Mit einem zweiten Modell sorgt Porsche für Furore im SUV-Segment. Sein Debüt feiert das Auto in dieser Woche auf Messen in Tokio und Los Angeles.

Der Porsche Cayenne bekommt einen kleinen Bruder: Getrieben von der Lust auf größere Stückzahlen und bestätigt vom anhaltenden Boom der sportlichen Geländewagen, bringen die Schwaben jetzt als zweites SUV den Macan auf den Weg. Er feiert seine Weltpremiere diese Woche zeitgleich auf den Messen in Tokio und Los Angeles und kommt in Deutschland im April zu Preisen ab 57.930 Euro in den Handel.

Dafür gibt es einen 4,68 Meter langen Kraftmeier, der sich mit seinen 1,62 Metern ungewöhnlich flach macht und dafür lieber so weit in die Breite geht, dass man ihm schnell die Spur räumt, sobald sein aggressives Gesicht im Rückspiegel erscheint.

Außen gezeichnet wie ein Cayenne, der ein bisschen geschrumpft ist, danach im Fitnessstudio war und sich obendrein mit neuen Sideblades schmückt, wahrt der Macan auch innen die Nähe zur Familie: Die Mittelkonsole ist genauso breit und steil wie im Panamera, das Lenkrad kennt man aus dem 918, und wie im Elfer thront auf dem Armaturenbrett die Stoppuhr.

Dass der Macan Verwandtschaft in Ingolstadt hat, sieht man ihm nicht unbedingt an. Die Basis für das Sport-SUV liefert der Audi Q5, von dem aber nicht viel mehr als das Grundgerüst übernommen wurde. Das Design ist völlig eigenständig und zitiert in vielen Details den 911 oder gar den 918. Die Motoren haben mehr Power, der obligatorische Allradantrieb wurde verändert, die serienmäßige Doppelkupplung hat eine exklusive Porsche-Abstimmung, und zum ersten Mal in diesem Segment gibt es auf Wunsch auch eine Luftfederung. Unter der Haube des Fünfsitzers mit bis zu 500 Litern Kofferraum gibt es die Wahl zwischen drei Motoren, die alle sechs Zylinder und drei Liter Hubraum haben. Den Einstieg markiert vorerst der Macan S, dem ein Turbo 340 PS einbläst. Schon er kommt auf maximal 460 Newtonmeter, beschleunigt im besten Fall in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 und knackt mit 254 km/h bereits die 250er-Marke.

Darüber rangiert der Macan Turbo, der mit einem zweiten Lader bestückt wird. So steigt die Leistung auf 400 PS, das Drehmoment klettert auf 550 Newtonmeter, und der Sprintwert schmilzt auf 4,6 Sekunden. Außerdem wird es bei 266 km/h Spitze auf der Überholspur für ein SUV schon ganz schön einsam. Selbst der Diesel trägt das S im Namenskürzel völlig zu Recht. Er leistet 258 PS, erreicht maximal 580 Newtonmeter und wuchtet den immerhin knapp zwei Tonnen schweren Macan in 6,1 Sekunden auf Tempo 100. Nur bei Vollgas muss er ab 230 km/h passen. Dafür allerdings reichen ihm im Normzyklus 6,1 Liter, während der Macan S mit 8,7 und der Turbo mit 8,9 Litern angegeben werden.

Kein Zweifel an der Herkunft des Macan durch übliche Porsche-Power-Extras

Dass diese Werte zumindest in der Theorie so niedrig sind, liegt an solchen Details wie der vorausschauenden Start-Stopp-Automatik, der Doppelkupplung mit „Segel“-Funktion oder der elektrischen Servolenkung, mit denen Porsche den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen demonstrieren will. „Denn Leistung und Effizienz sind kein Widerspruch“, prahlen die Schwaben. Bei diesem Aufgebot wird es aber nicht lange bleiben. Zwar dürfte es mit zusätzlichen Karosserievarianten schwierig werden. Aber wer Porsche kennt, der weiß, dass sich die Schwaben schon noch ein paar weitere Kürzel aus der Buchstabensuppe fischen werden. Ein GTS zum Beispiel ist genauso wahrscheinlich wie ein Turbo S. Und selbst ein Hybrid ist nach der Vorarbeit von Audi denkbar.

Weil der Macan keine Zweifel an seiner Herkunft lassen will, gibt es auch für den kleinen Geländewagen die üblichen Power-Extras aus den Porsche-Sportwagen. Die Sport-Taste für eine bissigere Gasannahme, veränderte Schaltzeiten und ein paar lustvolle Zwischengasfanfaren sind serienmäßig, und gegen Aufpreis kann man auch die ESP-Erweiterung Torque Vectoring und das Sport-Chrono-Paket bestellen.

„Der Macan ist Porsche pur“, bemühen sich die Schwaben schon im Vorfeld der Premiere um eine Abgrenzung zu Konkurrenz und Konzernverwandtschaft. Und die ersten Fotos geben ihnen genauso recht wie der vielversprechende Blick in das Datenblatt.

Doch der Porsche-Purismus geht noch weiter – und zwar bis in die ziemlich gesalzene Preisliste. Denn ein halbwegs vergleichbarer Macan ist nicht nur 7000 Euro teurer als sein Vetter Q5. Selbst von seinem großen Bruder Cayenne trennen das SUV der Babyboomer nur 1500 Euro. Außer Porsche kann sich so etwas wohl kaum eine andere Marke erlauben.