Wer die Wechselintervalle der Hersteller und offensichtliche Mängel ignoriert, muss am Ende womöglich draufzahlen

Viele Probleme werden umso schlimmer, je länger man sie nicht beachtet. Das gilt auch bei der Wartung des Autos. Wer Wechselintervalle verpasst oder offensichtliche Mängel ignoriert, für den kann die Reparatur eines Folgeschadens richtig teuer werden. Dabei lässt sich die Kostenexplosion meist verhindern. "Heutige Autos zeigen meist einige Wochen und mehrere tausend Kilometer vorher an, wenn eine Wartung ansteht", sagt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg.

So sollte etwa der Ölwechsel nicht über die Wechselintervalle hinaus verschleppt werden, warnt Hans-Ulrich Sander vom TÜV Rheinland. "Sonst bildet sich Schlamm, die Ölleitungen verstopfen und die drehenden Teile verschleißen." Das könne zu einem kapitalen Motorschaden führen. "Wenn ein gewöhnlicher Vier-Zylindermotor kaputt geht, werden oft 6000 bis 8000 Euro fällig", rechnet der Kfz-Experte vor. Ein Ölwechsel kostet dagegen um die 150 Euro.

Auch Zündkerzen lassen sich vergleichsweise günstig wechseln, verursachen bei einem Defekt aber großen Schaden: Irgendwann komme es zu Zündaussetzern, erklärt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Diese führten dazu, dass unverbrannte Kraftstoffe in den Katalysator gelangen und diesen schädigen oder zerstören. Die Kosten für die Erneuerung des Katalysators lägen bei 500 bis 1000 Euro. Ein frühzeitiger Wechsel der Zündkerzen ist dagegen schon ab 100 Euro zu haben.

Ein weiteres Beispiel: Viele Motoren erleiden laut Thiemel einen kapitalen Schaden, wenn der Zahnriemen reißt. Kostenpunkt: ab 5000 Euro. Der Wechsel des Zahnriemens schlägt dagegen mit 600 bis 1000 Euro zu Buche. Der ADAC-Mitarbeiter rät, genau die Tauschintervalle des Herstellers einzuhalten. "Meist sind das zwischen 100.000 und 150.000 Kilometer." Augenmerk gilt auch der Bremsanlage. "In der Regel zeigt das Auto an, wann sie verschlissen sind", sagt TÜV-Experte Sander. Der Wechsel koste etwa 200 Euro. "Sonst bremst irgendwann Stahl auf Stahl, dann müssen neue Bremsscheiben her." In diesem Fall wären 500 Euro fällig. Hinzu kommt: Verschlissene Bremsen sind eine Unfallgefahr.

Der ZDK rät zudem zur gründlichen Wartung der Klimaanlage. Das Kältemittel müsse regelmäßig erneuert werden - sonst komme es zu einer abnehmenden Schmierung der Anlage bis zum kompletten Ausfall des Kompressors. Gleiches droht, wenn der Trockner nicht regelmäßig erneuert wird: Das Kältemittelöl verschlammt. Filter, Ventile und Rohre verstopfen. Es kommt zu Korrosion und letztlich zum Komplettausfall des Kompressors. Die Erneuerung koste je nach Fahrzeug zwischen 500 und 1000 Euro.

Es gibt auch notwendige Eingriffe, die vor dem nächsten Pflichtwartungstermin fällig sind. Das gilt etwa bei Geräuschen im Radlager, dessen Wechsel nur zwischen 70 und 100 Euro koste, sagt Sander. "Verschleppe ich die Reparatur und fahre weiter, dreht sich irgendwann das Gehäuse im Lagersitz." Dann müsse auch noch die Radnabe - eventuell zusammen mit Bremsscheibe und Bremsklötzen - getauscht werden. Kosten: 700 bis 800 Euro. Eine Achsvermessung für 100 Euro lohne, wenn der Wagen hart auf einen Bordstein aufgefahren ist, so der Kfz-Experte. "Sonst fahre ich mir schnell die Reifen einseitig ab." Dann besteht die Gefahr, dass ein Reifen platzt.

Auch Steinschlag in der Frontscheibe sollte nicht unterschätzt werden. Sonst reißt irgendwann die Scheibe. "Dabei ist eine Macke leicht zu reparieren, die Kaskoversicherung übernimmt meist die Kosten", sagt Sander. Entsteht ein Riss, müsse die ganze Scheibe ausgetauscht werden. "Dann wird der Selbstbehalt fällig." Für eine neue Scheibe sind zwischen 500 und 1000 Euro zu berappen. Wieder finden Autofahrer das gleiche Muster: Die aufwendige Reparatur ist am Ende um ein Vielfaches teurer als der rechtzeitige Wechsel oder die Reparatur eines abgenutzten oder beschädigten Bauteils.