Der neue Mazda3 bringt frischen Wind in die von VW dominierte Kompaktklasse. Seine dynamische Form passt zum sportlichen Charakter.

Es gibt kaum ein Segment, in dem sich ausländische Hersteller in Deutschland so schwertun wie in der Kompaktklasse. Der VW Golf ist hier so stark, dass sich manche Konkurrenten schon ganz aus diesem Rennen verabschiedet haben. Doch ausgerechnet Mazda als eher kleiner unter den großen Importeuren gibt den Kampf nicht verloren und kontert jetzt mit einer ausgesprochen attraktiven Neuauflage des Dreiers, die am 18. Oktober zu Preisen ab 16.990 Euro an den Start geht. Der wird fast so sparsam wie der Bestseller aus Wolfsburg, bietet ähnlich viel Sicherheitsausstattung sowie ein innovatives Infotainment-System. Neben der Vernunft bedient der Mazda3 auch das Vergnügen und fühlt sich sportlicher an, als man das von den früher so spaßbefreiten Japanern erwartet hätte.

Das beginnt bereits kurz nach dem Einsteigen: Da sitzt man jetzt nicht mehr auf, sondern im Sessel und fühlt sich mittendrin im Geschehen. Das neuerdings richtig hochwertige Interieur ist einem deutlich zugeneigt, gegen die Ablenkung vom Wesentlichen gibt es sogar ein Head-up-Display, das mit seiner transparenten Kunststoffscheibe allerdings ziemlich billig wirkt. Das griffige Lenkrad lässt sich genau richtig einstellen, und die Füße fliegen förmlich über die Pedale. „Jinba Ittai“, nennen die Japaner die Einheit von Ross und Reiter, die sie beim Roadster MX-5 perfektioniert haben – und jetzt kann man sie zum ersten Mal auch in der Kompaktklasse spüren.

Die sportliche Sitzposition ist kein leeres Versprechen. Klar: Mit dem 120-PS-Benziner, für den sich Mazda den größten Verkaufsanteil verspricht, kann man natürlich keine Bäume ausreißen. Doch schon dieser 2,0-Liter-Motor geht mit seinen maximal 210 Nm so beherzt zur Sache, dass man die präzise und scharfe Lenkung spüren kann. Und leider auch das stramme Fahrwerk. Denn genau wie vor Kurzem noch Audi oder BMW, haben es auch die Japaner im Bemühen um das dynamische Image so weit getrieben, dass der Dreier ziemlich hart abrollt und Fahrbahnunebenheiten spürbar direkt an die Passagiere weitergibt. Weniger wäre da sicher mehr gewesen – zumindest, solange zum Skyactiv-Paket nicht auch eine adaptive Fahrwerksregelung zählt.

Wem die 120 PS zu wenig und der große Benziner mit 165 PS zu stark ist, für den empfiehlt sich der Diesel mit 150 PS. Denn der hat nicht nur einen kleinen Durst, sondern auch einen großen Appetit und wird so zum flotten Kilometerfresser. Leise und kultiviert, bringt er bis zu 380 Nm auf die Straße und schreitet entsprechend beherzt aus: Von null auf 100 beschleunigt er in 8,1 Sekunden, und Schluss ist erst bei 210 Sachen. Man muss den Dreier aber gar nicht erst über eine kurvige Landstraße hetzen, um seine Dynamik zu erleben. Es reicht diesmal schon, den Wagen anzuschauen.

War der Vorgänger noch ein arger Langeweiler, trägt das neue Modell die sehnig-sportlichen Züge von CX5 und Sechser und lässt seine europäischen Konkurrenten damit vergleichsweise brav und bieder aussehen. Die Schnauze aggressiv im Wind, den stechenden Blick der Scheinwerfer scharf im Nacken des Vordermanns und der Stand so athletisch wie ein Sprinter vor dem Start – da zahlt es sich aus, dass Mazda den Wagen zwei Zentimeter flacher und dafür vier Zentimeter breiter gezeichnet hat. Und weil bei einer unveränderten Länge von knapp 4,50 Metern auch noch der Radstand um sechs Zentimeter gestreckt wurde, steht das Auto nicht nur strammer auf der Straße. Es bietet auch ein bisschen mehr Platz. Im Fond für die Knie der Hinterbänkler und im Kofferraum jetzt für bis zu 350 Liter Gepäck. Damit fährt der Mazda3 zwar auf Golf-Niveau. Doch wenn man bedenkt, dass er rund 30 Zentimeter länger ist als der deutsche Dauerbrenner, haben die Japaner irgendwo viel Platz verschenkt.

Mehr Emotionen beim Fahren – das ist für Mazda beim Dreier nur die halbe Miete. Die andere Hälfte zahlt die Elektronik, die bei den Japanern nun auch in der Kompaktklasse weiter auf dem Vormarsch ist. Davon zeugt zum einen der große, frei stehende Monitor über der Mittelkonsole, auf dem neben Navi & Co. nun auch Apps angezeigt werden, mit denen Mazda in der Welt von Twitter & Co ankommt. Und davon zeugen zum anderen die vielen Assistenzsysteme, mit denen die Japaner nun mit der europäischen Konkurrenz gleichziehen: Es gibt künftig eine automatische Abstandsregelung samt Kollisionswarnung und Notbremse für den Stadtverkehr sowie die üblichen Sensoren fürs Fernlicht, den Blick in den Toten Winkel und die Spurführung.

Während die Japaner bei Ambiente und Ausstattung gegenüber CX5 und Mazda6 noch einmal nachgelegt haben, gibt es unter dem Blech die gerade frisch eingeführte SkyActive-Technologie der beiden anderen Baureihen – von der Karosseriestruktur über die Getriebe bis hin zu Achsen und Antrieben sowie dem Rekuperationssystem i-Eloop und der schnellsten Start-Stopp-Automatik im Wettbewerbsvergleich. Das bedeutet eine besonders leichte Konstruktion mit bis zu 70 Kilo weniger als früher, einem Leergewicht unter 1,2 Tonnen und damit deutlich weniger als beim neuen VW Golf.

All das schlägt sich drastisch im Verbrauch nieder: Er geht um bis zu 25Prozent zurück und liegt nun bei 5,1Litern für den kleinen und 5,8 Litern für den großen Benziner sowie bei 4,1Litern für den Diesel. Und wenn später noch ein kleiner Selbstzünder mit wohl 1,6 Litern Hubraum und 120 PS kommt, rückt das japanische Drei-Liter-Auto noch ein bisschen näher, deutet der Projektleiter an. Zwar hat sich Mazda für den neuen Dreier viel von Golf & Co. abgeschaut. Doch bei der Variantenvielfalt hört für die Japaner der Spaß auf. Weil sie das Modell auf der ganzen Welt verkaufen und sich bei der Entwicklung aufs Wesentliche konzentrieren müssen, gibt es nur den Fünftürer und ab Januar auch wieder das Stufenheck. Ein Kombi, ein Coupé oder gar ein Cabrio ist nicht geplant.