Viele Autobatterien machen im Winter vorzeitig schlapp. Dann ist Starthilfe angesagt - und zugleich Vorsicht geboten

Pannendienste haben im Winter alle Hände voll zu tun: Leere oder zu schwache Batterien sind im Jahresdurchschnitt für rund 30 Prozent der Einsätze verantwortlich. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit steigt diese Zahl deutlich an. Ein Starthilfekabel im Kofferraum und ein befreundeter Nachbar können den Anruf beim Pannenhelfer überflüssig machen. Doch wer die Kabel nicht in der richtigen Reihenfolge anschließt oder ein altes Starthilfekabel benutzt, riskiert Spannungsspitzen in der Bordelektronik. Das Resultat: ein zerstörtes Fahrzeugsteuergerät und eine teure Reparatur.

Wie geht es also richtig? Kleine schwarze Kästchen auf dem Kabel zeigen, dass es sich um ein neues Modell mit Überspannungsschutz handelt. Zunächst müssen an beiden Autos Zündung und sämtliche Verbraucher ausgeschaltet werden. Die Schaltung muss sich im Leerlauf, beim Automatikgetriebe in Parkstellung befinden. Dann wird mit dem roten Kabel zuerst der Pluspol der leeren mit dem der vollen Batterie verbunden. Das schwarze Kabel wird anschließend an den Minuspol der Spenderbatterie und dann im Pannenfahrzeug an ein blankes Metallstück der Karosserie im Bereich des Motorraums geklemmt, wo es nicht abrutschen kann. Einige Pkw-Modelle haben dafür einen speziell gekennzeichneten Massepunkt im Motorraum. Auf keinen Fall gehört das schwarze Kabel an den Minuspol des leeren Akkus. Denn dann können Funken im Bereich der Batterie Gase entzünden.

Wenn das Kabel von der Karosserie abrutscht, kann es zu den gefürchteten Spannungsspitzen kommen. "Das muss nicht passieren, kann aber ins Auge gehen", sagt Norbert Hartmann, Serviceberater Autotechnik beim Auto Club Europa (ACE). Sind die Wagen per Kabel verbunden, wird erst das Helfer- und dann das Pannenauto gestartet. Danach können die Kabel in der umgekehrten Reihenfolge wieder getrennt werden. "Dann noch 60 bis 90 Minuten fahren, und der Stromspeicher ist wieder geladen", so Hartmann.

Unsicher sind viele bei der Frage, ob man Autos mit Katalysator noch Anschieben oder Anschleppen darf. "Man kann das einmal versuchen, wenn der Wagen dann nicht anspringt, sollte man ihn stehen lassen", rät Hartmann. Beim Anschieben könne unverbrannter Kraftstoff ins Abgassystem gelangen und dort den Katalysator zerstören.

"Wenn der Wagen anspringt, sobald man die Kupplung loslässt, ist das okay", sagt auch Hans-Walter Kaumanns, Experte beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Wenn aber der Hersteller in der Bedienungsanleitung Anschieben oder Abschleppen untersagt, sollte man sich auch daran halten. Hybridfahrzeuge dürfen nicht angeschoben werden.

Damit solche Aktionen gar nicht erst nötig werden, könnte man die Batterie im Winter theoretisch auch ausbauen, wenn der Wagen eine Zeit lang nicht benutzt wird. Peter Gutzeit vom Branchenverband Battery Safety Organization (BATSO) rät davon aber eher ab: "In unseren Breiten kann ein normales Auto auch im Winter zwei Wochen am Flugplatz stehen." Abgesehen davon drohe bei einem Ausbau Datenverlust. Das Autoradio kann den Stromverlust als Diebstahl interpretieren und muss dann neu codiert werden, ergänzt ACE-Experte Hartmann.

Wie lange eine Batterie hält, ist nicht vorherzusagen. Viele Kurzstrecken schaden der Batterie aber auf jeden Fall. Deshalb sollte der Fahrer den Akku bei solchen Touren ein wenig schonen, indem er zum Beispiel auf die Sitzheizung und auch die Klimaanlage verzichtet.

Auch Schmutz tut den Energiespendern nicht gut: Feuchter Dreck kann zum Beispiel zu sogenannten Kriechströmen führen, die Batterien ganz langsam entladen. Deshalb sollten sie von Zeit zu Zeit gründlich gereinigt werden, empfiehlt Hartmann. Außerdem könne sich an den Batteriepolen sowie an Polklemmen eine weißliche Oxidschicht bilden, die den Stromfluss behindert. Laien überlassen die Säuberung am besten der Werkstatt.