Der Allradler ist sparsamer geworden, bietet mehr Platz, hat einige Assistenzsysteme mehr und kostet auch noch 1000 Euro weniger als früher.

Entwickelt wurde er in Köln. Doch die erste Studie stand vor zwei Jahren auf der Messe in Detroit. Seine Weltpremiere feierte er in Los Angeles, und in Amerika ist er unter dem Decknamen Escape schon seit fast einem halben Jahr zu kaufen. Aber jetzt kommt der Weltenbummler endlich nach Hause: Denn ab März wird der neue Ford Kuga auch in Deutschland angeboten. Zu Preisen ab 24.000 Euro und damit 1000 Euro günstiger als früher soll der Berglöwe vor allem den Rückstand zum VW Tiguan aufholen und den Korea-Modellen Hyundai ix35 und Kia Sportage die Zähne zeigen.

Das Design wurde nur moderat weiterentwickelt, und der Radstand ist sogar unverändert. Aber trotzdem ist der Kuga ein komplett neues Auto, verspricht Projektleiter Michael Nentwig und lenkt den Blick zum Beispiel auf die lange Liste der Assistenzsysteme, die sein ganzer Stolz ist. "Kein anderer Ford hat so viele elektrische Helfer", sagt der Ingenieur und nennt den Kuga deshalb auch nicht Sport, sondern Smart Utility Vehicle. Nicht umsonst kann der Kuga jetzt Verkehrszeichen erkennen, den Abstand zum Vordermann halten oder mit einem Lenkeingriff bei Spurführung und Spurwechsel unterstützen.

Zwar bieten manche Konkurrenten diesen Assistenten längst ebenfalls. Doch zumindest der Trick mit der Heckklappe ist unter den Geländewagen noch etwas Besonderes. Denn wer mit schweren Taschen und vollen Händen hinter den Kuga tritt, muss nicht erst in den Taschen nach dem Schlüssel wühlen. Sondern ein Fußschwenk unter der Stoßstange genügt, dann schwingt die große Luke von alleine auf. Und zum ersten Mal klappt das auch in der Gegenrichtung. Dieser Kunstgriff öffnet ein Ladeabteil, das deutlich gewachsen ist. Nicht umsonst hat Ford den Kuga um acht Zentimeter gestreckt und zudem eine in der Neigung verstellbare Rücklehne eingebaut. So kann man schon bei normaler Konfiguration 438 Liter (+ 28 Liter) verstauen. Stellt man die Lehne etwas aufrechter, passen 481 Liter hinein, und bei umgeklappter Rückbank und dachhoher Beladung fasst der Kuga bis zu 1653 Liter.

Aber nicht nur der Kofferraum ist größer geworden. Auch auf der Rückbank fühlt man sich besser aufgehoben. Gerade im Vergleich zum Segmentführer VW Tiguan fällt auf, wie bequem im Kuga zwei Erwachsene im Fond sitzen können. Die Zeche dafür zahlt allerdings der Fahrer. Der hat zwar eingerahmt vom stark zu ihm geneigten Cockpit und der hohen Mittelkonsole das Gefühl, er sitze mittendrin statt nur dabei. Er bekommt ein gutes Gespür für den Wagen und denkt schnell, er sei ein Rennfahrer. Doch wenn man nicht gerade auf Messers Schneide um die Kurven fliegt und wie ein Rallye-Pilot nach der Bestzeit jagt, fühlt man sich beinahe ein wenig eingeengt und fährt wenig entspannt.

Den sportlichen Zuschnitt hat Ford aber mit Bedacht gewählt. Denn die Fahrdynamik ist eine Eigenschaft, die Projektleiter Nentwig besonders am Herzen lag. Deshalb haben die Kölner nicht nur besonders lange an der elektrischen Servolenkung gefeiert, sondern auch den Allradantrieb überarbeitet. Traktion bei Eis und Schnee wird dabei in Nentwigs Präsentation zur Nebensache, weil der Ingenieur das einfach als Standard voraussetzt. Stattdessen schwärmt er von der schnellen Kraftverteilung zwischen den beiden Achsen und vom Torque Vectoring zwischen den beiden Rädern auf der jeweiligen Achse. Beide Systeme seinen so programmiert, dass der Kuga zum Kurvenjäger werde, verspricht Nentwig, und die erste Testfahrt gibt im recht: Als sei er der GTI unter den Geländewagen, fühlt sich der immerhin gut 1,6 Tonnen schwere Allradler handlich und leichtfüßig an, wenn er über eine eng gewundene Landstraße sticht. Und weil man trotzdem wohl die meiste Zeit auf der Autobahn unterwegs ist, hat Nentwigs Truppe auch den Alltagskomfort erhöht: Dank einer glatt geschliffenen Karosse, zusätzlicher Dämmung im Motorraum und dickeren Scheiben herrscht jetzt an Bord mehr Ruhe.

Unter der Haube bieten die Kölner zwei Motoren in je zwei Leistungsstufen an, von denen jeweils die schwächere auch als Fronttriebler zu haben ist. Den zwei Liter großen Diesel kennt man vom Vorgänger. Ihn gibt es mit 140 oder 163 PS und auf Wunsch auch mit Doppelkupplungsgetriebe. Damit sind Geschwindigkeiten bis zu 198 km/h möglich, und obwohl der Kuga etwas größer und nicht leichter geworden ist, geht der Verbrauch um zehn Prozent zurück. Dass es nicht mehr sind, liegt unter anderem an der fehlenden Start-Stopp-Automatik.

Der modernere Motor mit dem größeren Sparsprung ist der Benziner. Denn auch im neuen Kuga gibt es jetzt ein EcoBoost-Triebwerk mit Turbo und Direkteinspritzung. Deshalb reichen 1,6 Liter Hubraum für 150 oder 182 PS, mit denen immerhin 200 km/h drin sind. Und weil es für den Benziner auch eine Start-Stopp-Automatik gibt, geht der Verbrauch hier um bis zu 26 Prozent zurück. Mit 6,6 Litern für die sparsamste Variante kommt der Benziner dem Diesel so nah, dass nur noch Vielfahrer zum Selbstzünder greifen müssten.

Er sieht besser aus, er ist sparsamer geworden, bietet mehr Platz, hat mehr Assistenzsysteme und kostet auch noch 1000 Euro weniger als früher. Kein Wunder, dass Ford den Absatz des Kuga in Deutschland um 25 Prozent steigern und im nächsten Jahr gleich 20.000 Autos verkaufen will. Doch nicht alles ist besser geworden am neuen Kuga. Zwar mag das Infotainment-System Sync mit kinderleichter Integration für Telefon und MP3-Player wirklich ein großer Wurf sein. Doch die Bedienung ist mit dem Heer von Schaltern und Tastern am Lenkrad und auf der Mittelkonsole eine derart nervige Angelegenheit, dass man das System eigentlich nur ausschalten möchte. Dabei hat Ford bereits den Frieden im Krieg der Knöpfe geschlossen: Nicht umsonst lassen sich fast alle Funktionen angeblich auch per Sprache bedienen.