Nissan führt eine 200 PS starke Spitzenausführung des Juke ein und benennt sie nach der Tuningtochter Nismo

Was ist denn nur in die Nissan-Ingenieure gefahren? Über ein Jahr lang trommeln sie nun schon für den Europastart ihrer Tuningtochter Nismo, bauen den faszinierenden Rennwagen Deltawing, zwängen den GTR-Motor in den Juke, machen den Leaf zum Rundstreckenrenner und zeigen aller Welt, wie viel Lust sie an der Leistung haben. Und dann so etwas! Denn wenn die Japaner Mitte Februar mit der Nismo-Version des Juke endlich ernst machen, werden sich Kunden und Konkurrenz ein Lachen nicht verkneifen können: Gerade einmal zehn PS mehr Leistung und ein bisschen Schminke sollen reichen, um gegen die John-Cooper-Works-Modelle von Mini oder den Citroën DS3 Racing anzutreten. Zwar liegt der Nismo-Aufschlag dafür auch nur bei rund 2300 Euro, sodass es den vermeintlich scharfen Japaner schon ab 26.400 Euro gibt. Doch ist er in dieser Konfiguration mehr Sondermodell als Sportwagen.

Dabei fährt der Juke Nismo nicht schlecht. Wer so sanft mit dem Gas spielt, dass ihm die nervöse Stabilitätskontrolle nicht gleich wieder alle Kraft raubt, erlebt das Auto deshalb als quirligen Stadtflitzer. Er ist komfortabel abgestimmt, geht knackig um die Ecken, und jenseits von 3000 Touren macht der Turbo dem 1,6-Liter-Direkteinspritzer auch ordentlich Druck.

Doch weil eben schon das stärkste Serienmodell auf 190 PS kommt, ist der Lustgewinn vergleichsweise gering. Zumal die Ingenieure auch beim Soundtuning sehr zurückhaltend waren. Dass der Nismo unter den tiefer gezogenen Schürzen einen Sportauspuff hat und bisweilen auch mal sein Stimmchen erheben kann, hört man deshalb nur, wenn man direkt hinter dem Wagen steht. Innen dagegen gibt er den Leisetreter. Der Pkw verfügt über Sportsitze mit Alcantara-Bezug und roten Nähten, einen rot eingefärbten Drehzahlmesser und ein griffiges Lenkrad.

Das Außendesign ist nicht gerade ein Blickfang: Tiefere Schürzen und die retuschierte Front mit neuen LED-Lichtleisten müssen reichen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Auch mit seinen Fahrleistungen macht der Nismo keinen großen Stich: Beim Sprint auf Tempo 100 in 7,8 Sekunden holt die Sportversion gegenüber der Serie zwar ein paar Zehntel. Aber die Höchstgeschwindigkeit ist mit 215 km/h identisch. Wenigstens gilt das dann auch für den Verbrauch, den Nissan mit 6,9 Litern angibt.

Neben der Basisversion mit Frontantrieb und einer Sechsgangschaltung bietet Nissan den Juke Nismo für 3000 Euro mehr auch als Allradler an. Dann allerdings koppeln die Japaner den Motor auch noch mit einer stufenlosen Automatik und bremsen ihn weiter ein: Für den Sprint auf Tempo 100 braucht er deshalb 8,2 Sekunden, und die Spitzengeschwindigkeit ist bei 200 km/h erreicht. Gleichzeitig steigt der Verbrauch laut Werk auf 7,4 Liter.

Dieser Juke Nismo ist umso unverständlicher, weil sich die nächste Evolutionsstufe bereits abzeichnet. Denn zur Pressepremiere des neuen Modells haben die Japaner nicht nur das erste Exemplar des 370Z Nimso mit 344 statt 328 PS, sondern auch zwei Prototypen einer weiteren Juke-Variante mitgebracht, die im Herbst noch mal einen draufsetzen sollen. Dann kommt der 1,6-Liter-Turbo auf 218 PS, macht ordentlich Radau und geht mit strammerem Fahrwerk so zur Sache, dass man den Leistungssprung auch spüren kann. Dieses Auto wäre für den Start der Tuningtochter die bessere Wahl gewesen.