Er kostet keine 100 Euro, kann aber bei mangelnder Wartung den ganzen Motor ruinieren. Worauf zu achten ist

Der Zahnriemen ist ein Pfundskerl: Er muss mehrere Zehntausend Kilometer ohne Beanstandung durchhalten, äußerst biegsam sein, sich aber trotzdem nicht in die Länge ziehen lassen. Feuchtigkeit und extreme Temperaturen dürfen ihm nichts anhaben. Reißt er doch einmal, ist der Motor fast immer erledigt. Deswegen sind Autofahrer gut beraten, die von den Herstellern empfohlenen Wechselintervalle einzuhalten. Alternative zum Zahnriemen ist die Steuerkette. Sie ist haltbarer, aber auch kein Alleskönner.

Zahnriemen und Steuerketten übertragen die Kraft von der Kurbel- auf die Nockenwelle(n) von Viertaktmotoren. So sorgen sie dafür, dass die Nockenwellen Öffnungs- und Schließvorgänge der Ein- und Auslassventile steuern können. Wichtig dabei: Nockenwellen dürfen sich gegenüber der Kurbelwelle nicht verdrehen, denn der Motor muss im Takt bleiben. Das Luft-Kraftstoffgemisch wird angesaugt, dann verdichtet und verbrannt, und im vierten Takt werden die Abgase entlassen. Damit Kolben- und Ventilbewegungen synchron bleiben, ist es so wichtig, dass Riemen wie Kette nicht ausleiern.

Um den Zahnriemen zäh und zugfest zu machen, wird er aus speziellen Kunststoffen gefertigt, die Einlagen aus Stahlcord und Glasfasern erhalten. Die Steuerkette ist aus Metallgliedern gefertigt. "Der Zahnriemen spart Bauraum gegenüber der Steuerkette", nennt ADAC-Technikexperte Arnulf Thiemel einen Vorteil.

Deshalb werden bei kleineren Motoren in der Regel Zahnriemen eingesetzt, wogegen sich Steuerketten vor allem für größere Aggregate eignen. Laut einer Schätzung der Prüforganisation Dekra sind über zwei Drittel der Fahrzeugmotoren heute mit Zahnriemen ausgerüstet. Diese halten anders als viele Steuerketten kein Autoleben lang. Die Hersteller empfehlen den turnusmäßigen Wechsel. "Alle 120.000 bis 180.000 Kilometer ist die Regel - mit Abweichungen nach oben und unten", weiß Thiemel. Ein Wechsel kostet rund 600 bis 1000 Euro. "Der Zahnriemen selbst macht dabei nur 80 bis 100 Euro aus, das Aufwendige ist die Montage." Weil dafür der gleiche Arbeitsaufwand notwendig sei, ließen Autofahrer am besten gleich die rund 60 bis 80 Euro teure Wasserpumpe mitwechseln.

Vom eigenhändigen Handanlegen sollten Hobbybastler absehen. "Es muss der Steuerkasten geöffnet werden, der Riemen runter, Kurbel- und Nockenwellen fachkundig in Position gebracht und dann der neue Riemen eingepasst werden - das alles dauert mehrere Stunden", sagt Thiemel.

Weil eine Steuerkette im Prinzip haltbarer ist, geben die Hersteller dafür keine Wechselintervalle vor. Aber das heiße nicht, dass sie zwingend ein Autoleben lang halten müsse, betont die Dekra. Auch eine Steuerkette kann Probleme machen, wie die Beanstandungen bei einigen hundert TSI-Motoren in manchem Volkswagen vor rund einem Jahr dokumentieren. Ebenfalls Probleme mit der Steuerkette hatte laut des ADAC-Mann Thiemel BMW.

Anders als beim Zahnriemen kündigen sich Schwächen der Kette durch ein Rasseln beim Starten an. "Das passiert zum Beispiel, wenn der Kettenspanner im Druck nachlässt", sagt Hans-Jürgen Mäurer, Leiter Entwicklung bei der Dekra. Auch Ketten und Spanner müssten als Verschleißteile deshalb ab einer höheren Laufleistung regelmäßig überprüft werden. Ein Zahnriemen dagegen reißt, ohne dass sich das vorher ankündigt. Je nach dem empfohlenen Intervall für den Austausch und der Laufleistung wird ein Wechsel deshalb oft schon nach wenigen Jahren akut.

Beim Kauf eines Gebrauchtwagens sollte immer nachgefragt werden, wann oder ob der Riemen überhaupt gewechselt wurde. Wer das nicht tut, hat unter Umständen das Nachsehen. Denn reißt der Zahnriemen später, haften selbst gewerbliche Händler nur, "wenn sie eine Beschaffenheitsgarantie für den Zustand des Zahnriemens abgegeben oder die Fehlerhaftigkeit arglistig verschwiegen haben", sagt Herbert Engelmohr aus der Rechtsabteilung des Automobilclubs von Deutschland (AvD). Da das nur selten eintreten dürfte, gelte der Regelfall - nämlich dass der Verkäufer nicht dafür sorgen muss, dass das Fahrzeug nach dem Kauf fehlerfrei bleibt, sondern nur bei Übergabe keine nennenswerten Fehler hatte. Für Zahnriemen bedeute das: Wenn das Wartungsintervall überschritten war, lasse das noch nicht vermuten, dass der Riemen bereits fehlerhaft war.

"Die meisten Gerichte stufen einen Zahnriemenriss als Verschleiß ein und lehnen Gewährleistungsansprüche ab", so Engelmohr. Auch mit einer Gebrauchtwagengarantie dürften ein Zahnriemenriss und dessen Folgen kaum abgedeckt sein. "Schließlich ist der Schaden auf ausgelassene Wartung zurückzuführen", sagt Engelmohr. Und das sei kein Garantiefall. Deshalb gilt: Ist das Wechselintervall doch einmal überschritten, sollte der Zahnriemen bald erneuert werden. Bis der Wagen in der Werkstatt steht, empfiehlt sich behutsames Fahren ohne allzu große Lastwechsel wie ruckartiges Gasgeben.