Mit 265 PS wird der Golf R zum stärksten Cabrio in der VW-Geschichte. Happig ist auch der Preis

Volkswagen lässt die Muskeln spielen und macht dem alten Golf Cabrio noch einmal Beine: Damit das noch von der Generation sechs abgeleitete Open-Air-Modell gegenüber dem neuen Golf VII nicht ganz so blass aussieht, rüsten es die Niedersachsen jetzt zum R-Golf auf. Dank des 265 PS starken Turbos ist der Wagen das stärkste Cabriolet in der VW-Geschichte. Allerdings ist das nicht der einzige Superlativ. Auch der Preis für den pünktlich zum Frühjahr lieferbaren Wagen erreicht mit 43.325 Euro ein rekordverdächtiges Niveau.

Dafür gibt es vor allem eine Organspende aus dem Scirocco R. Denn wo für den Zweiliter-Turbo bislang bei den 210 PS des GTI-Cabrios Schluss war, packen die Ingenieure der R GmbH jetzt noch einmal 20 Prozent drauf. Da wird das sonst so brave Auto zum Wolfsburger Wirbelwind und überrascht mit Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau: Von null auf 100 sprintet der Kraftmeier jetzt in 6,4 Sekunden, und zum ersten Mal ist das Golf Cabrio so schnell, dass die Entwickler bei 250 km/h die Reißleine ziehen müssen.

Keine Frage, die neue Variante ist viel giftiger als das Großserienmodell. Der Motor klingt kerniger. Der Ampelspurt wird zum Vergnügen, wenn der Vierzylinder aufbrüllt und es einen tief in die Sitze presst. Wenn schon 2500 Touren zum Abruf der maximalen Antrittsleistung genügen, wird auch das Überholen auf der Landstraße zum Kinderspiel. Und obwohl ihm der Allradantrieb fehlt, fühlt man sich bei einer verschärften Landpartie auch in engen Kurven und langen Kehren immer als Herr der Lage.

Doch so lustvoll und leidenschaftlich wie der Opel Astra OPC oder der letzte Ford Focus RS ist das R-Modell noch lange nicht. Sein Sportfahrwerk ist trotz der Tieferlegung um 2,5 Zentimeter und der nachgeschärften Lenkung noch zu kommod, das Interieur eher schick als sportlich und die Designretuschen mit den neuen Schürzen vorn und hinten viel zu zurückhaltend. So wirkt er wie ein Streber, der mal eben den Strickpullunder gegen ein Muskel-Shirt getauscht hat und jetzt den Bösen Buben geben will. Aber dafür braucht es nicht nur Leistung, sondern auch Ecken und Kanten. Und die sucht man beim Golf vergebens.

Dafür können sich die Kunden wenigstens mit einem geringen Verbrauch trösten: Weil der Motor sein maximales Drehmoment so früh erreicht und man den Vierzylinder deshalb selten ausdrehen muss, ist das Golf R Cabrio laut Hersteller im Mittel mit 8,2 Litern zufrieden. Einerseits kein schlechter Wert, aber andererseits braucht zum Beispiel der neue Porsche Cayman keinen Tropfen mehr - und ist dann doch das dynamischere Auto.

Aber die VW-Entwickler können es besser - und das werden sie allen auch schon bald beweisen. Denn spätestens in einem Jahr kommt der neue Golf R auf Basis der siebten Generation. Der hat dann zwar erst einmal ein geschlossenes Dach. Doch holen die Ingenieure dafür sogar 290 PS aus dem Vierzylinder, spendieren dem Wagen wieder Allradantrieb und versprechen einen Fahrspaß, wie man ihn beim Golf bis dato noch nicht gekannt hat.