Eine Glosse von Frank Wald

Früher sortierte sich die Autowelt in klare Segmente. Auf den Straßen fuhren Kleinwagen, Kompaktwagen, Mittel- und Oberklasseautos. Vielleicht noch ein paar exklusive Sport- und Luxuskarossen für die betuchtere Gesellschaft. Inzwischen jedoch wimmelt es zwischen Alster und Elbe nur so von Mini-, Sub- und Volumensegmenten, Nischen- und Crossover-Modellen. Und Jahr für Jahr denken sich die Marketing-Strategen der Hersteller neue "Typklassen" aus. Nur um sich anschließend darin selbst als Pionier oder Marktführer zu feiern.

Doch ob nun "Premium-Kleinwagen" oder "Non-Premium-Roadster", "Multi Activity Vehicle" oder "Soft-Sportroader", die meisten bleiben ganz allein in ihrem Segment. Andere Typen jedoch treffen ganz offensichtlich den Zeitgeist, finden viele Nachahmer und wachsen Jahr um Jahr. Wie etwa die Geländewagen. Von denen die meisten gar keine Geländewagen sind, sondern hochgelegte Karossen, meistens auch mit Allradantrieb, neudeutsch SUV (Sport Utility Vehicle) genannt. Das hat nun auch das Kraftfahrtbundesamt erkannt. Künftig will die Flensburger Behörde im Segment der Geländewagen deshalb nur noch die echten Geländewagen führen. Dazu "zählen alle Pkw-Modelle, sobald sie als M1G-Fahrzeug gemäß Richtlinie 2007/46/EG typgenehmigt wurden. Ohne eine entsprechende Typgenehmigung werden Pkw-Modelle mit Offroad-Charakter im Segment 'SUVs' ausgewiesen".

Jetzt weiß man zwar, dass Brüsseler Bürokraten eine diebische Freude beim Verfassen von Verordnungen haben. Wenn man aber sieht, wer nach dieser Richtlinie am Ende in der KBA-Statistik als Geländewagen und wer als SUV geführt wird, darf man sich erneut fragen, welche internationalen Spitzenexperten da wieder am Werke waren. Warum ein Audi Q3, Nissan X-Trail oder Suzuki Grand Vitara, die außer mehr Bodenfreiheit und Allradantrieb keine wirklichen Offroadqualitäten besitzen, "echte" Geländewagen sein sollen, die ähnlich ausgestatteten Skoda Yeti, Ford Kuga oder Mitsubishi Outlander dann aber SUV, scheint reine Willkür oder laienhafte Ahnungslosigkeit.

Ein praktischer Versuch wäre erhellend: Man setze Brüsseler Beamte, vielleicht gleich noch zusammen mit ein paar KBA-Statistikern, in einen ihrer "echten" Geländewagen wie etwa das gelistete Lifestyle-Ungetüm BMW X6 oder einen Kia Sorento - und schaue sich an, wie sie damit aus einer schlammigen Ackerfurche heraus, durch ein Sandkuhle hindurch oder einen felsigen Abhang herunter kommen wollen.

Das Gelächter in Brüssel wäre hoffentlich bis Flensburg zu hören.