Die dritte Generation des BMW kommt im November. Eindrücke einer ersten Probefahrt zeigen: Das noble SUV ist vor allem für die Straße gemacht.

Stabile Absatzzahlen ohne Altersschwäche, üppige Ausstattungsraten mit vielen teuren Extras, souveräne Fahrleistungen und zufriedene Kunden – bei BMW nennen sie den X5 intern nur noch „The Boss“. Schließlich ist die Wuchtbrumme der Bayern das unumstrittene Oberhaupt in einer wachsenden X-Familie, die zum Absatz der Marke mittlerweile ein Drittel beisteuert und in der Bilanz sicher noch einen größeren Anteil hat. Kein Wunder, dass es sich Entwicklungsvorstand Herbert Diess nicht nehmen lässt, die dritte Generation des Geländegängers persönlich auf die Straße zu bringen und die Tester auf ein weiter verfeinertes Fahrerlebnis einzustimmen. Eine Revolution kann und will er nicht versprechen.

Preise starten ab 59.400 Euro, erst der kleine Diesel wird deutlich billiger

Sondern ein gutes Auto noch besser zu machen, das war die Vorgabe für seine Mannschaft. Und diesen Auftrag haben die Ingenieure mit Bravour erledigt: Wenn der neue X5 nach der Publikumspremiere auf der IAA in Frankfurt Ende November zu Preisen ab zunächst 59.400 Euro in den Handel kommt, dürfen die Kunden deshalb nicht nur ein nachgeschärftes Design, ein erweitertes Paket an Assistenzsystemen und optimierte Motoren erwarten, sondern vor allem ein nochmals veredeltes Interieur mit etwas mehr Platz und mehr Prunk. Doch auch Fahrgefühl bekommt mehr Bandbreite – komfortabler beim gemütlichen Gleiten und kompromissloser bei der Kurvenhatz. Nur an den Geländeeigenschaften hat sich bis auf eine neue Grafik im Bordcomputer nichts nennenswert geändert. Schließlich endet der Drang nach Freiheit und Abenteuer für die meisten Kunden ohnehin an der Bordsteinkante.

Dass der neue X5 jetzt auf der Autobahn fast so gelassen bleibt wie ein Siebener und auf einer kurvigen Landstraße so handlich wirkt wie ein X3, liegt an den Fahrwerksoptionen. Wer die richtigen Kreuzchen auf der Preisliste macht, bekommt wahlweise eine Luftfederung oder die Dynamic Performance Control für die Hinterachse. Die eine bügelt wirkungsvoll die Straße und sorgt mit der besseren Geräuschdämmung für Oberklasse-Komfort. Die andere bringt bei der Kurvenhatz so geschickt ein zusätzliches Drehmoment aufs äußere Rad, dass der X5 scheinbar wie von selbst durch die Radien rasiert.

Zusammen mit einer messerscharfen Sportlenkung, einem strammen, aufrechten Aufbau und einer versteiften Dämpfereinstellung wird das Dickschiff zum Kurvenräuber. Am meisten Spaß macht das mit dem V8-Motor im 78.800 Euro teuren X5 50i – zumal der jetzt noch einmal 43 PS zugelegt hat und nun auf 450 PS kommt. So schafft er einen Sprintwert von 5,0 Sekunden und läuft bei 250 km/h ganz mühelos in den Begrenzer. Aber selbst wenn im Gegenzug der Verbrauch um 16 Prozent fällt, weil der Motor optimiert wurde, der cW-Wert deutlich geschrumpft ist und BMW bei leicht gewachsenen Abmessungen bis zu 90 Kilo Gewicht gespart hat, stehen 10,4 Liter im Datenblatt und gerne mal 14 oder mehr auf dem Bordcomputer. Kein Wunder, dass diese Variante bei uns nur eine Nebenrolle spielt.

Viel wichtiger ist der Sechszylinder-Diesel aus dem 30d. Auch er wird stärker und kommt jetzt auf 258 PS. Und auch er ist mit maximal 560 Nm so flott bei der Sache, dass einem die gut zwei Tonnen gar nicht mehr so schwer vorkommen, wenn man in 6,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und mit bis zu 230 km/h über die Autobahn fliegt. Dabei reichen ihm in der Theorie 6,2 und in der Praxis um die acht Liter.

Dass es noch viel sparsamer geht, wollen die Bayern mit einem neuen Einstiegsmodell beweisen. Zum Jahreswechsel bringen sie deshalb erstmals einen Vierzylinder-Diesel, den es obendrein auch noch als reinen Hecktriebler gibt. Das drückt nicht nur den Preis auf bislang unerreichte 52.100 Euro, damit sinkt auch der Verbrauch des 258 PS starken Kaventsmanns auf 5,6 Liter. „Das ist für uns ein Beleg, dass solche Autos auch in Zeiten verschärfter Flottenverbrauchsvorgaben eine Zukunft haben“, gibt Vorstand Diess den SUV-Fans unter seinen Kunden eine Bestandsgarantie.

Großer Sprung bei der Ausstattung und den Assistenzsystemen

Neben dem Vierzylinder-Diesel wird es noch einen weiteren Sechszylinder im X5 40d mit 313 PS, den M50d mit 381 PS und einen Sechszylinder-Benziner mit 306 PS im 35i geben. Außerdem soll der Plug-In-Hybrid mit 30 Kilometern elektrischer Reichweite und 3,8 Litern Normverbrauch kein Einzelstück für die IAA-Premiere bleiben, sondern 2015 in Serie gehen.

Während es beim Antrieb und Ambiente vor allem Detailverbesserungen gibt, macht BMW bei Ausstattung und Assistenzsystemen einen großen Sprung. Infotainment-Systeme mit mobilem Facebook- und Twitter-Account sind nichts Neues mehr, und Navigation mit Online-Zielen und Verkehrsnachrichten in Echtzeit kennt man schon von anderen Marken oder Modellen. Doch vor allem mit dem Stauassistenten könnten die Bayern zum Jahreswechsel punkten. Denn als erster SUV cruist der X5 damit fast autonom durch den zäh fließenden Verkehr und hält nicht nur Tempo und Abstand, sondern greift auch selbst ins Lenkrad. Im Speckgürtel der Großstädte ist das sicher ein tolles Feature – nur vom Gelände entfernt sich der Geländegänger damit wieder ein Stückchen mehr.

(Die Reise zur Präsentation erfolgte mit Unterstützung durch BMW)