Qoros bringt mit dem GQ3 eine kompakte Limousine in den Handel, die günstig und vor allem sicher sein soll

Lustloses Design, billige Plastiklandschaften, schlampige Verarbeitung und katastrophale Crashtests: Was bislang an Autos aus China nach Europa kam, taugte den etablierten Marken am unteren Ende des Preisrahmens allenfalls als Lachnummer. Doch jetzt könnte Importeuren wie Skoda, Chevrolet, Kia oder Hyundai womöglich das Lachen vergehen. Denn auf dem Genfer Salon im März gibt eine neue Marke aus China ihren Einstand, die für fernöstliche Verhältnisse beinahe einen Premiumanspruch hat und gezielt für den Export in den Westen entwickelt wurde. Dass dem Kunstprodukt Qoros dabei als erster Marke aus dem Reich der Mitte durchaus Chancen eingeräumt werden, liegt vor allem am erfahrenen Personal. Denn für Entwicklung, Produktion, Design und Vertrieb sind erfahrene europäische Automanager verantwortlich.

Wichtigster Mann im Vorstand ist der deutsche Volker Steinwascher, zuletzt Volkswagens Mann für den US-Markt. Und für das Design steht Gert Volker Hildebrand, der für BMW den Mini in Form gebracht hat. Zusammen mit einem internationalen Team zeichnet er nun in Deutschland, Österreich und Schweden eine ganze Flotte von neuen Fahrzeugen, die mit der Technik von renommierten Zulieferern wie Bosch, Continental, TWR oder Valeo ausgestattet und maßgeblich bei Magna-Styr in Graz entwickelt werden. Neben Hildebrand arbeiten in Shanghai, München oder Graz etwa 30 weitere deutsche Spezialisten.

Losgehen soll es mit der kompakten Limousine GQ3, die in Genf ihre Premiere feiert und schon kurz danach in den Handel kommt. Offizielle Preise gibt es noch nicht. Es kursieren Zahlen zwischen 12.000 und 14.000 Euro.

Zurückhaltend mit nur wenigen Linien gezeichnet, sieht der Viertürer auf den ersten Blick schlicht und schick aus. Er hat markante Scheinwerfer und Rückleuchten, eine schmucke Dachlinie und keine verspielten Details.

Auch der Innenraum macht auf den ersten Fotos einen überraschend noblen Eindruck. Es gibt gedeckte Farben, augenscheinlich hochwertige Materialien, die sauber verarbeitet wirken, und vor allem eine üppige Ausstattung. So bekommt der GQ3 ein schlüsselloses Startsystem, einen Tempomat und eine Klimaautomatik sowie serienmäßig ein großes Touchscreen-Navigationssystem samt Musikanlage. Zur Technik machen die Chinesen noch nicht viele Angaben. Man weiß aber, dass der österreichische Zulieferer AVL für Qoros neue Vierzylinder entwickelt hat.

Wie viel Hubraum und Leistung die haben werden, und ob es auch einen Diesel gibt - das ist bislang noch alles offen. Nur beim Thema Sicherheit wird die Qoros-Mannschaft mitteilsamer: Sie verspricht eine umfangreiche Ausstattung und stellt fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest in Aussicht.

Bei der Limousine soll es aber nicht bleiben: Auf der gleichen Plattform planen die Chinesen zudem einen Schrägheckvariante und einen kleinen Geländewagen. Und natürlich kommt danach das zumindest für den Heimatmarkt augenscheinlich unverzichtbare Elektroauto. Drei Jahre später soll dann eine zweite Plattform in der Mittelklasse das Portfolio erweitern.

Obwohl die Ambitionen groß sind, bleiben die Planungen erst einmal bescheiden: Vorerst hat Qoros sein Werk vor den Toren von Shanghai für 150.000 Autos im Jahr ausgelegt. Dafür braucht der Volkswagen-Konzern kaum mehr als eine Woche.