Bei den Etiketten sind wichtige Leistungskriterien nicht erfasst. Probleme auch bei Einstufung

Seit November vergangenen Jahres tragen Autoreifen bunte Etiketten mit Symbolen, Buchstaben und Zahlen. Damit sollten die Konsumenten nach dem Willen der Europäischen Kommission über die Umwelteigenschaften der Pneus informiert und in ihrer Kaufentscheidung beeinflusst werden. Doch der Kunde hat diese Farbenspiele bisher kaum zur Kenntnis genommen.

Beim vergangenen Wintergeschäft, darin ist sich die Branche einig, hatte das Label keine Auswirkungen auf die Kaufentscheidung. Was auch daran liegt, dass wichtige Leistungskriterien von Winterreifen wie das Bremsen und die Haftung bei niedrigen Temperaturen oder auch Eis und Schnee gar nicht erfasst werden. Für die Benotung zählen nur drei Parameter: der Rollwiderstand als Indikator für die Energieeffizienz, das Verhalten beim Bremsen auf Nässe und die Geräuschentwicklung.

Eine Schwäche des neuen Labels liegt aber auch darin, dass die Einstufung von den Herstellern selbst vorgenommen und offiziell nicht weiter kontrolliert wird. So rollte Yokohama zum Erstaunen der gesamten Branche einen Reifen mit der Einstufung A auf den Markt, der, nachdem die Konkurrenz nachgemessen hatte, in die Kategorie C abgewertet wurde. Sanktionen drohen den Schummlern nicht, und auch die Abstufung war eine freiwillige Aktion des japanischen Unternehmens. Eine entsprechende Verpflichtung sieht die Verordnung nicht vor. Bisher ist in Deutschland noch nicht geklärt, wer die Kontrollen organisieren und vor allem bezahlen soll.