge nutzen eine andere Technik mit niedrigerem Druck.)

Beim Fahren merkt man keinen Unterschied. Ein Grund hierfür ist die identische Leistung 841 kW/110 PS des 1.4-TSI im Gas- und Benzin-Modus. Wie erwartet schnurrt der TGI in feiner Manier los, nervt nicht, lärmt nicht, schafft den Sprint von null auf 100 km/h in 10,9 Sekunden und wenn nötig eine Spitze von 194 km/h. Er bleibt in allen seinen Facetten ein Golf, hochgradig ausgewogen, perfektioniert bis ins Detail, mit solider Verarbeitung und sehr gutem Federungskomfort. Bezahlen lässt Volkswagen sich dies mit mindestens 23.400 Euro in der Ausstattung Trendline. Wer mehr die finanzielle als die ökologische Seite sieht, dem sei gesagt: Ja, die Erdgasvariante ist teurer. Um genau zu sein: Ein Golf Blue TDI mit Euro-6-Diesel kostet 725 Euro weniger. Wer den 1.2 TSI-Benziner mit 77 kW/105 PS heranzieht, kommt bei vergleichbarer Ausstattung sogar auf eine Differenz von 3825 Euro.

Dennoch verspricht sich Volkswagen vom Golf TGI „eine Belebung des Erdgasmarktes“, wie Experte Jörg Worm sagt. Gute Erfahrungen habe man mit dem kleinsten CNG-Modell im Hause, dem Eco Up, schon gemacht.