Die gemeinsame Prüfung von ADAC, Stiftung Warentest und Co. ist maßgebend – was Eltern beachten müssen. Die Tests gliedern sich in mehrere Kategorien.

Die Lehne wirkt stabil. Doch ob ein Autokindersitz etwas taugt, sieht man ihm meist nicht gleich an. Viele Eltern orientieren sich daher an Produkttests wie dem gemeinsamen von ADAC, Stiftung Warentest und weiteren Organisationen. Aber wie kommen sie zustande?

Der ADAC testet seit 2000 mindestens einmal im Jahr um die 30 Kindersitze aller Klassen, 2002 stieg die Stiftung Warentest ein. Der ÖAMTC in Österreich und der Touring Club Schweiz (TCS) sind auch mit von der Partie. „Wir prüfen immer die jeweils neuesten und besonders beliebte Modelle auf dem Markt“, erklärt Henry Görlitz, Projektleiter der Stiftung Warentest. Die Tester kaufen die Sitze anonym in mehreren Geschäften parallel ein. Hersteller können also nicht mogeln und ihnen solche unterjubeln, die nicht dem Serienmodell entsprechen.

Die Tests gliedern sich in mehrere Kategorien. „Wichtigste Säulen sind die Crashsicherheit auf der einen Seite und die Handhabung und Ergonomie auf der anderen“, erklärt Andreas Ratzek, Projektleiter für Fahrzeugsicherheit beim ADAC. In dessen Technikzentrum in Landsberg werden die beiden häufigsten Unfallsituationen simuliert: der Frontalcrash und der Seitenaufprall. „Pro Sitzmodell gibt es mehrere Durchläufe, zum Beispiel mit unterschiedlich großen Dummys, mit allen Befestigungsmöglichkeiten und auf mehreren Plätzen“, so Ratzek.

Beim Frontalcrashtest kracht es mit Tempo 64, beim Seitenaufprall mit 50 km/h. Das ist der Standard der europäischen Prüforganisation Euro NCAP. Nach jedem Crash begutachten Experten, ob Sitz, Halterungen und Gurte der Wucht des Aufpralls standgehalten haben. „Sensoren in den Dummys liefern Daten, die auf mögliche Verletzungen schließen lassen. Wir werten außerdem Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus, auf denen man sehen kann, ob der Kopf des Dummys gegen die Rückseite des Beifahrersitzes geschlagen ist“, sagt Ratzek.

Chemiker suchen jetzt auch nach krebserregenden Schadstoffen

Danach wird die Handhabung der Sitze geprüft. „Wir lassen Laien die Sitze nur mithilfe der Gebrauchsanweisung in einen zweitürigen Kleinwagen, einen kompakten Viertürer und einen Van einbauen und ihre Kinder darin anschnallen“, erklärt Görlitz. Experten beobachten, ob dabei Probleme auftreten oder Fehler gemacht werden. Machen die Testpersonen gravierende Bedienfehler bei der Sitzmontage oder beim Anschnallen des Kindes, bedeutet das für das Produkt: mangelhaft. Die Profitester machen sich aber immer noch ein eigenes Bild. Fallen ihnen dabei besonders gefährliche Mängel auf, treten sie auch mal sofort an die Hersteller heran und bringen eine Rückrufaktion in Gang.

Seit 2011 lassen ADAC, Stiftung Warentest und Co. zudem die Schadstoffbelastung untersuchen. So haben Chemiker solche Stoffe im Visier, die krebserregend sind oder das Erbgut schädigen können. Dazu zählen Flammschutzmittel, Weichmacher und aromatische Kohlenwasserstoffe. Werden solche Stoffe in bedenklicher Menge festgestellt, fällt ein Sitz im Test durch.

An Testergebnissen könnten Eltern sich zwar orientieren – sie sollten aber nie blind nach den Siegern greifen, warnt Ratzek. „Die mögen zwar die Bestnote haben, passen aber womöglich gar nicht ins jeweilige Auto.“ Sein Tipp: mit dem Wagen beim Fachhändler vorfahren, mehrere Modelle ausprobieren und das Kind Probe sitzen lassen. „Nur so finden Eltern heraus, welcher Kindersitz der richtige ist.“