Der Mercedes A 250 im Abendblatt-Praxistest

Wer heute zu den Rentnern zählt, fühlt sich im Schnitt zehn Jahre jünger, als er wirklich ist. Das hat eine kürzlich veröffentlichte Studie ergeben und gilt mutmaßlich sogar für fast alle in Deutschland lebenden Menschen über 45. Der Trend zur neuen Dynamik spiegelt sich auch in der Automobilbranche wider, besonders deutlich zu erkennen bei Mercedes. Deren A-Klasse, bislang wegen der hohen Sitzposition und dem eher klassischen Ambiente vor allem bei einer älteren Zielgruppe beliebt, wurde zum Generationswechsel brachial auf Jugendlichkeit getrimmt.

Dass viele Alt-Kunden mit dem neuen Modell fremdeln dürften, wurde bewusst in Kauf genommen. Fahrer, die gerne hoch sitzen und stets den Überblick behalten wollen, werden mit der neuen A-Klasse nämlich nichts anfangen können. Denn jetzt ähnelt das Auto vom Zuschnitt und dem Styling einem 1er BMW, obwohl die Stuttgarter anders als die Münchner auf Frontantrieb setzen. Die neue Form verschlechtert die Rundumsicht und macht das Ein- und Aussteigen komplizierter - sie sorgt aber auch für ein komplett neues Fahrgefühl der Insassen. Beim Fahrer kommen mitunter sogar Sportwagen-Assoziationen auf, was auch an der knackigen Lenkung, dem leistungsstarken Motor und dem straffen Fahrwerk liegt.

Beim Gasgeben mit dem 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder (211 PS, max. 240 km/h, in 6,6 Sekunden auf Tempo 100, Testverbrauch um 7,5 Liter Super) sollte man das Steuer gut festhalten, denn der Frontantrieb kann durchaus mal daran zerren. Übertreibt man es nicht, vermittelt die direkte, knackige Lenkung aber guten Kontakt zur Straße, Kurven lassen sich leicht nehmen. Beim Doppelkupplungsgetriebe kann man über Schaltwippen am Lenkrad die sieben Gänge von Hand wechseln, die meisten Fahrer werden aber wohl den Automatik-Modus nutzen. Er wirkt leider nicht so harmonisch wie eine normale Automatik, mancher Gangwechsel vollzieht sich recht ruppig.

Das Interieur entspricht dem neuen Mercedes-Stil, wirkt aber mit seinen auffälligen Lüftungsdüsen und dem iPad-ähnlichen Monitor für Navigation und Rückkamera zu verspielt. Die Bedienbarkeit hat darunter etwas gelitten, zum Beispiel liegen die Schalter der Klimaanlage zu tief.